Berlin. Verbraucher haben ein gutes Gefühl, wenn Nahrungsergänzungsmittel aus Deutschland kommen. Dabei wird bei der Herkunft häufig getrickst.

Pillen statt Obst – immer mehr Haushalte in Deutschland setzen Nahrungsergänzungsmittel auf den Speiseplan. Die Vitamine sollen zu einer gesunden Ernährung beitragen. Viele Verbraucher legen dabei Wert auf die Herkunft der Präparate: Sie empfinden es als vertrauenerweckend, wenn auf der Verpackung steht, dass das Nahrungsergänzungsmittel aus Deutschland kommt. Doch oft trügt der Schein. Viele Angaben entsprechen offenbar nicht der Wahrheit. Ist „Made in Germany“ bei Vitamin-Pillen also nicht mehr als nur eine leere Worthülse?

„Ein großer Teil der Nahrungsergänzungsmittel gaukelt eine deutsche Herkunft womöglich nur vor“, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie hat sich für einen Marktcheck 75 Nahrungsergänzungsmittel näher angeschaut, die auf ihrer Verpackung oder auf ihrer Internetseite mit einer deutschen Flagge oder dem Slogan „Made in Germany“ werben. Das Ergebnis: Bei drei Viertel der Präparate bleibt laut den Verbraucherschützern unklar, woher genau die Hauptzutaten stammen – entsprechende Angaben fehlen.

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Angaben bei Nahrungsergänzungsmitteln unklar

Vorgeschrieben sind Herkunftsangaben für Nahrungsergänzungsmittel zwar nicht. Der Verbraucherzentrale zufolge gilt aber: Macht der Hersteller eine solche Angabe, dann darf sie nicht irreführend sein. Dann müssen auch die wichtigsten Zutaten aus diesem Land stammen – oder es muss gesagt werden, woher sie in Wirklichkeit kommen.

Die Verbraucherschützer raten zu Skepsis, wenn ein Nahrungsergänzungsmittel damit beworben wird, dass es hierzulande hergestellt wurde. Auch, weil oft unklar bleibt, was das genau bedeutet: Stammen die Zutaten aus Deutschland? Wurden sie hier vermischt? Oder bloß abgepackt?

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Zutaten kommen häufig aus Asien

Gut zu wissen: „Die wenigsten Vitamine, Mineralstoffe und Pflanzenzutaten werden in Deutschland produziert, sehr vieles kommt beispielsweise aus asiatischen Laboren“, erklärt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW. Natürliches Vitamin C aus Acerola kann zum Beispiel unmöglich aus Deutschland stammen, da hierzulande keine Acerola-Kirschen angebaut werden. Übrigens: Auch eine Aussage wie „Laborgeprüft in Deutschland“ gibt keinen Aufschluss über die Herkunft der Zutaten.

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Und was kann man beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln beachten? Sich die Verpackung gründlich durchzulesen, ist ein Anfang. „Auch wenn es keine Verpflichtung dazu gibt, sollte idealerweise in der Zutatenliste hinter den wichtigsten Zutaten das jeweilige Herkunftsland stehen“, sagt Clausen. Zumindest dann, wenn mit einer Produktion in Deutschland geworben wird. Wer es ganz genau wissen will, kommt im Zweifel nicht darum herum, beim Hersteller nachzufragen.