Berlin. Das iPhone kann ungewollte Nacktbilder unscharf stellen und den Heimweg sicherer machen. Wie das geht und was Android-Handys bieten.

Taugt das Handy als „Bodyguard“? Fest steht: Neben mehr Leistung und schärferen Kameras sind auch Sicherheitsfeatures immer mehr gefragt. Mit seinem Betriebssystem iOS 17 hat Apple kürzlich zwei neue Funktionen für iPhones eingeführt, die vor allem (aber nicht nur) weiblichen Nutzern mehr Sicherheit im Alltag bringen sollen. Die Rede ist von den Funktionen „Warnung vor sensiblen Inhalten“ und „Wegbegleitung“. Was heißt das?

Die erstgenannte Neuerung soll Menschen besser schützen, die ungewollt anstößige Nacktbilder von Fremden auf ihr Smartphone geschickt bekommen. Dieses sogenannte Cyberflashing betrifft überwiegend Frauen, also auch iPhone-Nutzerinnen. Mithilfe der „Wegbegleitung“ können Besitzerinnen und Besitzer eines Apple-Handys ihre Familien und Freunde automatisch benachrichtigen lassen, ob sie auf ihrem Heimweg planmäßig zu Hause angekommen sind.

Wir stellen die beiden neuen Sicherheitsfunktionen vor, zeigen den Weg zur Einstellung und verraten, mit welchen Alternativen sich Nutzerinnen von Android-Smartphones oder bestimmten Social-Media-Apps ähnlich gut schützen können.

iPhone erkennt Nacktbilder: Das steckt hinter „Warnung vor sensiblen Inhalten“

Ein Beispiel: Eine Frau sitzt in der Bahn, das iPhone in der Hand. Plötzlich ploppt eine Anfrage auf dem Bildschirm auf: „iPhone von [unbekannter Name] möchte ein Foto teilen.“ Akzeptiert man aus Neugierde die rätselhafte Anfrage, kann es vorkommen, dass auf dem Bildschirm plötzlich ungefragt Nacktbilder oder -videos auftauchen: in vielen Fällen erigierte Geschlechtsteile fremder Männer – „Dickpics“ genannt. Diese werden häufig per AirDrop verschickt, Apples Bluetooth-Schnittstelle für die schnelle Datenübertragung zwischen iPhones in der näheren Umgebung. Kurz: Exhibitionismus in digitaler Form.

Das Cyberflashing, die digitale sexuelle Belästigung, betrifft in den meisten Fällen zwar Frauen, doch auch Kinder und Jugendliche werden immer wieder zu Opfern. Besonders häufig kommen solche Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln vor. In Großbritannien soll Cyberflashing bald mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden.

Gegen Belästigung und Übergriffe können bestimmte Funktionen und Apps auf dem Handy ein Stück weit helfen.
Gegen Belästigung und Übergriffe können bestimmte Funktionen und Apps auf dem Handy ein Stück weit helfen. © iStock | FG Trade

Schützen könnten sich Nutzerinnen gegen die Masche, indem sie die Funktion AirDrop auf ihrem iPhone unterwegs generell ausschalten oder auf bestimmte Kontakte beschränken. Doch wer will sich schon ungewollt einschränken? Schließlich kann die Funktion im Freundes- oder Kollegenkreis durchaus praktisch sein, um etwa Bilder, Videos, Dateien oder neuerdings digitale Visitenkarten schnell zu übertragen.

Cyberflashing: So funktioniert der Filter gegen Belästigung

Daher bietet Apple neuerdings einen bequemeren Schutz: Die Funktion „Warnung vor sensiblen Inhalten“ kann ohne Aufforderung verschickte anzügliche Bilder und Videos vorab erkennen und zeigt sie zunächst verschwommen an. Nutzerinnen und Nutzer können dadurch selbst entscheiden, was sie sehen möchten. Dahinter steckt maschinelles Lernen. Eine ähnliche Funktion gab es bisher bei Apple nur im Rahmen der „Familienfreigabe“ für die Nutzerkonten minderjähriger Familienmitglieder. Mit iOS 17 hält der freiwillige Filter generell Einzug auf die iPhones.

Landen Fotos oder Videos auf dem iPhone, auf denen nackte Haut zu sehen ist, werden diese bei aktiviertem Filter vor dem Anzeigen mit einer zusätzlichen Nachfrage versehen. Kennt man den Absender und möchte man die Inhalte sehen, bestätigt man die Abfrage mit einem Tippen auf „Anzeigen“. Andernfalls kann man den unscharf angezeigten Inhalt ungesehen löschen. Das Analysieren der Nacktbilder geschieht laut Apple komplett auf dem eigenen iPhone und ohne Hochladen in den Cloud-Speicher.

„Warnung vor sensiblen Inhalten“: Nacktbild-Schutz auf dem iPhone aktivieren

Apple-Sicherheitsfunktion „Warnung vor sensiblen Inhalten“
Apple-Sicherheitsfunktion „Warnung vor sensiblen Inhalten“ © PR | Apple

Wichtig: Zunächst ist die neue Schutzfunktion für iOS 17 deaktiviert. Einschalten lässt sie sich in wenigen Schritten:

  • Auf dem iPhone das Menü „Einstellungen“ wählen;
  • auf „Datenschutz & Sicherheit“ tippen;
  • „Warnung vor sensiblen Inhalten“ aufrufen und mit dem Regler aktivieren.

