Berlin. Erst hoch gefeiert, jetzt tief gestürzt. US-Gericht hält 31-Jährigen für schuldig. So tickt das ehemalige Wunderkind aus Kalifornien.

Sein Aufstieg zum Star der Krypto-Szene war kometenhaft. Nun wurde Sam Bankman-Fried von den Geschworenen eines New Yorker Gerichts wegen Betrugs, Verschwörung und Geldwäsche für schuldig befunden. Dem 31-jährigen Gründer der Kryptowährungsbörse FTX drohen bis zu 110 Jahren Haft. Das Strafmaß soll im März verkündet werden. Die Verteidigung prüft, in Berufung zu gehen. Sam Bankman-Fried – kurz SBF genannt – beteuerte bis zuletzt seine Unschuld.

Sam Bankman-Fried, einst als Krypto-Wunderkind und Visionär verehrt, erlebte in dem 15-tägigen Prozess ein böses Erwachen. Freunde und Weggefährten sagten gegen ihn aus, legten Zeitstempel aus Google-Daten vor, die beweisen sollten, dass SBF von dem Betrug gewusst und seine Mitarbeiter selbst zum Betrug angeleitet haben soll. Zunächst wartete Bankman-Fried im Hausarrest bei seinen Eltern in Kalifornien auf den Prozess. Seit August sitzt er im Gefängnis.

Die Kryptowährungsbörse FTX brach vor knapp einem Jahr am 11. November 2022 spektakulär zusammen – als plötzlich ein Finanzloch von rund 8,7 Milliarden US-Dollar auftauchte. FTX war bis dahin einer der weltweit größten Handelsplätze für Kryptowährungen wie Bitcoin gewesen.

Krypto-Star: Ein mathematisch begabter Junge aus gutem Hause

Sam Bankman-Fried, der neben der FTX auch einen Hedgefonds namens Alameda Research besaß, soll Mittel aus FTX abgezweigt haben, um davon riskante Geschäfte seines Hedgefonds auszugleichen. Sicherheiten, die normalerweise für solche Geschäfte hinterlegt werden müssen, umging SBF durch entsprechende Computersysteme. Inmitten der damals bestehenden Krise der Digitalwährungen zogen Anleger zudem in Panik Geld ab.

Skizze von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried während seines Prozesses vor dem Bundesgericht in  New York.
Skizze von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried während seines Prozesses vor dem Bundesgericht in New York. © Elizabeth Williams/AP/dpa | Unbekannt

Sam Bankman-Fried kommt aus gutem, gebildetem Hause. Seine Eltern Barbara Fried und Joseph Bankman sind Professoren an der Stanford University in Kalifornien. Schon als Kind war er mathematisch begabt, spielte am Computer. Er studierte Physik am Massachusetts Institute of Technology. Seine Karriere startete er bei dem Tradingunternehmen Jane Street Capital, das unter anderem mit ETFs, Futures und Währungen handelt. 2017 gründete Bankman-Fried den Fonds Alameda Research, 2019 die Kryptobörse FTX. Innerhalb von drei Jahren wurde FTX bereits mit 32 Milliarden Euro bewertet. Zugleich betreute er Kundengelder in Milliardenhöhe.

Sam Bankman-Fried zog 2018 zunächst nach Hongkong und lebte ab 2021 in einer Art „Reichen-Wohngemeinschaft“ auf den Bahamas. Gerne scharten sich Stars und Politiker um ihn, er saß unter anderem mit Tony Blair, Bill Clinton oder Model Gisele Bündchen auf der Bühne.

Milliardenbetrug: Krypto-Unternehmer Bankman-Fried vor Gericht

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    Krypto-Star: Als reicher Mensch ein großzügiger Spender

    Als Star der Krypto-Szene erklärte er gerne die neue Welt der Digitalwährungen. SBF ernährt sich vegan, wirkt mit seinem dunklen Lockenkopf lässig, sympathisch und vertritt die Philosophie des effektiven Altruismus. Sprich: Menschen sollen Reichtum ansammeln, um den Großteil davon zu spenden, um das Leben der Menschen und Armen zu verbessern.

    Mit einem geschätzten Privatvermögen von knapp 22,5 Milliarden Dollar stieg er 2021 auf Platz 32 der reichsten US-Amerikaner auf. Großzügig spendete Bankman-Fried zweistellige Millionenbeträge an die Demokratische Partei von US-PräsidentJoe Biden. Zugleich gewann er das Vertrauen angesehener Investoren, warb bei ihnen in einer Finanzierungsrunde 2021 gut 420 Millionen Dollar ein.

    Die Staatsanwaltschaft bezeichnet Bankman-Fried als „talentierten, ehrgeizigen Menschen“, der allerdings „die Arroganz hatte zu glauben, dass er mit dem Betrug davonkommen würde“.