Berlin Die Pelletheizung gilt als regenerative Heiztechnik. Doch wie klimafreundlich ist das Heizen über Pellets? Hier erfahren Sie mehr.
- Die Pelletheizung wird gerade für Altbauten mit einer schlechten Dämmung und kleinen Heizkörpern als Alternative zur Gas- oder Ölheizung angepriesen
- Doch über die Klimafreundlichkeit der Pelletheizung wird in der Wissenschaft gestritten – Stichworte sind CO2 und Feinstaub
- Wir haben die Argumente für und gegen die Pelletheizung für Sie aufgelistet und eingeordnet
Die Ampel-Koalition plant ein Verbot klassischer Gas- und Ölheizungen ab 2024 in Deutschland. Als Alternative kommen neben einer Wärmepumpe eine Reihe anderer Heiztechnologien infrage – etwa Nah- und Fernwärme oder die Pelletheizung. Derzeit greift noch das bisherige Gebäudeenergiengesetz (GEG) – somit gelten auch noch die bisherigen Förderungen für eine neue Heizung 2023. Auch das Heizen über Pellets wird vom Staat bezuschusst. Doch wie grün ist das Heizen via Pellets tatsächlich?
Pelletheizung als Alternative zur Gas- oder Ölheizung: Umweltbundesamt warnt vor Folgen für Gesundheit
Schon seit einigen Jahren wird die Pelletheizung von Bund und Länder finanziell bezuschusst. Selbst nach einer Überarbeitung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt der Staat den Umstieg auf Holzpellets noch massiv. Die Nachfrage nach der Heizungstechnik ist groß. Laut Deutschem Pelletinstitut wurden im ersten Halbjahr 2022 wurden rund 32.000 Pelletheizungen verkauft. Die zu Pellets gepressten Holzreste werden als umweltfreundlich und klimaneutral verkauft – doch sind sie es überhaupt?
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Experten warnen, dass Pellets nicht so klimafreundlich sind, wie gerne behauptet wird. Und auch für die Gesundheit können sie laut Bundesumweltamt immense Folgen haben.
Pelletheizung: Wissenschaft uneins bei CO2-Freisetzung – schaden Pellets unserem Klima?
Einen vermeintlichen Vorteil sollen Holzpellets-Heizungen im Gegensatz zu anderen Energieträgern haben: sie sind klimaneutral. Die Pellets gelten in Deutschland sogar als klimafreundlicher Brennstoff und werden als erneuerbare Energie behandelt.
Grund dafür: Die Pellets seien CO2-neutral, denn sie verbrennen nur die Menge an CO2, die „das Holz im Laufe seines Wachstums aufgenommen hat“, so das Deutsche Pelletinstitut. „Damit schließt das Heizen mit Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung den CO2-Kreislauf.“

Das ist allerdings bei Wissenschaftlern und Umweltschutzorganisationen umstritten. Bei der Holzverbrennung werde schlagartig das gesamte gespeicherte CO2 freigesetzt, sagte Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung dem „NDR“.
Entscheidend dabei: die Zeit. „Es dauert Jahrzehnte, bis dieses System wirklich ins CO2-Plus kommt. Bis dahin haben wir mehr CO2 in der Atmosphäre, als wenn wir das Holz nicht verbrannt hätten. Und dieses Mehr an CO2 bewirkt den Klimawandel mit all seinen Folgen“, so der Wissenschaftler.
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Experte wettert gegen Pelletimage: "Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz"
Auch Achim Dittler vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) betrachtet die Umweltschäden bei der Holzverbrennung kritisch. „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz", sagte der Forscher der dpa. Bei der Verbrennung von Holz würden viel mehr Schadstoffe freigesetzt werden als bei der Verbrennung von Öl oder Gas. Darunter: Kohlenmonoxid, Stickoxide, Methan und Ruß.
Vor allem Ruß ist dabei ein Klimasünder. Nach einer Schätzung des Weltklimarates (IPCC) liegt das Treibhauspotenzial von Ruß sogar beim bis zu 3.200-fachen von CO2. „Aktuelle Untersuchungen und Schätzungen kommen zu dem Schluss, dass Scheitholzöfen eine ähnlich schlechte oder gar schlechtere Klimabilanz als Gasheizungen aufweisen können", schreibt die Deutsche Umwelthilfe auf ihrer Website.
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Verbrennung von Holzpellets: Folgen für die Wälder – schon jetzt erhebliche Defizite
Ein weiterer Nachteil der Holzpellets: Sie haben erhebliche Folgen für die Wälder. Bereits jetzt sind die Baumverluste in Deutschland größer als angenommen. Das ist auf den im Februar 2022 veröffentlichten Satelitenbildern des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) klar erkennbar. Durch Trockenheit, Gewitterstürme und Parasiten sind die deutschen Wälder bereits erheblich geschwächt.
Das Verfeuern von Bäumen sei zudem nur unter bestimmten Umständen klimaneutral, so Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Dafür dürfe kein CO2 aus den Waldböden strömen. „Ungefähr die Hälfte des Kohlenstoffs in Waldökosystemen befindet sich in den Böden“, erklärt der Ökologe der dpa. Austrocknung und Erwärmung begünstigten den ungewollten Abbau des Kohlenstoffs, der dann als CO2 freigesetzt werde.
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Ibisch sieht Holzverbrennung als Gefahr für ohnehin schon schwache Wälder. Durch die Klimakrise und die forstliche Nutzung sinke die Produktivität der Bäume. „Während also die Bäume schlechter wachsen, wollen wir mehr Holz nutzen. Eine fatale Kombination", mahnt der Experte. Wenn es nach ihm ginge, sollte das Fördern von Holzverbrennung sofort gestoppt werden.
Pelletheizung und Feinstaubt: Umweltbundesamt warnt vor Gefahr für die Gesundheit
Dazu kommt: Pelletheizungen gefährden die Gesundheit. Mit Holz zu heizen sei in Deutschland und Europa eine der Hauptquellen für Feinstaub und Ruß, so die Deutsche Umwelthilfe. 80 bis 90 Prozent der bei der Holzverbrennung entstehenden Partikel, sind gesundheitlich besonders bedenklich und dringen tief in den Körper ein. „Zudem sind kleine Feuerungsanlagen für den überwiegenden Teil der EU-weiten Emissionen von krebserregendem Benzo(a)pyren verantwortlich“, so die Umwelthilfe.
Laut Bundesumweltamt konnten 2018 für die Gesamtbevölkerung in Deutschland ca. 291.000 verlorene gesunde Lebensjahre auf Feinstaub zurückgeführt werden. Eine Belastung durch Feinstaub habe immense gesundheitliche Auswirkungen und könnte zu Fällen von Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen. (ari)