Wutha-Farnroda. Das A-Jugend-Derby zwischen dem SV Wutha-Farnroda und dem ThSV Eisenach nahm am Donnerstagabend ein vorzeitiges und unrühmliches Ende. Ob es beim 21:19 für den Außenseiter bleibt, muss nun das Sportgericht entscheiden.

Auf dem Ergebnisportal des Thüringer Handballverbandes ist für das A-Jugend-Nachholspiel zwischen dem SV Petkus Wutha-Farnroda und dem ThSV Eisenach als Endergebnis ein 21:19 notiert. Allerdings mit dem letzten Eintrag nach 44 Minuten und 31 Sekunden, als Danijel Grgić, der Coach des ThSV Eisenach, eine Zeitstrafe erhielt. Kurz danach brachen die Schiedsrichter am Donnerstagabend das Spiel des Tabellenführers der Thüringer Oberliga in der Hörselberghalle ab. Über die Wertung muss nun die Sportgerichtsbarkeit entscheiden.

Was war passiert? Zum Eklat kam es nach einer fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung. Eisenachs Gene Heinrich wurde beim Angriff auf Linksaußen hart angegangen. Es gab folgerichtig einen Pfiff und das Handzeichen für eine Zwei-Minuten-Strafe. Diese erhielt jedoch nicht, wie wohl fast alle in der Halle vermuteten, ein Gastgeber, sondern der Eisenacher Spieler – wegen angeblicher Schauspielerei.

Minutenlange Diskussionen mit den Schiedsrichtern

Die Referees versuchten dem aufgebrachten Grgić ihre Sichtweise zu erklären, was minutenlange Diskussionen einleitete. Im Zuge der Debatte kam es auch zu körperlichem Kontakt zwischen Schiedsrichter Reiner Gründler und Eisenachs Trainer, der sich dabei eine verbale Entgleisung leistete. Neutrale Beobachter sprachen von Worten „weit unter der Gürtellinie“.

Statt das Match fortzusetzen oder dem 47-jährigen Ex-Profi die Rote Karte zu zeigen, brachen die Unparteiischen das Spiel überraschend ab. In ihrem Bericht schreiben sie: „Das Spiel eskalierte, ließ sich nicht mehr beruhigen, Schiedsrichter fühlten sich mit Leib und Leben bedroht und fühlten sich nicht mehr in der Lage, das Spiel ordnungsgemäß zu Ende zu führen.“ Zudem soll Grgić gegenüber Schiri Pascal Jahns gesagt haben: „Er kann froh sein, dass er noch lebt.“

Von einer „Bedrohungslage um Leib und Leben“ konnte keine Rede sein, beschreibt Eisenachs zuschauender Pressewart Thomas Levknecht die Szenerie. Der ThSV kündigte Einspruch an und gibt dem Schiedsrichter Gründler die Hauptschuld. Gründler, 2019 vom THV als „Schiedsrichter des Jahres“ ausgezeichnet, sei gegenüber dem Eisenacher Coach handgreiflich geworden und hätte ihn geschubst. Der ThSV vermerkte auf dem Spielprotokoll: Grgic „versuchte deeskalierend zu reden“, sei „jedoch immer wieder im Wortgefecht gereizt“ worden.

Egal, wie es genau dazu kam, das Ergebnis der hitzigen Situation ist ein unrühmliches Novum. Laut DHB-Regel 17 haben „Schiedsrichter das Recht, ein Spiel zu unterbrechen oder abzubrechen.
Vor einer Entscheidung, das Spiel abzubrechen, müssen alle Möglichkeiten zur Fortsetzung des Spiels ausgeschöpft werden.“ Ob Letzteres am Donnerstag versucht wurde, ist zumindest fraglich.

Favorit enttäuscht vorn und hinten

Auch das rein sportliche Geschehen zuvor verlief ganz anders als erwartet ab. „Wir hatten uns eigentlich eher auf Schadensbegrenzung eingestellt“, hatte Petkus-Trainer Sebastian Hornaff viel Respekt vor den Talenten aus Eisenach. Diese agierten jedoch in der Deckung eher lustlos und leisteten sich im Angriff viele Aussetzer, sodass Grgić mehrfach die Hände vors Gesicht schlug. Nach zwölf Minuten führte Petkus 8:4. Eisenach schien sich später etwas zu fangen, glich durch Conrad Ruppert zum 15:15 (34.) erstmals aus, doch mehr ließen die Wuthaer mit ihren drangvollen Haupttorschützen Luca Reißig (8) und Joel Juhnke (7) nicht zu. Hornaff: „Das war eine sehr solide Leistung meiner Jungs. Ich glaube, wir hätten auch bei kompletter Spielzeit gewonnen.“

Trainer Danijel Grgić war sichtlich unzufrieden mit dem Auftritt seiner Schützlinge.
Trainer Danijel Grgić war sichtlich unzufrieden mit dem Auftritt seiner Schützlinge. © Mike El Antaki