Berlin. Der Preissturz macht es möglich: Kleine Solaranlagen rechnen sich. Es ist erstaunlich, wie schnell sie ihre Kosten wieder einspielen.

Mit einer Solaranlage auf dem Balkon oder auf dem Dach, an der Hausfassade oder im Garten können Hausbesitzer wie Mieter Kasse machen. Bloß: Wie schnell? Laut dem Vergleichsportal Verivox können sich die Anschaffungskosten – im Idealfall – bereits nach drei Jahren amortisieren.

Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox, erklärt: "Balkonkraftwerke sind in den letzten Jahren immer günstiger geworden. Deswegen rentieren sie sich immer schneller." In diesem Jahr kamen noch zwei Vorteile hinzu:

  • Beim Kauf entfällt die Mehrwertsteuer;
  • und viele Bundesländer und Kommunen fördern die Anschaffung.

Balkonkraftwerk effizient nutzen: Wie Verbraucher das Meiste herausholen

Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist einfach. Der Kauf einer Balkon-Solaranlage schlägt mit etwa 700 bis 900 Euro zu Buche. Ein solches steckerfertiger Mini-Kraftwerk mit einer Leistung von 600 Watt kann jährlich etwa 570 Kilowattstunden (kWh) Strom liefern.

Legt man einen durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von 39,94 Cent zugrunde, beträgt die Einsparung fast 230 Euro im Jahr. Der Haken bei der Rechnung: Man muss den Strom komplett selbst verbrauchen, also optimal nutzen. Das gelingt nicht immer.

Speist man den überschüssigen Strom in das Stromnetz ein, ist der Ertrag geringer. Netzbetreiber zahlen heute nur noch 8,20 bis 8,6 Cent pro Kilowattstunde. Schafft man sich eine Batterie an, steigen wiederum die Kosten.

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Tausende Euro mit Balkonkraftwerk sparen: Dieser Faktor ist entscheidend

Unter idealen Bedingungen sind die Anschaffungskosten spätestens im vierten Jahr wieder drin. Und läuft eine Anlage 20 Jahre lang, werden rund 4550 Euro an Stromkosten eingespart, wie Verivox ausrechnete.

Entscheidend für den Ertrag der Anlage sei der Standort. Die beste Ausbeute an Sonnenenergie wird erreicht, wenn der Balkon nach Süden ausgerichtet ist, die Module leicht geneigt angebracht werden und kein Schatten auf sie fällt.

Anders gesagt: Wer einen Balkon Richtung Norden hat und Module nur senkrecht anbringen kann, erhält weniger als ein Drittel des möglichen Ertrags.

Die Ausrichtung der Solarmodule spielt auch bei Balkonkraftwerken eine entscheidende Rolle (Symbolbild).
Die Ausrichtung der Solarmodule spielt auch bei Balkonkraftwerken eine entscheidende Rolle (Symbolbild). © Volker Herold/FUNKE Foto Services

Balkonkraftwerk installieren: Fachverband gibt Tipps – worauf zu achten ist

Trotzdem meint Verivox-Experte Storck: "Die Anlagen lohnen sich oft auch dann, wenn keine Idealbedingungen erreicht werden, etwa weil die Ausrichtung nicht optimal ist oder der Selbstverbrauch geringer ausfällt." Es dauere dann nur etwas länger, so Storck.

Die Anbieter werben damit, dass die Balkon-Solaranlagen direkt aufgestellt und an eine herkömmliche Steckdose angeschlossen werden können. Der Verband der Elektrotechnik (VDE) empfiehlt freilich spezielle Einspeisesteckdosen. Sie können ohne großen Aufwand eingebaut werden. Außerdem muss vorher geprüft werden, ob der aktuelle Stromzähler für den Betrieb einer Balkon-Solaranlage geeignet ist.

Mini-Solaranlage: Eigener Strom von Balkon und Terrasse // IMTEST

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    Und die weiteren Aussichten sind nicht schlecht. Denn: Die Bundesregierung will die Anschaffung von Mini-Solaranlagen vereinfachen. Die Grenze für diese Anlagen soll von 600 Watt auf 800 Watt steigen und die Verwendung normaler Schukostecker zur Norm werden.

    Dass sich ältere Ferraris-Stromzähler durch die Einspeisung der Mini-Solaranlage zeitweise rückwärts drehen, soll ebenfalls geduldet werden. Zusätzlich soll die Anmeldung der Anlagen erleichtert werden. Bislang muss das sowohl beim örtlichen Netzbetreiber als auch bei der Bundesnetzagentur erfolgen. Lesen Sie dazu: Balkonkraftwerke: Für wen sich der Kauf bald richtig lohnt

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    Allein im Jahr 2023 wurden rund 148.000 der insgesamt rund 220.000 Mini-Solaranlagen, die im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert. Hinzu kommt eine unbekannte Zahl unangemeldeter Geräte.

    Die meisten Balkonkraftwerke wurden im ersten Halbjahr 2023 in Nordrhein-Westfalen (31.346) und Bayern (22.919) registriert. Die meisten Registrierungen pro Haushalt gab es in Norddeutschland.

    Verivox hat schlicht die Zahlen des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur abgerufen. Dort werden alle Stromerzeugungsanlagen registriert, auch Mini-Kraftwerke. Lesen Sie auch: Balkonkraftwerke: Installation, Kosten, Regeln – Alle Infos

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    In Mecklenburg-Vorpommern wurden 5.584 Mini-Solaranlagen registriert. Das entspricht rund 0,7 Prozent der Haushalte. In Schleswig-Holstein waren es 8.817 Geräte (0,6 Prozent der Haushalte). In beiden Bundesländern wird die Anschaffung eines Balkonkraftwerks gefördert – in Mecklenburg-Vorpommern mit 500 Euro (mittlerweile nur noch für Mieter), in Schleswig-Holstein mit 200 Euro.

    In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg ist 2023 der Anteil registrierter Balkonkraftwerke pro Haushalt mit rund 0,1 Prozent am niedrigsten. In Berlin wird die Anschaffung einer Mini-Solaranlage zwar mit 500 Euro gefördert. Allerdings sind nur Mieter berechtigt, und der Antrag muss vor dem Kauf gestellt werden. (fmg)

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