Berlin. Die Gewerkschaften fordern eine Vier-Tage-Woche. Für die FDP „unverständlich“ – und auch die SPD ist der Forderung gegenüber gespalten.

Der Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag, Christian Dürr, hat die erneuten Forderungen nach einer Vier-Tages-Woche zurückgewiesen. „In Hinblick auf den eklatanten Fachkräftemangel ist der Vorschlag einer Viertagewoche unverständlich. Verkürzte Arbeitszeiten würden Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit nicht stärken, sondern schaden“, sagte Dürr unserer Redaktion.

FDP warnt: Menschen wären bei Vier-Tage-Woche nicht produktiver

Die Annahme, dass Menschen bei einer Vier-Tage-Woche produktiver arbeiten würden, sei auf viele Bereiche nicht übertragbar. „So ist es beispielsweise im Gesundheitswesen oder in der Kinderbetreuung erforderlich, dass die Arbeitnehmer vor Ort sind. Arbeitszeiten lassen sich dabei nicht verrechnen“, sagte der FDP-Fraktionschef.

In der Pflege, der Kinderbetreuung und in den Schulen würde eine geringere Abdeckung von Zeiten nicht zu einer Entlastung von Familien führen, mahnte Dürr. An Arbeitsplätzen, an denen eine Vier-Tage-Woche möglich sei, könnten Arbeitnehmer und Arbeitgeber diese ohne Vorgaben aus der Politik selbstständig vereinbaren, führte der FDP-Fraktionschef aus. Lesen Sie hier: Vier-Tage-Woche: Wie Sie ihre Arbeitszeit reduzieren können

Kubicki: "Ökonomisch und intellektuell sehr kurz gesprungen"

Auch FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat die Forderungen aus der SPD nach Einführung der Vier-Tage-Woche und einer weiteren Erhöhung des Mindestlohns scharf zurückgewiesen.

"In einer Zeit, in der wir täglich über Fachkräftemangel und über eine Gefährdung des Wirtschaftsstandorts sprechen, reden Sozialdemokraten über Vier-Tage-Wochen und Mindestlohnerhöhungen", sagte Kubicki, der auch Vizepräsident des Bundestages ist, unserer Redaktion. "Eine bloße Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich wäre ökonomisch und intellektuell jedenfalls sehr kurz gesprungen und würde den Abstieg unseres Landes einläuten."

Kubicki bot der SPD jedoch an, über eine Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts zu sprechen. "Eine Regelung, die es zum Beispiel problemlos erlaubt, 39 oder 40 Stunden in vier Tagen zu leisten, wäre jedenfalls gegenüber der heutigen Situation ein Fortschritt", sagte der Parteivize. Auch interessant: Arbeitszeit erfassen: Was Beschäftigte jetzt wissen müssen

SPD-Ministerpräsidentin Dreyer: Aufgabe von Gewerkschaften und Arbeitgebern

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte unserer Redaktion dazu: "Die Frage einer Vier-Tage-Woche muss zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt werden". "Die Voraussetzungen in verschiedenen Branchen sind sehr unterschiedlich", stellte die SPD-Politikerin fest.

SPD-Chefin Saskia Esken hatte gesagt, sie könne sich "gut vorstellen, dass wir mit einer Vier-Tage-Woche gute Ergebnisse erzielen". Sie verwies auf Studien, "wonach Menschen in einer auf vier Arbeitstage reduzierten Woche effektiver arbeiten, weil sie eine höhere Arbeitszufriedenheit haben". Das könnte Sie auch interessieren: Veränderung der Arbeitswelt durch KI: Das sagt Hubertus Heil

Vier-Tage-Woche: Diese positiven Effekte hat die reduzierte Arbeitszeit laut Studien

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