Der Filter wird dann in allen unterstützten Apps und Diensten automatisch aktiviert – auch auf einer gekoppelten Apple Watch. Man kann aber auch Apps abwählen, für die der Schutz nicht greifen soll. iPads oder Macs lassen sich ebenso schützen.

Nacktbild-Filter: Schutz für Android-Handys, Instagram und Co.

Bilder und Videos drahtlos von einem Handy auf ein anderes in der Nähe verschicken: Was bei Apple AirDrop heißt, nennt sich bei Android-Handys Nearby Share. Im Grunde können also auch Nutzerinnen mit Smartphones von Samsung oder Google Opfer von Cyberflashing in Bahnen oder Bussen werden. Eine ähnliche Funktion wie Apple zum Erkennen von Nacktaufnahmen bietet Android bislang nicht – anders als in der Google-Suche. Dafür lässt sich unter Nearby Share einstellen, dass das eigene Handy nur für Smartphones bekannter Kontakte in der Nähe sichtbar sein soll. Notfalls lässt sich Bluetooth unterwegs einfach abschalten.

Ein weiteres Einfallstor für ungewollte Nacktaufnahmen fremder Nutzer sind soziale Netzwerke. Hier bieten etwa Instagram oder Tiktok in ihren App-Einstellungen eigene Filter an, die sensible Medieninhalte auf Wunsch löschen oder aufdringliche Kontakte blockieren können. Eltern sollten mit ihren Kindern laut Experten generell die Gefahr durch Cyberflashing besprechen.

Sicherheit auf dem Heimweg: „Wegbegleitung“ für iPhones

Auf dem dunklen Heimweg können Nutzerinnen ihren Standort mit Freunden teilen und so mehr Sicherheit gewinnen.
Auf dem dunklen Heimweg können Nutzerinnen ihren Standort mit Freunden teilen und so mehr Sicherheit gewinnen. © Shutterstock | ESB Professional

Mit der „Wegbegleitung“ bietet Apple in iOS 17 eine weitere Funktion, die das Sicherheitsgefühl insbesondere von Frauen und jüngeren Nutzern unterwegs erhöhen kann – zum Beispiel auf dem Heimweg am Abend. Mit der iPhone-Funktion lassen sich Freunde und Familie automatisch über die geplante Ankunft an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit informieren. Nachteil: Das klappt bislang nur über die Nachrichten-App iMessage, also nur zwischen Apple-Geräten.

Nutzerinnen geben dafür zunächst in iMessage das Fortbewegungsmittel ein (zu Fuß, öffentliche Verkehrsmittel, Auto) und dann die geplante Ankunftszeit sowie einen selbst wählbaren Zeitpuffer. Festlegen lässt sich zudem, welche Informationen die von der Nutzerin ausgewählten Kontakte erhalten sollen, wenn sie ihr Ziel nicht innerhalb der geplanten Zeit erreicht und die Wegbegleitung nicht zuvor abgebrochen hat. Dazu zählen etwa Details zum Mobilfunksignal, zum Akkustand sowie die zurückgelegte Strecke und der Zeitpunkt der letzten Entsperrung des Handys.

Familie oder Freunde können so immer auf dem aktuellen Stand bleiben, das kann das Sicherheitsgefühl erhöhen. Praktisch: Bei Verspätungen kann man auf dem iPhone eine Entwarnung verschicken, dass alles in Ordnung ist. Klappt der Heimweg wie geplant, erspart die Funktion im Zweifel auch die übliche Nachricht „Ich bin gut angekommen“. Apple zufolge werden sämtliche Informationen verschlüsselt übertragen.

Standort unterwegs orten – gute Alternativen

Die neue „Wegbegleitung“ beschränkt sich auf Apple-Geräte. Aber auch Android-Nutzerinnen können sich unterwegs bei Bedarf eine Zeit lang orten lassen – mithilfe beliebter Apps von Drittanbietern:

  • Whatsapp: Mit der Funktion „Live-Standort“ bei Whatsapp (Android und iOS) können Nutzer ihre Position in Echtzeit mit Mitgliedern eines Einzel- oder Gruppenchats teilen. Man behält stets die Kontrolle darüber, ob und wie lange man seinen aktuellen Standort teilt. Die Ortung lässt sich für eine Dauer festlegen und jederzeit beenden. Whatsapp bietet eine Anleitung und setzt wie bei Nachrichten auf eine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
  • Google Maps: Die beliebte Karten-App lässt sich ganz ähnlich nutzen. Tippen Sie bei Google Maps oben rechts auf Ihr Profilbild und dann auf „Standortfreigabe“. Dort wählen Sie, wie lange der Standort mit anderen geteilt werden soll, und tippen anschließend auf das Profil der entsprecheden Person(-en). Am Ende auf „Teilen“. Googles Anleitung zum Teilen des Standorts hilft weiter.
  • Heimweg-Apps: Spezielle Apps wie KommGutHeim, Familo oder Life360 versprechen ebenfalls mehr Sicherheit auf dem Heimweg. Hier lohnt es sich, die Bedingungen genau zu lesen, denn manche Funktionen können kostenpflichtig sein. Eine sinnvolle kostenlose Alternative ohne App ist der Dienst Heimwegtelefon.