Berlin. Noch vor Kurzen musste Zalando ein Sparprogramm aufgrund der Corona-Krise auflegen. Inzwischen verdient der Online-Modehändler wieder kräftig. Doch intern gibt es manches aufzuarbeiten.

Nach einer Delle zu Beginn der Corona-Krise läuft das Geschäft für den Online-Modehändler Zalando inzwischen wieder prächtig. Das liegt neben mehr Kunden und Bestellungen auch daran, dass immer mehr Marken und Einzelhändler die Plattform für den eigenen Vertrieb nutzen - und dafür eine Provision zahlen. „Wir sind aus der ersten Welle der Pandemie deutlich stärker herausgekommen, als wir hineingegangen sind“, sagte Finanzchef David Schröder am Dienstag bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal.

Umsatz steigt um mehr als ein Viertel

Der Nettogewinn stieg zwischen Mai und Juni von 45,5 Millionen im selben Zeitraum des Vorjahres auf 122,6 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) wurde mit 211,9 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Der Umsatz stieg um 27,4 Prozent auf gut 2 Milliarden Euro. Die Prognose für 2020 bekräftigte das Unternehmen.

Dabei hatte die Corona-Krise zunächst auch Zalando getroffen. Verbraucher konsumierten generell weniger. Der Online-Konzern machte im März deshalb deutliche Verluste und kündigte ein Sparprogramm von 350 Millionen Euro an, das unter anderem durch Gehaltsverzicht des Vorstands sowie der unteren Managementebene zustandekommen sollte. „Inzwischen konnten wir viele dieser Maßnahmen wieder aufheben“, sagte Schröder am Dienstag. „Wir haben wieder begonnen, einzustellen“, viele Mitarbeiter hätten Gehaltserhöhungen bekommen.

Nach wie vor macht Zalando einen Großteil des Umsatzes mit den Kundenbestellungen. 46,5 Millionen gingen davon im zweiten Quartal ein und damit fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der aktiven Kunden stieg um mehr als 20 Prozent auf rund 34 Millionen.

Doch baut Zalando zunehmend auch den Geschäftskundenbereich aus. Marken können die Plattform für den eigenen Vertrieb nutzen. Inzwischen macht dieser Geschäftsbereich dem Unternehmen zufolge rund 15 Prozent des Brutto-Warenvolumens aus. Zudem können stationäre Händler, die bislang kaum im Online-Geschäft tätig waren, dieses über Zalando ausbauen. Gerade in der Krise, als Geschäfte geschlossen hatten, seien viele solcher Händler hinzugekommen, hieß es.

Rassismusvorwürfe sind noch aufzuklären

Nach außen läuft es gut, doch intern muss das Unternehmen derzeit einiges aufarbeiten. Nach Berichten über Rassismusvorwürfe hat Zalando eine Kanzlei damit beauftragt, die Anschuldigungen aufzuarbeiten. „Wir nehmen solche Vorwürfe sehr ernst“, betonte Schröder am Dienstag erneut. Die Untersuchungen gemeinsam mit dem eigenen Compliance-Team seien noch nicht abgeschlossen. „Insofern können wir dazu derzeit nichts sagen.“

In Erfurt arbeiten im Zalando-Logistikzentrum 2800 Mitarbeiter. Dort wurden im April mehrere Corona-Fälle. Daraufhin ergriff der Konzern umfangreiche Schutzmaßnahmen.