Berlin. Die Gewerkschaft EVG hat den Warnstreik bei der Bahn abgeblasen. Das befürchtete Verkehrschaos bleibt aus. Wie es nun weitergeht.

Der befürchtete Warnstreik bei der Bahn ist abgewendet. Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft EVG haben sich auf einen Vergleich verständigt. Demnach verpflichtete sich die EVG, den 50-stündigen Warnstreik abzusagen.

Der Bahnverkehr hätte von Sonntagabend an (22:00 Uhr) 50 Stunden lang bestreikt werden sollen. Die Bahn wollte den Fernverkehr deshalb komplett einstellen.

Gericht legte beiden Seiten Vergleich nahe

Ein Arbeitsgericht in Frankfurt am Main hatte einen Vergleich vorgeschlagen, dem beide Seiten letztlich zustimmten. Obwohl die EVG ihre Forderungen noch nicht vollständig erfüllt sieht, sieht sie erst einmal vom Arbeitskampf ab.

"Dies ist ein guter Tag für die Kunden und für die Verhandlungen", sagte ein Bahnsprecher gegenüber dem ZDF. Der Vorstandsvorsitzende DB Netz, Philipp Nagl, beteuerte, am Montag und Dienstag sollten die Züge möglichst reibungslos rollen. Es könne aber zu einzelnen Ausfällen kommen.

"Der Gang der Deutschen Bahn vors Arbeitsgericht hat sich für alle gelohnt“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler laut Mitteilung. Mit dem Vergleich verständigten sich beide Seiten der DB zufolge auch darauf, "nun zügig und konstruktiv zu verhandeln, mit dem Ziel eines baldigen Abschlusses“. Auch das Thema Mindestlohn sei Teil des Vergleichs.

Gewerkschaft kämpft weiter für mehr Lohn

Allerdings hieß es auch, die Bahn stehe vor der großen Herausforderung, rund 50.000 Zugfahrten sowie die dazugehörigen Schicht- und Einsatzpläne wieder neu zu planen. Über das genaue Fahrplanangebot will die DB ab Sonntagmittag informieren.

Seit Ende Februar verhandelt die EVG mit 50 Bahn-Unternehmen über neue Tarifverträge. Aus Sicht der Gewerkschaft kommen die Gespräche mit den meisten Unternehmen nicht entscheidend voran. Der bundeseigene Konzern DB vertrat den Standpunkt, dass er sich mit einem angebotenen Lohnplus von zehn Prozent und einem Entgegenkommen beim Thema Mindestlohn mehrmals auf die Gewerkschaft zubewegt habe.

Auch der Mindestlohn ist ein großer Streitpunkt

Die Tarifrunde betrifft 230.000 Beschäftigte. 180.000 davon arbeiten bei der Deutschen Bahn. Die EVG fordert von der Branche 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent für die oberen Einkommen bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Bahn hat unter anderem steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen sowie stufenweise Erhöhungen von zehn Prozent bei den unteren und mittleren sowie acht Prozent bei den oberen Einkommensgruppen in Aussicht gestellt.

Uneinig ist man sich über den gesetzlichen Mindestlohn. Der wird bei der Bahn rund 2000 Beschäftigten bislang nur über Zulagen gezahlt. Die EVG betonte, dass der Streikaufruf für einige Bahn-Unternehmen weiterhin gelte. Lediglich der Arbeitskampf bei der Deutschen Bahn sei abgesagt worden. (fmg)