Erfurt. Thüringen hat nach Sachsen deutschlandweit den zweithöchsten Sieben-Tages-Wert bei den Neuinfektionen. Der Freistaat beruft kurzfristig eine Krisensitzung ein.

Der Freistaat Thüringen ist nach Sachsen derzeit das Bundesland mit dem höchsten Sieben-Tages-Wert bei Neuinfektionen. In den vergangenen sieben Tagen infizierten sich nach Zahlen des Berliner Robert Koch-Instituts vom Freitag 3412 Menschen neu mit dem Sars-CoV2-Virus. Das entspricht knapp 160 Fällen je 100.000 Einwohner in diesem Zeitraum. Das Bundesland Sachsen liegt aktuell bei 276 Fällen bezogen auf 100.000 Einwohner. Alle aktuellen Entwicklungen in unserem Corona-Liveblog

Selbst bevölkerungsreiche Bundesländer wie Berlin (rund 101), Nordrhein-Westfalen (138), Bayern (171) oder Baden-Württemberg (knapp 134) rangieren deutlich unter diesem Niveau.

Kurzfristig Krisensitzung in Thüringen einberufen

Wegen des rasanten Anstiegs hat Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) am Freitag kurzfristig den wissenschaftlichen Beirat, der die Landesregierung in der Corona-Pandemie berät, für den Nachmittag zu einer Videokonferenz eingeladen. Es gehe darum, die Entwicklung zu bewerten, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.

CDU kritisiert Krisenmanagement

Die CDU-Landtagsfraktion hat unterdessen das Krisenmanagement der Landesregierung kritisiert. Dieses wirke offensichtlich nicht, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Andreas Bühl.

In den vergangenen Wochen habe sich in Thüringen eine mehrdimensionale Problemlage entwickelt. Einerseits habe etwa das Bildungsministerium beim Umgang mit dem Corona-Stufenkonzept für Schulen zögerlich und unklar gehandelt oder sei die neue Corona-Verordnung «miserabel» vermittelt worden. «Und auf der anderen Seite bringt ein nicht zu vernachlässigender Teil der Bevölkerung kein Verständnis für die Notwendigkeit der Schutzmaßnahmen auf», konstatierte Bühl.

Mehrere Regionen verschärfen Corona-Einschränkungen

Von Donnerstag zu Freitag wurden 1035 neue Fälle gezählt, wie das Gesundheitsministerium unter Berufung auf RKI-Zahlen mitteilte. Die Zahl der Gestorbenen, die mit dem Virus infiziert waren, erhöhte sich seit Donnerstag um elf auf jetzt 405.

Die insgesamt 1025 Neuinfizierten bedeuten einen traurigen Negativrekord, denn noch nie wurden in Thüringen seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr an einem Tag so viele Neuinfektionen registriert. So gab es allein im Saale-Orla-Kreis in den letzten 24 Stunden insgesamt 120 Menschen, bei denen eine Corona-Infektion nachgewiesen wurde. Aus dem Altenburger Land wurden am Freitag 105 Neuinfizierte von den Gesundheitsämtern registriert. Und auch in der Landeshauptstadt Erfurt gibt es 77 Neuinfektionen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz beträgt in Thüringen momentan 159,9. In Saalfeld-Rudolstadt und in Gera sind schärfere Allgemeinverordnungen in Kraft getreten.

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