Berlin. In Deutschland sind inzwischen mehr als 2300 Ärzte und Krankenpfleger mit dem Coronavirus infiziert – Ärztegewerkschaft kritisiert aktuelle Praxis und wirft „Versäumnisse“ vor.

Die zunehmende Ausbreitung der Corona-Pandemie erfasst einem Bericht zufolge auch immer mehr Ärzte und Krankenpfleger in Deutschland: Nach Informationen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ haben sich inzwischen mehr als 2300 Klinikmitarbeiter in Deutschland mit dem Virus infiziert. Das teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) auf Anfrage mit und verwies gleichzeitig darauf, dass die tatsächliche Zahl vermutlich höher liege.

In Nordrhein-Westfalen seien bis Mittwoch zudem 322 Mitarbeiter von ambulanten und vollstationären Pflegeeinrichtungen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert gewesen, heißt es dem Bericht zufolge aus dem Landesgesundheitsministerium. Bei diesen Einrichtungen handele es sich zum allergrößten Teil um Altenpflegeheime. 1485 Mitarbeiter befänden sich zudem in Quarantäne.

In Baden-Württemberg wurden nach Angaben des Landesgesundheitsamts bis Mittwoch 566 Infektionen bei medizinischem Personal registriert - und damit nahezu eine Verdopplung der Fälle im Vergleich zur Vorwoche. Besonders betroffen ist Bayern: In dem Bundesland waren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung am Donnerstag 244 Arztpraxen infolge der Corona-Krise geschlossen.

Die Zahlen beruhen auf einer Umfrage von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ unter knapp 400 Gesundheitsämtern sowie Landesregierungen und Kassenärztlichen Vereinigungen.

Marburger Bund kritisiert Praxis

Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, kritisierte die Praxis und sprach von „Versäumnissen im Meldesystem“. Teils würden die Zahlen zum medizinischen Personal gar nicht erfasst, teils würden Meldungen noch per Fax versandt. Es sei „traurig und nicht nachvollziehbar, dass Länder wie Italien und Spanien diese Zahlen haben, wir aber nicht.“