Elmar Otto über die Verlängerung der Thüringer Minderheitsregierung.

Es war zweifelsohne keine Liebesheirat zwischen Linken, SPD und Grünen, erst recht nicht mit der zwangsverschwägerten Union. Deshalb beschloss man – sehr praktisch veranlagt - beim Unterzeichnen des politischen Trauscheins auch gleich den Scheidungstermin mit.

Es sollte ein Sonntag sein, im Frühjahr. Doch dann kamen die Umfragen, die Umstände und auch noch Corona. Und wie in jeder Familie wurde in der Krise zusammengerückt. Es schien beinahe, als habe das Viererbündnis eine weitaus längere gemeinsame Zukunft vor sich, als alle dachten.

Rot-Rot-Grün und CDU einigten sich darauf, sich erst später trennen zu wollen. Der Thüringer Landtag soll jetzt am gleichen Tag wie der Bundestag gewählt werden. Beide Daten, wie wir erfuhren, der 25. April wie der 26. September, sind zumindest für den SPD-Landesvorsitzenden und Innenminister von besonderer Bedeutung.

Am ursprünglichen Wahltermin begeht Georg Maier nun ungestört seinen 54. und muss nicht auch noch (schlechte/gute – bitte ankreuzen) Ergebnisse kommentieren. Am neuen Termin feiert Maiers Tochter ihren ersten Geburtstag. Das wird bestimmt schön. Und so hat Politik gleich etwas Menschliches. Und nur eine Kerze auf dem Kuchen passt auch - irgendwie.

Aber nicht, dass die einst stolzen Sozialdemokraten gleich wieder in Panik verfallen. Einstellig, o nein, da war doch was. Glaubt man den Demoskopen haben die Genossen gute Chancen, unter zehn Prozent zu landen. Aber noch bleiben ja ein paar Monate.

Wenn im Herbst dann endgültig der Souverän das Thüringer Quartett auseinanderreißt und dazu noch in Berlin die Karten ganz neu mischt, dann könnte – rein theoretisch, versteht sich - der Linke Bodo Ramelow gemeinsam mit der Christdemokratin Angela Merkel in die Rente gehen. Ob es so kommt? Eher unwahrscheinlich.

Zumindest hat Ramelow andere Pläne. Der Ministerpräsident, Jahrgang 56, will es noch einmal wissen. Die Kanzlerin dagegen hat ihren Abschied längst verkündet und denkt mit ihren 66 möglicherweise „endlich!“ und summ leise, „Jetzt fängt das Leben an…“. Merkel kann sich das erlauben. Schließlich stehen die Herren der Schöpfung Schlange, um ihr Erbe anzutreten.

Bei Ramelow sind die politischen Nachkommen rar gesät, ungeeignet oder zeigen kein Interesse. Das weiß der Regierungschef selbst und hofft auf eine dritte Amtszeit. Doch die momentane Stimmung in der Koalition will so gar nicht zum verlängerten Ehegelöbnis passen.

Dass die CDU aus Angst vor Profilverlust (und natürlich wegen besonders wegweisender Ideen) permanent querschießt, daran war man bei R2G gewöhnt. Doch Ramelows anhaltende Soli beim Corona-Management hatten die Koalitionspartner irgendwann satt. Und so berichtete diese Woche ein Regierungsmitglied von der Stimmung am Kabinettstisch, die an Zeiten des Kalten Krieges erinnerte. Leider ohne zu verraten, wer dabei Reagan und wer Gorbatschow spielte.

Zwei Tage später war Weltknuddeltag. Ob es mit einer Versöhnung geklappt hat, ist nicht protokolliert.