Wiesbaden. Das Relegationspiel zur 2. Liga zwischen Wiesbaden und Bielefeld wurde von Ausschreitungen überschattet und war lange unterbrochen.

Lange sah es nach Abbruch aus, im Stadion des SV Wehen Wiesbaden spielten sich ab der 82. Minute im Relegationsspiel zur 2. Liga gegen Arminia Bielefeld schreckliche Szenen ab: Böller flogen aufs Feld, ein Feuerwerkskörper landete unmittelbar neben Arminias Athletiktrainer Niklas Klasen. Unter Tränen versuchte Kapitän Fabian Klos, die Lage zu beruhigen, redete auf die Chaoten ein, die die Feuerwerkskörper von der Tribüne geworfen hatten. Schiedsrichter Benjamin Brand schickte die Mannschaften zunächst in die Kabine, nach 20 Minuten setzte der Unparteiische die Partie fort.

Klos zeigte sich schockiert. Nicht nur von den Aktionen der Fans, sondern vor allem von der sportlich unzumutbaren Leistung seiner eigenen Teamkameraden, die er als Auslöser für die Wut der Anhänger sah. „Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen. Die Fans haben auf das reagiert, was dieses sogenannte Team auf dem Rasen gezeigt hat. Ich kann mich nicht vor diese Mannschaft stellen. Das Ding ist durch“, sagte der Bielefelder Routinier. „Man muss dieser Mannschaft den Charakter absprechen. Mein Sohn ist heute ein Jahr alt geworden. Dafür habe ich das verpasst... Nun muss nach der Relegation wirklich alles hinterfragt werden.“ Bielefelds Fans, die schon zuvor zweimal eine Spielunterbrechung provoziert hatten, skandierten schon während der Partie: „Wir haben die Schnauze voll.“

Arminia Bielefeld droht nach einem Debakel im von Fan-Ausschreitungen überschatteten Relegations-Hinspiel der zweite Abstieg nacheinander. Die Mannschaft von Trainer Uwe Koschinat verlor beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden 0:4 (0:1) und steht vor dem Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) in Bielefeld mit dem Rücken zur Wand. Ein Sturz in die Drittklassigkeit hätte für die Arminia gravierende Folgen - in der Schlussphase sorgten Bielefelder Fans für Chaos und eine minutenlange Unterbrechung. "Das sind die Bilder, die im Gedächtnis bleiben, nicht die tollen sportlichen", ärgerte sich Sat1-TV-Experte Markus Babbel. "Das geht mir brutal auf den Zeiger."

Mannschaft übernahm Eintritt für Fans

Bielefelder Fans zünden Raketen.
Bielefelder Fans zünden Raketen. © dpa

Im zweiten Duell steht Bielefeld nun vor einer riesigen Hürde. Nach Gegentreffern durch Ivan Prtajin (6.), Johannes Wurtz (50.), Benedict Hollerbach (60.) und John Iredale (82.) muss die Arminia eine Aufholjagd hinlegen - und benötigt dafür eine deutlich bessere Leistung als im ersten Vergleich am Freitag in Wiesbaden.

Koschinats Team hatte am letzten Spieltag ein 0:4 beim 1. FC Magdeburg kassiert und dabei eine indiskutable Leistung gezeigt. Als Entschädigung übernahm die Mannschaft für ihre Fans den Eintritt zum ersten Relegationsspiel in Wiesbaden. „Den Klassenerhalt werden wir nur gemeinsam packen können: Mannschaft und Fans gemeinsam“, sagte Kapitän Klos.

Nach Iredales Treffer eskalierte die Situation

Doch von Entschlossenheit und Wille war nur etwas bei den Gastgebern zu sehen: Prtajin schockte Bielefeld mit dem frühen 1:0. Nach einer Flanke von Brooklyn Ezeh traf der Kroate mühelos per Kopf - und das zeigte Wirkung. Bielefeld ließ ein Solo von Ezeh über den halben Platz zu, nur Torhüter Martin Fraisl verhinderte den zweiten Gegentreffer (20.).

Offensiv brachten die Gäste nichts zustande. Wiesbaden war jederzeit überlegen - und erhöhte unmittelbar nach der Pause. Fraisl parierte einen Freistoß von Ezeh, den Nachschuss versenkte Wurtz. Der frühere Juniorennationalspieler Hollerbach ließ kurz darauf den dritten Treffer folgen.

Bielefelds noch beste Möglichkeit vergab Sebastian Vasiliadis: Bezeichnenderweise schoss er erst den eingewechselten Klos an, der zweite Versuch rauschte am Tor vorbei. Nach Iredales Treffer eskalierte die Situation im Bielefelder Block. (fs/sid)