Bad Langensalza. Die letzten Partien zwischen Bietigheim und dem Thüringer HC waren eng, die Unterschiede aber zwischen den Ersten der Handball-Bundesliga sind groß.

10:9: Der Blick in die Vergangenheit der direkten Duelle verschafft den Thüringer Handballerinnen einen winzigen Vorteil. Einen Sieg mehr haben die Frauen um Trainer Herbert Müller seit dem ersten Aufeinandertreffen vor nunmehr 13 Jahren auf dem Konto als Bietigheim. In der Bundesligatabelle trennen die zwei Führenden drei Punkte. Der Schein des Gipfels von zwei Kontrahenten auf Augenhöhe trügt indes aus Thüringer Sicht. Die Lust darauf ist dennoch groß.

Herbert Müller spricht vom leichtesten Spiel der Saison, wenn er an das Duell an diesem Mittwoch beim Ersten denkt (19 Uhr). Groß ist die Chance, mit seinem Team in den Kampf um den Titel eingreifen zu

Johanna Stockschläder kommt frei vor Karolina Kudlacz-Gloc zum Wurf. Zwei Tore warf die THC-Linksaußen zuletzt gegen Bietigheim und brachte den Ersten beim 29:31 noch einmal in Bedrängnis.
Johanna Stockschläder kommt frei vor Karolina Kudlacz-Gloc zum Wurf. Zwei Tore warf die THC-Linksaußen zuletzt gegen Bietigheim und brachte den Ersten beim 29:31 noch einmal in Bedrängnis. © FUNKE Foto Services | Sascha Fromm

können. Gewaltig aber seien die Unterschiede. „Bietigheim spielt in seiner eigenen Liga, sowohl budgetär als auch sportlich“, wiederholt sich der Trainer. Er hebt die besondere Güte des Spitzenreiters hervor und vor allem dessen breiten Kader fast durchweg nur mit Nationalspielerinnen. Müller spricht von „doppelter Qualität auf jeder Position“; THC-Manager Maik Schenk von einer – realistisch betrachtet – kaum lösbaren Aufgabe. Bietigheim habe keine Doppelbelastung durch englische Wochen, könne auf den gesamten Kader bauen. „Da müsste Ostern und Weihnachten schon zusammenfallen, dass es eine Überraschung gibt.

60 Minuten zwischen sicherem Titelund heißem Saisonfinale

Die Ergebnisse untersetzen seine Meinung. Seit 52 Punktspielen eilt die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch von Sieg zu Sieg. Der 53. Erfolg könnte nach vier Titeln in der vergangenen Serie die sichere nächste Meisterschaft bedeuten. Eine Niederlage machte den Titelkampf gegen den einzig ernsthaften Verfolger aus Thüringen bei danach noch sechs ausstehenden Partien richtig spannend.

Johanna Stockschläder wäre das nur recht. Von Last wollte die Linksaußen aber nicht sprechen, eher von der Lust, dem Ersten noch dichter auf die Pelle rücken zu können: „Das ist das Highlight der Saison“, meint sie vor der Spitzenpartie. „Ich möchte Bietigheim gern schlagen“, sagt sie und geht mit einem positiven Gefühl in das unter Umständen entscheidende Meisterschaftsspiel, aber ganz ohne Druck.

Wenn eine Mannschaft dem Ersten gefährlich werden könnte, dann wären es die Thüringerinnen. Im Hinspiel sind sie im November wie zuvor im Pokal-Final-Four nah dran gewesen, das Team um die früheren THC-Spielerinnen Annika Meyer, Kerstin Kündig und Danick Snelder straucheln zu lassen. Beim 31:29 zuletzt in der Salza-Halle warf Xenia Smits 20 Sekunden vor der Sirene den entscheidenden Treffer.

Das macht in den Augen von Johanna Stockschläder den Unterschied aus. Bietigheim besäße eben dieses Können, um in den entscheidenden Momenten die Tore zu machen. „Da ist die Qualität das Quäntchen besser“, sagte die Nationalspielerin, die sich bei DHB-Lehrgängen mit Xenia Smits das Zimmer teilt. Blomberg-Lippe hatte das im März beim 30:31 in der letzten Sekunde noch schmerzlicher erfahren. „Aber es ist schön zu sehen, dass man diese Mannschaft ärgern kann“, zieht die THC-Außen Positives heraus und fügt gespannt an: „Bis jetzt ist alles offen.“ Klingt sehr nach: Alles darf, nichts muss.

Bietigheim – THC, Mittwoch, 19 Uhr