Jena/Suhl. Der Thüringer Siedlerbund wird in diesen Tagen 30. Doch Corona schränkt das Vereinsleben stark ein.

An den Tag der jüngsten Landesversammlung des Thüringer Siedlerbundes erinnert sich der Vorsitzende Alfred Claus noch ganz genau: Es war der 29. Februar 2020. Dieses Datum steht nur alle vier Jahre im Kalender. Und eigentlich hätte die Versammlung der Auftakt zu einem typischen Siedlerjahr werden sollen, nachdem sich der Bund Ende des vergangenen Jahrzehnts unter der Führung von Claus konsolidieren konnte.

Der Siedlerbund hat aktuell 820 vorwiegend Mitglieder, meist Familien, die sich für Eigenheime im Grünen, Kleingärten und Kleintierzucht interessieren. Typisch für dasVereinsleben sind Straßen- und Siedlerfeste. „Aber seit Corona ist fast alles anders“, macht Claus im Gespräch mit dieser Zeitung deutlich.

Der Vorsitzende ist 71 Jahre alt, lebt in Jena und steht seit 2018 an der Spitze der Siedler. Der Bund hat seine Landesgeschäftsstelle in Suhl, weshalb auch die Suche nach einer Person für die Schatzmeisterei auf Südthüringen fokussiert ist.

Nötig wird der Personalwechsel, weil die langjährige Schatzmeisterin in diesem Jahr aufhören will. Die Landesverbandsversammlung zum 30-jährigen Bestehen musste coronabedingt bereits auf das 2. oder 3. Quartal verschoben werden. Vorerst ohne genauen Termin. Der Vorstand tagt inzwischen digital. Auch das ist neu für die Siedler, die überwiegend im Rentenalter sind.

Der heutige Thüringer Siedlerbund sei, sagt Claus, aus dem Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) hervorgegangen. Die DDR-Massenorganisation mit immerhin 1,5 Millionen Mitgliedern Ende der 1980er Jahren hatte einst große Bedeutung, gerade auch mit Blick auf die Versorgung mit Obst und Gemüse aus eigenem Anbau, mit Zuchterfolgen bei Kleintieren sowie mit dem Angebot etwa von Honig oder Kaninchenfleisch.

Auch bei der Erhöhung der Zahl der Kleingartenanlagen in der DDR wirkte der Bund mit. Kurz nach der deutschen Einheit löste sich der VKSK auf; im Januar 1991 gründete sich der Siedlerbund, der in allen 16 Bundesländern vertreten ist. Politisch wirkt er nicht; er mische sich nicht als Lobbyist ein, betont der Vorsitzende.

Alfred Claus ist noch nicht so lange an der Siedlerbund-Spitze, dass er die VKSK-Funktionärszeiten in der DDR bewerten könnte, macht er deutlich. Dem Jenaer ist die Gegenwart wichtig, vor allem auch dass die Verbandsmitglieder durch Einhalten der Coronamaßnahmen gut durch die Zeit kommen. Und dass danach das Siedlerleben wieder von Begegnungen geprägt ist.

Problematisch war schon zuvor, dass in Thüringen einzelne Siedlergemeinschaften zu klein wurden und aufgelöst werden mussten. Inzwischen haben sich auch Einzelmitgliedschaften bewährt, so Claus. Seine Hoffnung richtet sich auch auf den aktuellen Kleingartenboom: „Junge Familien sind in unseren Reihen herzlich willkommen“, sagt der Vorsitzende.

  • Infos: www.siedlerbund-thueringen.de