Weimar. Pfarrerin Teresa Tenbergen schreibt über Krisen und Lichtblicke, die es trotzdem immer gibt.

Wann haben Sie das letzte Mal so richtig gejubelt? Mit Luftsprung, Strike oder einem lauten Jauchzer?

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Zur Zeit ist das gar nicht so leicht. Um unzählige Sachen sorge ich mich. Jeder Tag stellt mich vor Fragen: Bekommen wir das hin? Das mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt? Das mit dem Frieden? Das mit der Demokratie? Das mit dem Klima? Das mit den sicheren Orten? Eine gute Zukunft?

Das Wort Krise hat sich nicht nur in den Nachrichten festgesetzt, sondern auch in meinem Kopf. Die Diskussionen sind angespannt. Und mehr und mehr droht das Gefühl von Solidarität auseinanderzubröckeln. Ich weiß ja: Mir selbst geht es gut. Doch die Herausforderungen für scheinbar alles in dieser Welt sind so groß, dass mir schwindlig ist.

Jubeln, so richtig? Nein, irgendwie geht das gerade nicht.

Teresa Tenbergen ist Pfarrerin an der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche).
Teresa Tenbergen ist Pfarrerin an der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche). © Kirchengemeinde Weimar/Archiv | Guido Werner

Aber der morgige Sonntag im christlichen Kirchenjahr lässt sich nicht beirren. Jubilate heißt er: Jubelt! Wirf mal kurz einen Blick aus dem Fenster: Das Grün ist unglaublich, oder? Der Flieder duftet. Es ist Frühling. Trotz allem. Es gibt ganz schön viel Liebe da draußen. Trotz allem. Viele kleine Neuanfänge. Trotz allem. Es gibt ganz schön viele Menschen, die das versuchen, das mit dem Frieden und das mit dem Füreinanderdasein. Trotz allem. Es gibt ganz schön viele kreative Ideen. Ganz schön viel Gutes und positiv Weltbewegendes. Trotz allem. Und Gott. In allem.

Mag sein, dass mein Jubeln gerade ein bisschen heiser klingt. Aber ich versuche es. Leise. Trotzdem.

Teresa Tenbergen ist Pfarrerin der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul.