Jena/Saale-Holzland. Die Abstimmung endet am 16. Januar. 6000 Euro an Preisgeld sind insgesamt zu vergeben.

Das Bauunternehmen Züblin und unsere Redaktion starteten eine neue Runde für den Vereinspreis. Auch dieses Mal stiftet der Bereich Jena der Direktion Ost ein Preisgeld in Höhe von 6000 Euro. Vergeben werden drei Preise, die mit jeweils 2000 Euro dotiert sind. Dabei wird erneut ein Publikumspreis verliehen, über den per Online-Voting im Internet entschieden wird. Die Abstimmung endet am Dienstag.

Hier können Sie abstimmen:

Die Bewerber sind:

1. Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg“

Eines der prägenden Zeitereignisse in Kahla war der Bau des unterirdischen Rüstungswerks „Reimahg“. Tausende Arbeiter aus vielen Ländern hatten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges für dieses Prestigeprojekt des Thüringer Gauleiters Fritz Sauckel deportiert, darunter auch viele Italiener. Die harte Arbeit, die ungenügende und schlechte Verpflegung und medizinische Versorgung sorgten dafür, dass viele Menschen ihr Leben verloren. Der Verein, 2003 gegründet, hat sich das Ziel gesetzt, dieses wichtige Stück Regionalgeschichte zu erforschen und zu bewahren. Der Verein mit Sitz in Kahla hat in den vergangenen 20 Jahren vieles erreicht. So konnten seit 2003 Gedenkfeier für die Opfer wieder am Walpersberg stattfinden. Die vielen Kontakten zu den Überlebenden und Angehörigen ermöglichten es auch, eine dauerhafte Gedenkkultur zu entwickeln.

Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg“.
Förderverein „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg“. © Verein

Die Forschung war der Grundstein der Vereinsarbeit. Dafür besuchten Vereinsmitglieder fast immer auf eigene Kosten weltweit die Archive. Inzwischen ist das größte Archiv zu diesem Thema entstanden. Es ist auch digital einsehbar. Im Kahlaer Stadtmuseum befindet sich seit 2006 eine einmalige Ausstellung zur Geschichte. Im Schlosspark in Hummelshain befand sich 1944/1945 das Betriebskrankenhaus der „Reimagh“. Die Baracken im Schlosspark wurden für die ausländischen Arbeiter genutzt und waren nach der Wende dem Verfall preisgegeben. Der Verein hat eine Baracke abgebaut. Sie wird aktuell fachmännisch von einer Schreinerei in Kahla restauriert und soll zur Gedenkfeier 2024 wieder aufgestellt werden. Ferner bietet der Verein Vorträge zur Geschichte des Werkes an. Ein Schülerprojekt neigt sich seinem Ende zu: Es rückte die französischen Zwangsarbeiter in den Mittelpunkt, beteiligt war die 11. Klasse des Leuchtenburg-Gymnasiums.

2. Sonne im Paradies

„Sonne im Paradies“ ist der erste Jenaer Beachvolleyballverein und auch erst der zweite in Thüringen. Am 16. Dezember 2020 gründeten wir uns mitten in der Coronazeit mit 22 Gründungsmitgliedern. Wir wollten nach einer nicht immer einfachen Saison mit diversen Einschränkungen und einem unglaublich tollen Feedback zu den ersten organisierten Trainings und Turnieren ein positives Zeichen für den Sport setzen. Dazu trafen wir uns regelmäßig zum gemeinsamen Online-Fitness. Das kam gut an, und unser Verein wuchs unabhängig davon, dass es dabei nur am Rande um Beachvolleyball ging. Hauptaugenmerk war, einfach etwas gemeinsam zu tun. All das haben wir hinter uns gelassen und verzeichnen aktuell 175 Mitglieder.

Sonne im Paradies.
Sonne im Paradies. © Verein

Nach den vielen Hiobsbotschaften, die Corona gerade bei den Jüngsten ausgelöst hatte, war unsere erste Idee, ein Angebot für diese zu schaffen. Nach dem Motto: raus aus der Bude, weg vom PC und wieder mit Bewegung an die frische Luft! Unter dem Namen „Schools out!!!“ gingen wir an die Schulen und unterbreiteten ein kostenloses Angebot zum Beachvolleyball. Für die finanzielle Unterstützung suchten wir uns Sponsoren. „Schools out!!!“ wurde ein Riesenerfolg. Mittlerweile haben fast alle Jenaer Schulen dieses Angebot auch genutzt. Seit diesem Jahr trägt unsere Idee erste große Früchte. So erhielten wir zu Beginn der Saison regen Zulauf und gründeten deshalb die Junior-Beacher. Interessierte Kids und Jugendliche erfahren damit ein regelmäßiges niederschwelliges Training, neue Freundschaften entwickeln sich und unsere kleine Volleyballfamilie wächst gerade im Kinder- und Jugendbereich weiter, wie es bei den Erwachsenen mittlerweile seit Gründung 2020 der Fall ist.

Um das regelmäßige Training und „Schools Out!!!“ abzurunden, veranstalteten wir 2022 erstmalig ein Abschlussturnier. Im vergangenen Jahr nahmen zwölf Schulklassen aus Jena teil, in diesem Jahr waren es bereits 18 aus Jena und dem Saale-Holzland-Kreis. Das Fundament für die Zukunft ist also gegossen, neben den etablierten Sportarten wie Fußball, Basketball und Handball setzen wir die Eckpfeiler für den Beachvolleyball in Jena. Unser Ziel ist es, die Community zu stärken und weiter auszubauen, schließlich soll sich jeder mitgenommen fühlen. Deshalb haben wir uns auch für eine Vereins-App entschieden. Jeder kann sich dazu anmelden und erhält regelmäßig Informationen rund um den Verein.

3. Jenaer Kanu- und Ruderverein: „Pinky Jendragons“

Der Jenaer Kanu- und Ruderverein (JKRV) bietet seit dem Juni 2021 Brustkrebserkrankten die Möglichkeit zum Drachenbootpaddeln. Therapiebegleitend und auch nach der Behandlung bieten wir Betroffenen die Möglichkeit durch Sport, Symptome zu lindern und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Aufgrund der Tatsache, dass man im Drachenboot mit bis zu 20 Personen in einem Boot unterwegs sein kann, können sich die Betroffenen (auch wenn sie mal nicht fit genug für den vollen Körpereinsatz sind) ins Boot setzen und nur wenig oder gar nicht mit paddeln und dabei die Gesellschaft der Teamkollegen genießen.

Jenaer Kanu- und Ruderverein (
Jenaer Kanu- und Ruderverein ("Pinky Jendragons") © Verein

Das Team der „Pinky Jendragons“ wurde gegen Ende der Corona-Einschränkungen gegründet, zu einem Zeitpunkt, als für immunsupprimierte Krebsbetroffene kaum soziale oder unterstützende Angebote stattfinden durften. Wir konnten den Teilnehmerinnen eine sichere Umgebung bieten, da der Sport zum einen im Freien, zum anderen bei Bedarf in einem großen Boot bei halber Besatzung stattfinden konnte. Seit den ersten Veranstaltungen hat sich die Anzahl der Paddlerinnen stetig vergrößert. Seit dem vergangenen Jahr nehmen wir mit den „Pinky Jendragons“ auch an Wettkämpfen teil und haben in diesem Jahr die „6. Wanderfahrt in Pink“ vom Deutschen Kanuverband (DKV) ausgerichtet, bei der sich Brustkrebsbetroffene aus ganz Deutschland an der Bleilochtalsperre trafen und eine Wanderfahrt von Saaldorf nach Saalburg machten. Bei der Abendveranstaltung konnten sich die Teilnehmerinnen weiter vernetzen. Wir möchten mit unserer Bewerbung auf uns aufmerksam machen und so auch andere Betroffene dazu motivieren, uns zu besuchen und den Sport einmal auszuprobieren. Außerdem würden wir das Preisgeld gern dafür einsetzen, Schwimmwesten für unser Wintertraining zu beschaffen.

4. Nabu Jena mit der Wildvogelhilfe

Ist man nicht permanent von Vögeln umgeben? Die Taube auf dem Stadtplatz, die Krähen auf den Baukränen und die Spatzen im Gebüsch? Man kann es sich kaum vorstellen, aber die Bestände unserer heimischen Vögel gehen zurück. Gründe dafür sind umfangreich, haben aber meist den gleichen Ursprung: den Menschen. Den Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen außer Acht gelassen, gibt es ganz direkte und alltägliche Einflüsse, die dazu führen, dass Vögel weniger Jungtiere heranziehen: Sie werden von freilaufenden Hunden oder Katzen verletzt, kollidieren mit Fensterscheiben, Autos oder Zügen. Und oft sterben sie einfach vor Schwäche, weil sie keine Nahrung mehr finden.

Der Nabu Jena mit der Wildvogelhilfe.
Der Nabu Jena mit der Wildvogelhilfe. © Verein

Um wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten, haben wir es uns als Wildvogelhilfe Jena zur Aufgabe gemacht, verletzte Wildvögel aufzunehmen, zu pflegen und auszuwildern. Dies hat nicht nur einen Einfluss auf die regionalen Bestände, sondern bezogen auf Zugvögel auch über die europäischen Grenzen hinaus. Als Arbeitsgruppe Wildvogelhilfe sind wir Teil des Nabu-Kreisverbands Jena, ohne dessen Grundorganisation und Unterstützung wir nicht existieren könnten. Dennoch versuchen wir weitest-gehend unabhängig zu agieren; mit zusätzlicher Richtlinie und dem Bestreben, weitere Gelder zu akquirieren. Mehrfache Fütterungen, teilweise mit Pinzette, Reinigung, Tierarztbesuche, Erstversorgung, Transportfahrten und am Ende hoffentlich die Auswilderung. All dies fällt nahezu täglich an. Bei über 250 Vögeln im aktuellen Jahr. Wie gibt man einem Schwan seine Medikamente? Wie lernt eine Amsel wieder fliegen? Und nebenbei noch alle erforderlichen Behördengänge: Tiermeldungen, Anträge, Hygienebestimmungen und mehr.

Alles läuft ehrenamtlich, aufopferungsvoll und nur durch Spenden. Derzeit engagieren sich ungefähr 15 Personen täglich in der Wildvogelhilfe Jena neben ihren eigentlichen Berufen und teilweise in ihren privaten Wohnungen. Wir stehen in ständigem Austausch miteinander und beraten im Kollektiv über die Pfleglinge, Arbeitsaufteilung, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzierungsmöglichkeiten.

5. Hanfried Squares Jena

Unser Verein betreibt den „Modern American Square Dance“, eine Tanzsportart, in der immer 8 Personen in 4 Paaren zusammen nach den Anweisungen eines Callers agieren. Nichts ist vorbestimmt, die Choreografien aus 60 Figuren wechseln, die Musik reicht von Country bis Rock. Es macht unglaublich Spaß, wenn der Square harmonisch läuft, der Alltag wird vergessen und die gemeinsame Freude am Tanzen überwiegt. Der Verein wurde 2007 gegründet, hat heute 35 Mitglieder zwischen 22 und 80 Jahren, die sich am Vereinsleben beteiligen. Es war schwer, in dieser Kontaktsportart über die Zeit der Corona-Pandemie zu kommen, denn man konnte nicht zusammen tanzen. Alternativen waren, als es erlaubt war, sich im Sommer im Freien zu treffen und zu tanzen, oder im Winter sogar virtuell im eigenen Wohnzimmer im Zoom-Meeting allein mit „Phantomen“.

