Jena/Großlöbichau. Ute Bergner hat die Vacom Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH gegründet.

„Ich verdiene mein Geld mit Nichts“, so eröffnet Ute Bergner ihre Vorstellung vor der Jury des Emily-Roebling-Preises. Die promovierte Diplom-Physikerin beweist Humor: Denn ihr „Nichts“ umfasst hoch komplexe Verfahren und spezielles Know-how: Vakuumtechnologie. Sie wird beispielsweise überall dort eingesetzt, wo mit kleinsten Strukturen gearbeitet wird, wie etwa bei der Herstellung von elektronischen Bauelementen oder der Beschichtung von Fotovoltaik-Modulen.

„Jeder hat übrigens täglich ein Produkt in der Hand, das nur mithilfe von Vakuumtechnik hergestellt werden konnte: das Handy“, ergänzt die 61jährige Unternehmerin. In der von ihr mit einem Geschäftspartner 1992 gegründeten Vacom Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH arbeiten zurzeit rund 300 Mitarbeiter an drei Standorten: in Jena, Großlöbichau und Antwerpen.

„Wir haben eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen entwickelt, die unsere Produkte und Leistungen auch international interessant machen.“ Entscheidend für ihren Erfolg sei „echte Wertschöpfung. Was wir herstellen, soll einen Wert darstellen und gebraucht werden, das ist die Grundlage. Außerdem möchte ich Zusammenhänge erfassen und Neues entwickeln: Wir haben eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Das ist auch wichtig mit Blick auf Nachhaltigkeit und den Umgang mit Ressourcen. Und: Wachstum bedeutet nicht nur Quantität, sondern Qualität. Klasse statt Masse.“

Die in Jena geborene Physikerin kam schon in der Schulzeit begeistert aus dem ersten Physik-Unterricht: „Mein Vater, Bauingenieur, war erst mal skeptisch. Als er aber gemerkt hat, wie sehr es mich begeistert, hat er mich bewusst unterstützt.“

Mit Blick auf das Motto des diesjährigen Emily-Roebling-Preises, „Unternehmerin 2030“, sprudeln die Ideen: „Unseren Standort in Großlöbichau entwickeln wir zur flexiblen Smart Factory, wir gestalten dort die Industrie-Zukunft 4.0“.

Zur Zukunft gehören auch 29 Auszubildende der Vacom GmbH, ihr Engagement bei der schulischen Förderung rund um Mathe- und Physikolympiade, Jugend forscht und die Mint-Initiative sowie der ins Unternehmen integrierte Kindergarten mit dem Bildungskonzept „Natur und Technik“, der in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert.

Die Zukunft des familiengeführten Unternehmens ist durch die Übergabe der Geschäftsführung an Sohn Jens, einem ihrer vier Kinder, gesichert. Seit April 2019 hat Ute Bergner den Großteil ihrer Geschäftsanteile an ihn übertragen. Langeweile kommt aber nicht auf, eher das Gegenteil. Denn nicht nur im Unternehmen ist sie aktiv, sondern auch in vielen Verbänden und Vereinen wie der IHK, dem VDMA, im Vorstand der Jenaer Wirtschaftsförderungsgesellschaft, im Kuratorium des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf und Beirat der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen oder der Deutschen Vakuum-Gesellschaft, deren Präsidentin sie seit 2017 ist.

Das bleibt nicht ohne Resonanz: Im Jahr 2008 wurde Ute Bergner zum Beispiel für ihr Engagement als „Unternehmerin des Jahres“ in Jena ausgezeichnet; 2015 mit dem Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum.

Seit dem Frühjahr kommt ein weiteres Engagement dazu: Sie tritt als Direktkandidatin für die FDP bei den Landtagswahlen in Thüringen an und will ihre Erfahrungen aus der Praxis in die Gestaltung ihrer Heimat einbringen.

Der Preis:

Der Emily-Roebling-Preis ist mit 5000 Euro dotiert, gesponsert von der Thüringer Aufbaubank. Die Preisträgerin wird unter den Nominierten ausgewählt und am 19. September im Rahmen des 12. Unternehmerinnentages Mitteldeutschland geehrt. Der Preis wird ausgelobt vom Verband deutscher Unternehmerinnen, Landesverband Thüringen.