Hannover. Der SC Magdeburg befindet sich im Titelrennen der Handball-Bundesliga plötzlich in der Verfolgerrolle. Das Ende eines außergewöhnlichen Erfolgslaufs schmerzt.

Der Bart kommt ab. Nach dem Ende der stolzen Erfolgsserie des SC Magdeburg von wettbewerbsübergreifend 30 Spielen ohne Niederlage kann Bennet Wiegert endlich wieder zum Rasierer greifen.

„Es ist vielleicht das einzige Positive, dass diese Geschichte nun Geschichte ist“, sagte der Trainer des Champions-League-Siegers nach dem unerwarteten Rückschlag im Titelkampf der Handball-Bundesliga beim 27:28 in Hannover.

Weil sich Wiegert aus Aberglaube nur nach Niederlagen rasiert, wucherte die Gesichtsbehaarung des 42-Jährigen fünf Monate lang ungebremst. Am 21. September des Vorjahres waren die Magdeburger in der Königsklasse beim 20:32 in Barcelona zuvor letztmals als Verlierer vom Parkett gegangen.

Was folgte, war ein außergewöhnlicher Erfolgslauf. Ob Bundesliga, DHB-Pokal, Club-WM oder Champions League - kein Team vermochte den deutschen Vizemeister zu schlagen. Bis zum Sonntag. „Es fühlt sich ganz schrecklich an, weil wir das Verlieren nicht mehr gewohnt sind“, sagte Wiegert nach der Pleite in Hannover.

Die Erklärung dafür lieferte der ehrgeizige Trainer gleich mit. „Wir haben es nicht geschafft, die Leistung der letzten Monate abzurufen. Dass dieser Moment kommen würde, war uns bewusst, auch wenn es heute nicht hätte sein müssen.“ Immerhin führte sein Team nach 36 Minuten noch mit sechs Toren.

Plötzlich Verfolger

Durch die Niederlage befinden sich die Magdeburger im Titelrennen plötzlich in der Verfolgerrolle. Der Rückstand auf den neuen Tabellenführer Füchse Berlin beträgt zwar nur zwei Punkte, doch Wiegert befürchtet einen mentalen Knacks bei seinen Schützlingen. „Ich hoffe, wir kriegen es schnell aus den Köpfen. Ich habe aber die Spieler in der Kabine gesehen und glaube, es wird Zeit benötigen“, sagte er. Linksaußen Matthias Musche hatte die Gefühlslage direkt nach dem Abpfiff so geschildert: „Es tut verdammt weh. Wir wollten, dass die Serie noch lange weitergeht.“

Zeit zum Wunden lecken bleibt erst einmal nicht. Bereits am Mittwoch muss der SCM in der Königsklasse beim slowenischen Meister RK Celje Pivovarna Laško den zweiten Tabellenplatz in der Gruppe B, der zum direkten Einzug ins Achtelfinale berechtigt, absichern. Erst danach kann Wiegert in einer spielfreien Woche psychologische Aufbauarbeit leisten, ehe am 29. Februar in eigener Halle der Champions-League-Kracher gegen den FC Barcelona ansteht.

In der Bundesliga sind die Magdeburger erst wieder am 2. März beim VfL Gummersbach gefordert. Acht Tage später kommt es zum Showdown mit den Füchsen Berlin. Deren Geschäftsführer Bob Hanning hat den Rivalen im Meisterkampf weiter fest auf der Rechnung: „Der SCM spielt eine überragende Saison. Ich sehe uns aber nicht chancenlos.“