Der Vorstand hat regelmäßig Mails geschrieben und über virtuelle, weltweit ausgerichtete Veranstaltungen informiert und die Caller haben technische Möglichkeiten gefunden, im Freien zu callen. Keines unserer Mitglieder hat in dieser Zeit den Verein verlassen, auch wenn das Angebot des wöchentlichen Clubabends nicht gegeben war. Sogar der neue Anfängerkurs, der Ende 2019 begonnen hatte, wurde über die Pandemiezeit teils virtuell weitergeführt, alle 6 Teilnehmer haben letztlich den Kurs mit einer Graduation beendet und sind in den Verein eingetreten. Und das Besondere an dieser Anfängergruppe war, dass 3 Personen unter starken Einschränkungen des Sehvermögens leiden. Für die gestandenen Tänzer war es eine große Herausforderung, fast blinden Menschen die Figuren des Square Dance nahezubringen, aber sie fühlten und fühlen sich auch heute gut in unseren Reihen aufgehoben. Das zeigt wohl das gute Klima in unserem Verein, Square Dance ist ein Synonym für Freundschaft, gegenseitige Rücksichtnahme und gemeinsamen Spaß.

Hanfried Squares Jena.
Hanfried Squares Jena. © Verein

Aktuell läuft das Vereinsleben wieder normal, die Mitglieder treffen sich einmal in der Woche zum Training, aber eine Reihe von besonderen Erlebnissen zeigt den Zusammenhalt im Verein. So wird einmal im Jahr ein international offenes Square Dance Special im Rosengarten in Kahla durchgeführt, bei dem der Verein 100 bis 150 Tänzer aus ganz Deutschland und dem Ausland empfängt und was die Mithilfe aller Vereinsmitglieder erfordert. Mehrere gemeinsame Ausflüge zu Squaredance-Veranstaltungen anderer Vereine in diesem Jahr haben bei allen den Spaß am Square Dance gefördert. Ein Sommerfest mit Tanz im Freien fiel zwar buchstäblich ins Wasser, aber unter einem Zeltdach wurde fröhlich weitergetanzt. Ob wir andere Caller einladen, zum Beispiel im Juni einen Caller aus Australien, oder 30 Gäste eines anderen Clubs bewirten, immer sind alle Mitglieder des Vereins gefordert, sich aktiv an diesen besonderen Veranstaltungen einzubringen.

6. InterCoral Jena

InterCoral Jena e.V. gestaltet seit nunmehr sieben Jahren auf besondere Weise die Erinnerungskultur in unserer Stadt aktiv mit und wirkt hierfür eng mit der Kantorei St. Michael zusammen. Dabei ist für uns nicht nur die Organisation von Veranstaltungen von großer Bedeutung, sondern auch die aktive Partizipation aller Mitwirkenden, um mit der Realisierung unserer Leitmotive „Austausch und Versöhnung“ einen sozialen Mehrwert nach innen und außen deutlich zu machen. Inspiriert vom großen öffentlichen Zuspruch zu einem Gedenkkonzert zur Befreiung Europas von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Mai 2015 mit einem studentischen Chor aus Lublin (Polen) in der Stadtkirche St. Michael haben wir im Verein die Leitmotive von „Austausch und Versöhnung“ institutionalisiert, um bereits zu Ostern 2017 mit gemeinsamen Veranstaltungen in Lublin und Jena diese Gedanken fortzuführen und nachhaltige Akzente auch über Jena hinaus zu setzen.

Neben Geschlechter– und Generationengerechtigkeit (unser Altersspektrum umfasst Jugendliche bis Hochbetagte) konnte ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Vereinsarbeit mit der privaten Unterbringung der jeweiligen Gäste sehr früh und erfolgreich etabliert werden: durch Verzicht auf eine Einquartierung in Hotels sind zahlreiche persönliche Freundschaften entstanden, die angestrebte aktive Partizipation aller Beteiligten an den Projekten des Vereins konnte erfolgreich realisiert werden und eine Sensibilisierung für die Leitmotive wurde erreicht. Herauszuheben von unseren überregionalen Aktivitäten ist unsere Partnerschaft mit dem Choeur de St. Guillaume aus Straßburg. Erstmals bei uns zu Besuch „Commémorent la Grande Guerre“ mit beeindruckendem Friedensgebet im November 2018 konnten wir pandemiebedingt erst vergangenes Jahr nach Straßburg fahren und sie uns in diesem Jahr zum Michaelstag wieder besuchen. Eine aktive Erinnerungs- und Versöhnungskultur in unserer Heimatstadt pflegen wir mit der regelmäßigen Teilnahme am „Klang der Stolpersteine“, Gottesdienste zum Holocaust-Gedenktag und Mitwirkung an der Versöhnungsarbeit in der Nagelkreuzgemeinschaft, welche alle weit über die Grenzen der Stadt hinausstrahlen.

7. Förderverein Johannisfriedhof Jena

Der Johannisfriedhof, der urkundlich erstmals 1307 erwähnt wurde, ist einer der ältesten erhaltenen Friedhöfe in Thüringen, auf dem viele Persönlichkeiten der Stadt und Universität ihre letzte Ruhe fanden. 1971, 20 Jahre nach der letzten Urnenbeisetzung, ging der Friedhof zurück in die Obhut der evangelischen Kirche. Ein Gärtner pflegte mit behutsamen Eingriffen die Anlage und nachdem er seine Tätigkeit aufgegeben hatte, ergriff die Natur allmählich wieder ungehindert Besitz von diesem Grundstück, zudem beschleunigten Umwelteinflüsse und mutwillige Beschädigungen an den Grabsteinen den Verfall. Aus Sorge einer drohenden Schließung des Friedhofs für die Öffentlichkeit wurde daraufhin von etwas mehr als 30 Aktiven im Mai 2014 der „Förderverein Johannisfriedhof Jena“ gegründet, dessen satzungsgemäßer Zweck der Erhalt, die Pflege und die angemessene Nutzung des Johannisfriedhofs ist, damit diese denkmalgeschützte grüne Oase im Zentrum Jenas als Ort der Begegnung und Erinnerung wie auch als Ruheraum angemessen genutzt wird.

Förderverein Johannisfriedhof Jena.
Förderverein Johannisfriedhof Jena. © Verein

In mehreren Arbeitseinsätzen jährlich, an denen nicht nur Vereinsmitglieder mitwirken, wurden schon dutzende Container gefüllt, Bänke gestrichen, von Efeu überwucherte Grabsteine freigelegt sowie Patenschaften zur Pflege zahlreicher Gräber übernommen. Darüber hinaus bietet der Verein auch Möglichkeiten sozialen Engagements. Nicht nur Firmen werden bei Arbeitseinsätzen begleitet, auch die Pflegeschülerinnen und Pflegeschüler des Universitätsklinikums sind regelmäßig vor Ort und packen mit zu. Neben der Pflege wirkt der Verein auch kulturell mit Veranstaltungen auf dem Friedhof. So wird der einst von Ralf Kleist ins Leben gerufene „Kunstgarten“, der regionalen Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit bietet, ihre Werke zu präsentieren und mit Besuchern ins Gespräch zu kommen, vom Verein nunmehr fortgeführt. Zudem lockt seit ein paar Jahren der Johannismarkt, der am zweiten Sonntag im September zusammen mit dem Tag des offenen Denkmals stattfindet, mit ökologischen, kreativen und genussvollen, aber auch musikalischen Angeboten. Mit seinen mittlerweile 115 Mitgliedern hat der Förderverein daher einen erheblichen Anteil daran, dass der Johannisfriedhof wieder zu einem besonderen Ort inmitten der Stadt geworden ist.

8. Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg

Seit 2005 arbeitet unser Verein an der Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen NS-Rüstungswerkes Reimagh und bietet exklusiv Führungen über das ehemalige Militärareal bei Kahla in Thüringen. Unser Verein zeigt die Bunkeranlagen des ehemaligen Rüstungswerkes bei regelmäßigen Führungen. Die Anlagen wurden gebaut, da die Flugzeugmontage im Berg noch nicht fertiggestellt werden konnte. In Großeutersdorf entstand durch unseren Verein im Jahr 2006 die erste
Dauerausstellung. Seitdem wurde die Ausstellung weiterentwickelt, erweitert und inhaltlich verstärkt. Das Museum kann auf Nachfrage besucht werden.

Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg.
Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg. © Verein

Im Mittelpunkt unserer Forschungsarbeit steht das ehemalige nationalsozialistische Rüstungswerk „Reimagh“ und die dort eingesetzten Zwangsarbeiter. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Sandgruben am Walpersberg, das NVA-Komplexlager 22 in Rothenstein, Großeutersdorf und Lengefeld sowie die Aktion der Untertageverlagerung (sog. U-Verlagerungen) zum Ende des Zweiten Weltkrieges. In Zusammenarbeit mit umliegenden Gemeinden und themennahen Institutionen soll unser Projekt aufklären, Mythen und Legenden widerlegen und an die Opfer erinnern. Unser Anliegen möchten wir mit folgenden Projekten vermitteln:

– Unterstützung der jährlichen Gedenkfeierlichkeiten im Saale-Holzland-Kreis,

– Auf- und Ausbau des Dokumentationszentrums in Großeutersdorf,

– Ausbau eines Geschichtspfades im ehemaligen NVA- und Reimagh-Außengelände am Walpersberg,

– Führungen um die Außenanlagen des Walpersberges,

– Publikationen zum Forschungsthema,

– Durchführung einer jährlichen Vortragsreihe,

– die Schaffung einer Möglichkeit von Führungen in der Untertageanlage Walpersberg.

Ab 1889 fand im Walpersberg der unterirdische Abbau von kaolinhaltigen Sand statt. Der Abbau für die Porzellanfabrik endete 1944 zum Zwecke der Einrichtung der Untertageverlagerung „Lachs“. Es entstand eine der größten Objekte für die Rüstungsverlagerung im Dritten Reich. Auch nach über 75 Jahren, trotz Demontage und Zerstörung, sind einige Relikte aus der Anfangszeit der Reimagh noch vorhanden. Es zeigt umso mehr, wie wichtig es ist, dass weiterhin Forschungsarbeit zur Geschichte des Walpersberg geleistet wird und diese für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

9. Menschen ohne bezahlte Beschäftigung – Hilfe & Selbsthilfe

Der Vergleich des MobB e.V. (Menschen ohne bezahlte Beschäftigung – Hilfe & Selbsthilfe e.V.) mit einer „sozialen Tankstelle“ erscheint zunächst sperrig, ist aber durchaus nachvollziehbar. Als der Verein vor 18 Jahren gegründet wurde, gab es seit ein paar Monaten das sogenannte Hartz-IV-Gesetz, und unser Ziel war es, Betroffenen zu helfen. Der Name war Programm – die Gründungsmitglieder selbst arbeitslos – und die Vereinsgründung eine Möglichkeit, Fördermittel aus dem Programm Lokast (Lokales Kapital für Thüringen) zu bekommen, damit Räume anzumieten und das Beratungsangebot zu starten. Damals hat keine/r darüber nachgedacht, wie es dem MobB e.V. weitergehen könnte. Aber die Mitglieder oder auch Menschen, die von außen auf uns zukamen, hatten Ideen – so entstand zunächst die Gruppe der „Schreibenden Arbeitslose“, die sich später in „Jenaer Sprachverwender“ umbenannte und immerhin vier Sammelbände herausbrachte. Hinzu kamen das Angebot kostenfreier Eintritte über den Kulturpass und das Umsonst-Haus, das zum größten Projekt des Vereins wurde, welches jährlich mehr als 5000 Nutzer*innen hat.

