Jena. Kaputt? Macht nichts! Das Reparier-Café Jena hilft mit Werkzeug und Wissen bei der Rettung defekter Dinge.

Kaputte Dinge zu reparieren, geht nicht mehr, denken viele. Geht doch. Ein Fahrrad, bei dem immer die Kette runter springt, Omas altes DDR-Rührgerät, das nicht mehr läuft, oder nur eine durchgescheuerte Jeans, die mit einem Flicken wieder tragbar wird. Das alles und noch viel mehr kann im Reparier-Café wieder nutzbar gemacht werden. Es läuft so gut, dass als räumliche Notlösung ein alter Bus zur Werkstatt umfunktioniert werden musste. „Eine alte Dame brachte uns mal einen elektrischen Hund, der nicht mehr lief“, erzählt Oda Beckmann vom Reparier-Café. Motor kaputt. Die Techniker haben ihm das Fell abgezogen und einen gebrauchten Motor aus einem anderen Gerät eingebaut und zugenäht. OP gelungen. „Danach lief der Hund schneller als zuvor“, sagt die 33-Jährige.

Das Strahlen der Leute sei immer das Schönste, wenn ein alter, geliebter Gegenstand wieder zum Leben erweckt werde.

1500 erfolgreiche Reparaturen

Das soziale Miteinander ist wichtig. Foto: Carolin Mand
Das soziale Miteinander ist wichtig. Foto: Carolin Mand © zgt

Oda Beckmann hat zusammen mit Ideengeber Max Dornheim und Christina Erben das Jenaer Reparier- Café ins Leben gerufen. Nach einem Facebook-Aufruf meldeten sich 300 Leute. Gekommen sind dann erst mal nur drei. Mittlerweile gebe es jeden Monat regelmäßig Freiwillige, die seit fünf Jahren durchschnittlich 1500 erfolgreiche Reparaturen durchgeführt haben. Ziel ist, dass die Leute ihre Dinge unter Anleitung selbst reparieren. Neben dem Effekt, dass Geräte und andere reparierbare Dinge nicht vorschnell im Müll landen, sei das soziale Miteinander mindestens genauso wichtig. „Wenn ein 15-Jähriger das Radio eines Rentners repariert und beide ins Gespräch kommen, ist das so wertvoll“, sagt Oda Beckmann. Das wecke Verständnis für beide Seiten. So würden sich Alt und Jung mit Themen beschäftigen, die sie sonst nicht diskutieren würden. „Es wird bei uns viel über Nachhaltigkeit, geredet.“ Und die Älteren erzählen den Jungen, dass es früher ganz normal war, Dinge zu reparieren, statt sie wegzuwerfen.

Seit vergangenem Herbst besitzt das Projekt einen ausgedienten Linienbus, der in 500 ehrenamtlichen Stunden umgebaut wurde. Bezahlt wurde er mit Lottomitteln der Postcode-Lotterie. Der Bus hat jetzt alles, was ein Reparier-Café braucht. Eine Nähmaschine, eine Werkbank, Schränke nebst Stauraum für Werkzeug sowie einige Tische. Im April wird er erstmals zum Einsatz kommen.

Reparier-Enthusiasten suchen einen Raum in Jena

„Aber eigentlich ist er nur eine Notlösung“, sagt Beckmann. Es gebe in Jena einfach keine Freiräume für Projekte wie das ihre. Nach wie vor suchen die Reparier-Enthusiasten einen Raum und finden ihn in Jena nicht.

Gefragt nach der Ersatzteilbeschaffung erzählt Oda Beckmann von der engen Kooperation mit dem Kommunalservice Jena (KSJ). Seit vergangenem Jahr können Techniker des Projekts Ersatzteile auf dem Wertstoffhof entnehmen. Auf den städtischen Elektroschrott-Containern klebt zudem ein Aufkleber des Reparier-Cafés und ruft dazu auf, die Geräte lieber zu reparieren, statt wegzuwerfen, und verweist auf das Projekt.

Alle Beiträge zur TLZ-Aktion: www.tlz.de/gutenachbarn

„Gute Nachbarn, gute Taten“: Mit Opa Achim im Kindergarten in Erfurt

Für andere stark machen: TLZ-Aktion „Gute Nachbarn, gute Taten“ gestartet