Berlin. Jeder fünfte Beschäftigte über 50 Jahre würde laut einer Umfrage gerne den Job wechseln. Für Firmen kann das gravierende Folgen haben.

Jahrelang galt: Je älter man wird, desto schwieriger wird es mit einem neuen Job. Ab einem gewissen Alter werde man ohnehin nicht mehr genommen, lautet eine häufige Befürchtung. Also: Lieber die Füße stillhalten und die Zeit beim bisherigen Arbeitgeber aussitzen, allen Frust zum Trotz. So war lange Zeit der Tenor der Beschäftigten in der Altersgruppe.

Doch in Zeiten des akuten Fachkräftemangels können sich Unternehmen diese Rechnung nicht mehr leisten – und längst nicht jeder Beschäftigte ist bereit, dem eigenen Unternehmen in der zweiten Hälfte des Arbeitslebens die Treue zu halten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Job-Netzwerks Xing zeigt sich jeder fünfte Beschäftigte über 50 Jahre für einen Jobwechsel offen. Die noch unveröffentlichte Umfrage liegt unserer Redaktion vor.

Job wechseln mit über 50 Jahren: Das sind die Gründe

Unter den Wechselwilligen sorgen demnach vor allem ein zu niedriges Gehalt (45 Prozent), zu viel Stress (37 Prozent) sowie Unzufriedenheit über die strategische Ausrichtung des Unternehmens oder ein schlechter Führungsstil des Vorgesetzten (je 35 Prozent) für Frust. Auffällig: In keiner anderen Altersgruppe ist der Frust über die strategische Ausrichtung des Unternehmens so ausgeprägt wie bei den Über-50-Jährigen. Aber auch über die aktuellen Arbeitsaufgaben und mangelnde Aufstiegschancen klagen viele.

Was aber müsste sich im neuen Job ändern, damit sich ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber lohnen würde. Klar: Mehr Geld, sagen zwei Drittel der Befragten. Noch wichtiger ist der Umfrage zufolge aber der kollegiale Zusammenhalt – darauf legen demnach 71 Prozent der 3216 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Befragten wert.

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Wunsch nach Homeoffice ist bei den Über-50-Jährigen weniger stark ausgeprägt

Während es den jüngeren Beschäftigten bis 30 Jahren sehr wichtig ist, flexibel beim Arbeitsort sein zu können und zum Beispiel von zu Hause oder mobil arbeiten zu können, ist das bei den Über-50-Jährigen nur für jeden Dritten wichtig. Deutlich gefragter: ein Engagement für das psychische Wohlergehen der Mitarbeiter sowie eine funktionierende Gesundheitsvorsorge.

Eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich allerdings würden auch die meisten der Über-50-Jährigen sofort annehmen: 67 Prozent gaben an, dass dieses Angebot einen Arbeitgeber für sie attraktiver machen würde.

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Fachkräftemangel verschärft den Konkurrenzkampf für Unternehmen

Insgesamt 12,2 Millionen Erwerbstätige in Deutschland sind derzeit über 50 Jahre alt, es ist die zweitgrößte Gruppe hinter den 30- bis 49-Jährigen. „Die Bedürfnisse der erfahrensten Generationen auf dem Arbeitsmarkt werden oft zugunsten der Jüngeren übersehen – und das, obwohl sie oft noch zehn bis fünfzehn Jahre im Berufsleben stehen und ein Gewinn für eine altersdiverse Unternehmenskultur sind“, sagt Petra von Strombeck, Vorstandsvorsitzende des Xing-Mutterkonzerns New Work SE.

In Zeiten des Mangels an Arbeitskräften sei es für Unternehmen fatal, ihre erfahrensten und langjährigsten Mitarbeiter zu verlieren. „Denn sie nehmen auch viel Wissen und wichtige Kontakte mit.“ Unternehmen müssten sich fragen, wie sie für ältere Arbeitgeber ein attraktiver Arbeitgeber bleiben könnten, sagte die New Work-Chefin.