Erfurt/Weimar. Myriam Berg ist für die Verkehrsbetriebe zuständig. Sie gibt Auskunft beim nächsten Weimarer Unternehmerinnensalon.

Beim nächsten Weimarer Unternehmerinnen-Salon steht Myriam Berg Rede und Antwort. Sie ist seit 2010 Vorstand der Erfurter Verkehrsbetriebe AG und innerhalb des Stadtwerkekonzerns Erfurt für Mobilität verantwortlich.

Jüngst sind Sie erneut im Amt auf weitere fünf Jahre bestätigt worden. Zu den großen Herausforderungen wird in dieser Zeit die Buga 2021 zählen. Was genau kommt da auf die Erfurter Verkehrsbetriebe zu?

Wir reden von etwa 1,4 Millionen zusätzlichen Fahrgästen innerhalb von sechs Monaten, die zu den Standorten der Buga – Ega und Petersberg – zu befördern sind. Wir haben das im Laufe der Zeit immer mehr verfeinert und konkretisiert. Manches wurde auch wieder über den Haufen geworfen.

Jetzt sind Sie startklar?

Wichtig ist, dass wir bis zum Beginn der Buga die zusätzlichen neuen Straßenbahnen, die unter anderem mit Efre-Mitteln gefördert werden, zum Einsatz bringen können. Dieses große Investitionsprojekt – wir reden von etwa 50 Millionen Euro – liegt finanziell, technisch und zeitlich absolut im Zeitplan. Eine wichtige Aufgabe gemeinsam mit der Buga wird noch sein, unser Verkehrsangebot entsprechend zu vermarkten und damit für alle Besucher eine entspannte Anreise sicherzustellen.

Alle klagen über Fachkräftemangel. Wie sieht es in Ihrer Branche aus?

Die Fachkräftesituation ist sehr angespannt. In einigen Nahverkehrsbetrieben fallen Fahrten aus, weil zu wenig Fahrer da sind. Die Deutsche Bahn sucht händeringend Lokführer. Wir in Erfurt finden auf Ausschreibungen immer noch genügend Bewerber für den Fahrbetrieb. In den technischen und IT-Bereichen wird die Auswahl schon dünner. Dabei profitieren wir als Evag natürlich von dem positiven Arbeitgeberimage der Stadtwerke Erfurt.

Wie fördern Sie Berufsanfänger und Quereinsteiger?

Berufsanfänger sind bei uns gern gesehen. So haben wir im Durchschnitt 30 Azubis in der Ausbildung als Fachkraft im Fahrbetrieb, im Werkstattbereich aber auch beispielsweise im Gleisbau. Unsere Azubis legen fast immer super Prüfungsergebnisse hin, auch weil sie eine hervorragende betriebliche Ausbildung erhalten. Aber auch mit Hochschulabsolventen haben wir in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Quereinsteiger finden bei Eignung bei uns meist einen guten Job als Straßenbahnfahrer, die bilden wir selbst aus.

Und was bieten Sie an, damit Eltern gut bei Ihnen arbeiten können?

Per se sind unsere Arbeitszeiten nicht besonders familienfreundlich. Aber auch hier versuchen wir, Lösungen zu finden. Das reicht über flexible Arbeitszeiten, die Gewährung von Elternzeit auch bei jungen Vätern, die Ermöglichung von Teilzeit bis hin zu einem Mutti-Turnus im Fahrdienst. Wir unterstützen junge Familien auch bei der Suche nach einem Kita-Platz.

Sie sind auch fürs Parken in der Landeshauptstadt zuständig? Welchen Tipp haben Sie für Erfurt-Besucher?

Die Suche nach einem kostenfreien Parkplatz in der City wird für Besucher unserer Stadt zunehmend schwieriger. Die stadtnahen Parkhäuser, die wir bewirtschaften, sind grundsätzlich gut erreichbar und in einem technisch guten Zustand. Hier haben wir in den vergangenen Jahren viel Geld in die Modernisierung und Sanierung gesteckt. Am besten ist es, sich am Parkleitsystem zu orientieren. Wem der Parksuchverkehr zu anstrengend ist, den verweise ich auf die Park+Ride-Plätze an den wichtigen Einfallstraßen der Stadt. Dort können die Erfurt-Besucher ihr Auto kostenlos abstellen und mit einer Einzel- oder Gruppentageskarte bequem in die Straßenbahn umsteigen. Alle Linien bringen von dort die Fahrgäste zum Anger.

Sie haben die Art Ihrer Führung mal so beschrieben: Meine Tür steht offen... Gilt das noch immer?

Ja, die Tür zu meinem Büro steht immer offen. Einmal im Monat biete ich Gesprächstermine für Mitarbeiter an, die auch genutzt werden. Ich schreibe ungern Mails, besuche den entsprechenden Gesprächspartner lieber schnell mal in seinem Büro.

Wenn Sie noch mal am Beginn Ihrer Karriere stünden: Was würden Sie heute anders machen?

Ich denke, ich habe vieles richtig gemacht. Gut für mich war, dass ich verschiedene berufliche Stationen absolviert habe. Teilweise haben Rückschläge mir auch ganz neue Perspektiven ermöglicht. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich die Arbeitswelt in der DDR, in der Bundesrepublik und im vereinten Deutschland kennenlernen durfte.

Was steht neben der Buga die nächsten Jahre an?

Ich habe mir als Vorstand der Evag die digitale Transformation unseres Unternehmens und die Weiterentwicklung einer wertschätzenden Führungskultur auf meine Agenda gesetzt.

Seit 2010 bei Evag im Vorstand

  • Myriam Berg, geboren 1958 im Erzgebirge, ist seit 2010 Vorstand der Erfurter Verkehrsbetriebe AG (Evag) und innerhalb des Stadtwerkekonzerns Erfurt für das gesamte Kompetenzfeld Mobilität verantwortlich.
  • Vor ihrem Wechsel nach Erfurt war sie von 1984 bis 2009 in verschiedenen kaufmännischen Positionen in Aachen tätig, zuletzt acht Jahre lang als kaufmännische Prokuristin bei der Aachener Straßenbahn- und Energieversorgungs AG.
  • 2016 war Myriam Berg für den Emily-Roebling-Preis nominiert.
Unternehmenrinnensalon in Weimar mit Myriam Berg ist am Dienstag, 21. Mai, 19.30 Uhr, Hotel Amalienhof Weimar, Veranstalter: VdU, TLZ, Hotel und Toskana Therme; Eintritt frei