Kiel. Zum 110. Mal treffen die Handballer des THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt im „Nord-Clasico“ aufeinander. Um den Titel geht es diesmal nicht. Wichtig ist das Spiel für beide Clubs aber dennoch.

Um die Meisterschaft geht es im wohl traditionsreichsten deutschen Handball-Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt in diesem Jahr nicht mehr. Dennoch steht in der mittlerweile 110. Ausgabe des „Nord-Clasico“ am Samstag (15.40 Uhr/ARD und Dyn) in der Kieler Wunderino-Arena für beide Teams viel auf dem Spiel.

Eine Niederlage dürfen sich weder die Flensburger auf Rang drei (37:11 Punkte) noch die dahinter platzierten Kieler (34:12) erlauben, wenn sie ihre theoretischen Chancen auf einen Champions-League-Platz in der kommenden Saison erhalten wollen.

„Wir sind da realistisch und sehen, dass die ersten beiden Mannschaften vorne ein Stück weg sind“, sagte SG-Geschäftsführer Holger Glandorf mit einem Blick auf Tabellenführer Füchse Berlin (43:7) und Verfolger SC Magdeburg (42:6). Der 40 Jahre alte Ex-Nationalspieler sagte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur aber auch: „Die Liga ist schon verrückt. Sollte noch einmal eine Tür aufgehen, wollen wir auch bereit sein, da durchzugehen. Aber in erster Linie müssen wir auf uns schauen und unsere Aufgaben erledigen, bevor wir auf Magdeburg und Berlin blicken.“

Highlight-Spiel für jeden Handballer

Auch Glandorfs Kieler Kollege Viktor Szilagyi blickt eher auf das Derby und nicht auf das Gesamtklassement: „Wenn wir Flensburg mit einem Sieg in der Tabelle zumindest schon einmal nach Minuspunkten überholen können, ist das eine erfreuliche Begleiterscheinung. Wir haben als Fünfter überwintert. Das Ziel war danach, so viele Plätze wie möglich wieder gutzumachen.“

Ein besonderes Spiel wird es am Samstag in jedem Fall auch für den Kieler Rechtsaußen Niclas Ekberg. Der Schwede, der nach der Saison in seine Heimat zurückkehren wird, tritt zum 39. Mal gegen die SG an. „Das Derby ist immer ein Spektakel, ein Highlight-Spiel, für das man Handballer geworden ist. Zu wissen, dass es Samstag das letzte dieser Spiele sein wird, tut schon ein bisschen weh“, sagte der 35-Jährige.

Keine personellen Sorgen

Vor der Partie hatten beide Mannschaften wegen der Olympia-Qualifikation eine ungewöhnlich lange Pause. Über den Wert der spielfreien Zeit war sich Glandorf unsicher: „Ich bin da zwiegespalten. Auf der einen Seite tut eine Pause natürlich immer gut. Jedoch ist es auch schwierig, gerade wenn man vor der Pause im Flow war und die Spieler dann bei den Nationalmannschaften ein anderes System gespielt haben. Unter dem Strich hat alles seine Vor- und Nachteile. Da wir es nicht beeinflussen können, müssen wir für uns das Beste aus der Situation machen.“

Personell haben beide Mannschaften keine ganz großen Sorgen. Bei den Kielern trainierte der französischen Torhüter Samir Bellahcene wegen muskulärer Probleme zuletzt nur eingeschränkt, dürfte aber bis Samstag fit werden. Die SG muss noch immer auf den niederländischen Rückraumspieler Kay Smits wegen dessen Herzmuskelentzündung verzichten.

Bilanz spricht für Kiel

Nach den bisher 109 Derbys steht Kiel bei 65 Siegen. Flensburg gewann 39 Mal, fünfmal trennte man sich unentschieden. Im Hinspiel am 7. September vergangenen Jahres hatte die SG lange Zeit zurückgelegen, dann aber die Partie durch einen Treffer von Linksaußen Emil Jakobsen in letzter Sekunde doch noch mit 28:27 gewonnen.

Für den THW-Rückraumakteur Nikola Bilyk steht fest: „Zweimal gegen Flensburg in einer Saison zu verlieren, wollen weder wir noch unsere Fans.“ Eine Äußerung, die unterstreicht, wie wichtig der „Nord-Clasico“ für Kiel und Flensburg ist. Auch wenn es in diesem Jahr nicht um die deutsche Meisterschaft geht.