Visiere rauf, Vertrauen wieder aufbauen, das rät Peter Rossbach in der Kolumne „Eisenacher Notizbuch“.

Nun haben also endlich die beiden ihren jeweiligen „Kaiser Wilhelm respektive Kaiserin Wilhelmine“ unter der Zukunftsvertrag gesetzt. Also OB Wolf und Landrat Krebs haben ihn unterschrieben. Und das ist gut so. Es wäre also jetzt an der Zeit sowohl von Seiten des Kreises als auch von Seiten der Stadt die Visiere raufzuklappen, die Überheblichkeiten, gefühlte Arroganz und die Befindlichkeiten wegzustecken. Nachrichten in den sozialen Netzwerken wie ein fröhliches „Wir haben uns durchgesetzt“ etwa von Mitgliedern der Kreis-CDU helfen da nur ganz wenig. Da wäre es wirklich hilfreicher, wenn beide Seiten versuchen das gerade in der Endphase der Verhandlungen aufs Spiel gesetzte und teilweise verloren gegangene gegenseitige Vertrauen wieder aufzubauen. Dass es soweit kam, haben übrigens alle Beteiligten zu verantworten.

Es darf in einem solchen Prozess keine Gewinner und Verlierer geben. Die Verwaltungsspitzen, vor allem aber auch Kreistag und Stadtrat müssen endlich nicht nur lauthals verkünden, dass die Fusion für beide ein Gewinn war und es ohne die Fusion beiden schlechter gehen wird, sondern dies auch im gegenseitigen Miteinander spürbar machen. Kompromissfähigkeit ist keine Einbahnstraße. Mit den Unterschriften unter dem Vertrag ist ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Jetzt heißt es, den Vertrag auszugestalten, die weitere Zusammenarbeit zu regeln, das gemeinsame Haus einzurichten – und zwar so, dass jeder darin gut leben kann.

Vielleicht ist es da ganz gut, dass bald gewählt wird und im Kreistag und Stadtrat auch ein paar neue Gesichter einziehen werden, die die entstandenen Verkrustungen mit einem neuen Blick überwinden helfen. Immerhin wurde ein 1998 von den Vorgängern in Land, Kreis und Stadt begangener Fehler endlich korrigiert. Dabei ist es erfreulich, dass der Eisenacher Stadtrat selbst einen vor drei Monaten mit der Ablehnung des nun unterzeichneten Vertrages begangenen Fehler auch noch vor der Wahl korrigiert hat und dies nicht als bittere Hypothek dem neuen Stadtrat hinterlässt.

Jeder macht Fehler, dies einzugestehen und selbst zu korrigieren, zeigt Einsicht und auch eine gewisse Größe. Und das gilt nicht nur für das Thema „Zukunftsvertrag“. Zeit ist noch.