Der MobB e.V.
Der MobB e.V. © Verein

Der MobB e.V. lebt von der ehrenamtlichen Arbeit und den Ideen seiner Mitglieder. So wurde das Angebot für ältere Menschen, die in der Nähe wohnen, zu einem neuen Schwerpunkt: begonnen hat es in diesem Jahr mit Spielenachmittage für Senior*innen. Hinzu kommen Teilhabe-Projekte, die über das Kulturpass-Angebot hinausgehen. So konnte über Lottomittel ein Aquarell-Kunstworkshop finanziert werden. Der Verein erhält eine Förderung von der Stadt für eine halbe Personalstelle und Sachkosten. Projekte können nur über Drittmittel finanziert werden. Auf Spenden sind wir auch deshalb angewiesen, weil trotz sparsamen Wirtschaftens uns die hohen Energiepreise zu schaffen.

10. Debattiergesellschaft Jena

Die Debattiergesellschaft Jena ist eine Hochschulgruppe der Friedrich-Schiller-Universität Jena und hat als gemeinnütziger Verein über 50 Mitglieder. Wir veranstalten wöchentliche Debatten, Trainings und regelmäßige soziale Events, darunter Spieleabende und Wanderungen. Beim Debattieren gilt es, zu einer kontroversen Fragestellung Reden zu halten. In der Debatte stehen sich zwei Teams gegenüber, die eine zugeloste Position vertreten – und damit nicht zwangsläufig ihre eigene Meinung. Ein aktuelles Debattenthema wäre zum Beispiel: „Sollte die Vier-Tage-Woche eingeführt werden?“ Für Schulen, Hochschulgruppen, Vereine, Unternehmen und Parteien organisieren wir Rhetorik- und Argumentationstrainings, die Einsteiger und Fortgeschrittene zum überzeugenden Reden vor Menschen befähigen. So haben wir zum Beispiel im Oktober dieses Jahres zwei Workshops für Oberstufenschüler*innen in der Gemeinschaftsschule Wenigenjena gegeben.

Debattiergesellschaft Jena.
Debattiergesellschaft Jena. © Verein

Wir fahren erfolgreich auf Turniere im deutschsprachigen Raum (mehrfach deutschsprachiger Meister in der Kategorie Deutsch als Fremdsprache) und haben selbst zuletzt vom 10. bis 12. November das zweitgrößte Turnier im deutschsprachigen Raum, die Campus-Debatte Jena für über 120 Teilnehmende, organisiert. An dem Turnier konnte die Jenaer Öffentlichkeit teilhaben: Das Finale wurde in der Aula des Universitäts-Hauptgebäudes ausgetragen und davor gut beworben. In unserer Gesellschaft ist man selten einer Meinung, und das ist gut so. Es ist aber nicht leicht, sich in Zeiten sich ständig wandelnder Diskursräume auf eine gemeinsame Grundlage zu einigen – die jedoch Voraussetzung dafür ist, Kompromisse zu finden, nicht in Grabenkämpfen zu verharren, ja, den gesellschaftlichen Frieden zu wahren.
Dazu möchten wir unseren Beitrag leisten: indem wir bei unseren wöchentlichen Debatten eigene Prämissen hinterfragen und fremde Positionen einnehmen. Unsere Vereinsmitglieder und die Zuschauer bei unseren öffentlichen Veranstaltungen sollen so angeregt werden, „Kurs im Diskurs“ zu halten.

Weiterhin erleben unsere Mitglieder im Verein starken sozialen Zusammenhalt. Die meisten von ihnen kommen sehr regelmäßig zu unseren Debatten, weil sie sich im Verein wohlfühlen und sich als eingebunden erleben. Ein solches Erleben verstärken wir durch gemeinsame Vereinsfahrten, Unternehmungen und Turnierteilnahmen. So entsteht eine studentische Gruppe mit Personen unterschiedlicher Studiengänge, Herkünfte und Interessen, die aber die Faszination an Sprache und an argumentativem Austausch eint – ein attraktives und inspirierendes Umfeld für viele junge Menschen. In den letzten Jahren hat sich unser Verein sehr verjüngt, gleichzeitig wachsen die Mitgliederzahlen schnell. Vor zwei Jahren kamen zu den wöchentlichen Debatten häufig nur fünf Personen, jetzt sind es 25.