Berlin. Die erste große Bank zieht die Zinsbremse beim Tagesgeld. Ob weitere nachlegen und was Kunden nun beachten sollten. Ein Überblick.

Als erstes großes Geldhaus hat die Deutsche Kreditbank (DKB) angekündigt, den Zinssatz auf Tagesgeldkonten zu senken. Was das für Guthaben bei anderen Banken bedeutet und was Verbraucher nun tun sollten. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum zahlt die DKB weniger Zinsen?

Der Hauptgrund für die Entscheidung ist, dass DKB-Ökonomen davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) „zeitnah Zinssenkungen einleiten wird“. „Daher lassen wir das seit August 2023 laufende Tagesgeldangebot in Höhe von 3,5 Prozent planmäßig zu Ende Januar auslaufen. Tagesgeld ist künftig dann mit 1,75 Prozent jährlich variabel verzinst“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Die DKB ist als Direktbank ausschließlich im Internet tätig und hat gut 5,4 Millionen Kunden.

Müssen sich Verbraucher nun auf sinkende Guthabenzinsen einstellen?

Das ist denkbar. „Die Zinssenkungen dürften sich zunächst bei Tagesgeldkonten bemerkbar machen, weil hier die Zinsen variabel anpassbar sind. Mit etwas Verzögerung dürften dann Festgeldanlagen folgen“, sagte Sascha Möhrle, Geldpolitik-Experte beim Münchner Ifo-Institut.

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Anderer Auffassung ist hingegen Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Wenn einzelne Institute jetzt ihre Zinsen deutlich senken, dann gewiss nicht wegen des Marktumfelds, sondern weil es eine geschäftspolitische Entscheidung ist. Im Fall der DKB läuft einfach eine Marketingaktion zur Gewinnung neuer Kunden oder neuer Einlagen aus“, so der Experte. Andere Institute würden durchaus weiterhin über 3,5 Prozent Zinsen für Tagesgeld bieten. Häufig seien solche Angebote, aber nur befristet und nur für neue Kunden.

Wie reagieren andere Kreditinstitute?

Deutschlands zweitgrößte Sparkasse, die Berliner Sparkasse, hält an ihrer Zinspolitik fest. Auf Tagesgeld gibt es ein Prozent Zinsen, auf Festgeld ab 5.000 Euro bis zu 2,75 Prozent Zinsen jährlich. Die Commerzbank mit knapp elf Millionen Kunden in Deutschland kündigte an, Entwicklungen am Markt genau zu beobachten und „permanent die Produktgestaltung und Zinsfestsetzung unserer Produkte“ zu prüfen. Derzeit werde neues Geld auf Tagesgeldkonten mit 3,25 Prozent verzinst, heißt es. Der Zinssatz gilt für sechs Monate ab Kontoeröffnung. Für Festgeld hält auch die DKB noch an einem höheren Zinssatz fest: Dafür gibt es 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Verbraucher, die ihr Geld auf Tagesgeldkonten geparkt haben, sollten sich nach einer Festgeld-Alternative umschauen.
Verbraucher, die ihr Geld auf Tagesgeldkonten geparkt haben, sollten sich nach einer Festgeld-Alternative umschauen. © Getty Images/iStockphoto | Yellow Man

Wie sollten sich Verbraucher verhalten?

Wer bislang Geld auf einem Tagesgeldkonto parkt, sollte sich bald für eine Festgeldalternative entscheiden, rät der Zinsexperte Dirk Eilinghoff vom Ratgeberportal „Finanztip“. „Das heißt, wer als Verbraucher Geld überhat, sollte jetzt langsam ins Festgeld gehen. Dabei sollte man genau darauf achten, was man sich für eine Laufzeit erlauben kann“, so Eilinghoff.

Im Gegensatz zum variabel verzinsten Tagesgeld haben Verbraucher auf Festgeldkonten nicht jeden Tag Zugriff auf ihr Erspartes. Beim Festgeld wird der Betrag stattdessen über eine bestimmte Laufzeit zu einem festen Zinssatz angelegt. Planen Verbraucher also den zeitnahen Kauf einer Immobilie, sollte das Geld nicht fest verzinst für viele Jahre angelegt werden, so der Experte.

Welche Fallstricke sollte man vermeiden?

Laufe ein Lockangebot aus, kann man bei Bedarf den Anbieter erneut wechseln, so Verbraucherschützer Nauhauser. Sollten weitere Banken Senkungen der Tagesgeld-Zinssätze vornehmen, könnte es sein, dass besonders bei den verbleibenden relativ guten Angeboten Banken von weniger guter Solidität dabei sind, warnte Michael Koetter, Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). „Verbraucher sollten also bei einer zunehmenden Spreizung der Zinsangebote für Sparprodukte besonders aufmerksam die Bonität der entsprechenden Anbieter im Blick behalten, zum Beispiel, ob und inwieweit die Einlagen Teil der Einlagensicherungssysteme sind“, empfahl er.

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