Jena. Die Fußballerinnen von Florian Kästner und der SV Meppen trennen sich 0:0. Melina Reuter scheitert zweimal denkbar knapp.

Melina Reuter wirkte ein wenig verloren. Sie wusste nach dem Abpfiff nicht wirklich wohin mit sich. Ein paar Schritte in die eine Richtung, ein paar in die andere, derweil ihr Gesichtsausdruck erahnen ließ, dass sie mit etwas haderte. Doch irgendwann hielt sie schließlich inne, um ganz tief durchzuatmen. Sie war offenkundig erschöpft – körperlich, aber auch mental. Etwas ließ ihr keine Ruhe.

Jenas Nelly Juckel (links) während eines Laufduells.
Jenas Nelly Juckel (links) während eines Laufduells. © OTZ | Marcus Schulze

Als nun die Stürmerin in den Diensten des FC Carl Zeiss Jena am Ostersonntag auf Platz drei des Ernst-Abbe-Sportfeldes kurz verharrte, um halbwegs wieder zu Kräften zu kommen, kam Kapitänin Merza Julević zu ihr gelaufen, um ihr dezent auf die Schulter zu klopfen – eine trostspendende Geste, die durchaus vonnöten war: Die 18-jährige, die in der 64. Minute für Luca Birkholz eingewechselt wurde, hatte während der Partie gegen den als Primus angereisten SV Meppen zwei große Chancen, die sie jedoch beide nicht zu nutzen wusste. Zum einen scheiterte sie im Alleingang an Meppens Keeperin Laura Sieger, zum anderen lenkte sie kurz vor Ultimo den Ball – nach wunderbarer Vorarbeit von Nelly Juckel und Josephine Bonsu – mit der Hacke an den Pfosten. Zweimal war sie ganz nah dran am alles entscheidenden Tor gegen den Spitzenreiter, doch am Ende lautete der Spielstand 0:0.

„Das wird mich noch ein wenig beschäftigen“

„Natürlich hätte ich die Tore machen müssen – das wird mich noch ein wenig beschäftigen. Doch ich muss schnellstmöglich einen Haken an die nicht genutzten Chancen machen und darf mein Scheitern auf gar keinen Fall mit in die nächsten Spiele nehmen. Verzagen hilft niemandem – mir nicht und schon gar nicht dem Team“, sagte Melina Reuter.

Jenas Bente Fischer (rechts).
Jenas Bente Fischer (rechts). © OTZ | Marcus Schulze

In der zweiten Halbzeit des 19. Spieltags der 2. Bundesliga waren die Fußballerinnen des FC Carl Zeiss Jena das alles bestimmende Team auf Platz drei des Ernst-Abbe-Sportfeldes. Couragiert, energisch und nicht selten auch fintenreich drängten die Fußballerinnen von Florian Kästner auf eine Entscheidung zu ihren Gunsten. Zu besagten Chancen von Melina Reuter gesellte sich auch noch ein Distanzschuss von Merza Julević aus gut 25 Metern, der jedoch krachend am Querbalken des SV-Gehäuses endete. Ergo: Weder solitär noch mit technischer Finesse und auch nicht mit der Brechstange hatten die Jenaerinnen Erfolg beim Abschluss – es blieb bei der Punkteteilung …

Stimmung nach dem Abpfiff in den Jenaer Reihen eher betrübt

Die fast schon erdrückende Dominanz der Gastgeberinnen während des zweiten Akts war jedoch dafür verantwortlich, dass die Stimmung nach dem Abpfiff in den Jenaer Reihen eher getrübt daherkam - es war eine wahrlich ambivalente Situation: Obwohl die Fußballerinnen von Florian Kästner dem Tabellenführer einen Punkt abgenommen hatten, blickte ein Großteil von ihnen mit versteinerten Mienen aus ihren Trikots. Sie alle wussten, dass sie das bessere Team gewesen waren; wussten, dass sie hätten siegen können.

FCC-Trainer Florian Kästner war nach der Begegnung gegen den Tabellenführer ein wenig hin- und hergerissen.
FCC-Trainer Florian Kästner war nach der Begegnung gegen den Tabellenführer ein wenig hin- und hergerissen. © Peter Poser | Peter Poser

„In der zweiten Halbzeit waren wir richtig gut: Wir haben in der Offensive erfolgreich gepresst und uns Bälle erobert, hatten zudem Halbchancen und zwei, drei zwingende, von denen mindestens eine hätte reingehen müssen. Nichtsdestotrotz, wir waren im zweiten Durchgang überragend, zumal wir in der Defensive aus dem Spiel überhaupt nichts zugelassen haben“, resümierte der FCC-Trainer, der jedoch auch einräumte, dass die erste Halbzeit die Emsländerinnen für sich entschieden hätten – wann auch nur knapp.

Man könne auf den einen Punkt zweifelsohne stolz sein

Aufgrund jener starken Leistung während der zweiten 45Minuten sei er über das Unentschieden ein wenig enttäuscht – zum einen. Zum anderen könne man auf diesen einen Punkt zweifelsohne stolz sein, immerhin habe es sich um den Tabellenführer gehandelt, sagte Florian Kästner, der mit seinem Team nach dem Spieltag weiterhin auf fünf Platz rangiert. Die Kickerinnen aus Niedersachsen, die als Ligaprimus an der Saale aufschlugen, rutschten indes auf Platz drei der Tabelle. Die SG 99 Andernach grüßt nunmehr von der Zweitliga-Spitze.

FCC-Kapitän Merza Julević (links) und Melina Reuter unmittelbar nach dem Abpfiff der Begegnung am 19. Spieltag der 2. Bundesliga.
FCC-Kapitän Merza Julević (links) und Melina Reuter unmittelbar nach dem Abpfiff der Begegnung am 19. Spieltag der 2. Bundesliga. © OTZ | Marcus Schulze

Und Melina Reuter? Die Nachwuchsnationalspielerin, die von allen nur „Billy“ gerufen wird, sah es wir ihr Trainer – auch wenn sie mit ihren vertanen Chancen haderte. Auf das Dargebotene in der zweiten Halbzeit könne man getrost aufbauen. „Wenn wir gegen die kommenden Gegner genauso entschlossen auftreten, sollte für uns noch einiges möglich sein, schließlich trennen uns nur drei Punkte vom neuen Spitzenreiter Andernach“, sagte die angehende Abiturientin.