Weimar. Jens Hauspurg macht sich Sorgen wegen seines Berufungsverfahrens um eine Professur an der Bauhaus-Uni. Laut dem Präsident wurde noch keine Entscheidung gefällt.

Jens Hauspurg, Jahrgang 1981, hat von 2002 bis 2007 in Weimar an der Bauhaus-Uni studiert und sich in der freien Wirtschaft seine Sporen verdient. Nun würde er in Weimar gerne Professor werden. Seine Chancen im Berufungsverfahren um die Professur Fotografie (W3) wären aber deutlich größer, wenn er nicht Gastprofessor wäre.

Dipl.-Des. Hauspurg ist seit 2014 als künstlerischer Mitarbeiter an der Professur für Fotografie tätig und hat neben positiv optierten Förderanträgen — und der damit verbundenen Neuausstattung der Werkstatt für Fotografie (hier ging es nach seinen Angaben um 350.000 Euro) — die Abschlussausstellung „Tatsache.Stamm“ anlässlich der Emeritierung von Hermann Stamm im Sommer 2019 realisiert (wir berichteten). Jüngst eröffnete Hauspurg eine Doppelausstellung mit dem israelischen Fotografen Ilan Nachum in der Bibliothek der Bauhaus-Uni. Zur Triennale der Moderne erscheint 2020 eine Publikation von ihm mit Professorin Ines Weismann, Mark Escherich – in Kooperation mit Achava. Im Frühjahr 2020 hat er die Verantwortung für den Uni-Stand zur Leipziger Buchmesse. Er plant Kooperationen mit der Photokina Köln und dem Fotofestival Zingst. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Vergänglichkeit und der digitalen Zersetzung des Mediums Fotografie in sozialen Gemengen — unter Abhängigkeit von politischen und religiösen Interessen, wie er sagt.

Aktuell ist Hauspurg mit Studierenden anlässlich des Kunstprojektes „Transit“ im kroatischen Sibenk unterwegs. Seine Verbindung zu Andreas und Lana Schinner ermöglicht es, dass die „Reisegruppe Bauhaus“ auf Schiffen des gebürtigen Weimarers beherbergt werden kann. „Getreu dem Motto: ‘Bauhaus Ahoi’ findet Austausch und Lehre weit außerhalb der Hochschule statt“, erläutert Hauspurg.

Semesterprojekt "Transit" der Weimarer Fotografie-Studenten

"Ein Teil der Stadt geworden — ein Teil von mir geworden. Transit."
"Die Gastfreundlichkeit der Kroaten schlägt mir gemeinsam mit dem Regen mitten ins Gesicht."
Gastprofessor Jens Hauspurg ist mit Studierenden der Fotografie in Kroatien unterwegs. Hier veröffentlichen wir ausgewählte Arbeiten.
Gastprofessor Jens Hauspurg ist mit Studierenden der Fotografie in Kroatien unterwegs. Hier veröffentlichen wir ausgewählte Arbeiten.
"Die Faszination des Eiffelturms ist ungebrochen. Liegt es an seiner maskulinen, mächtigen Art oder seinem massiven, stählernen Skelett?"
Mit reichlich Rückenwind startet das Semesterprojekt
Mit reichlich Rückenwind startet das Semesterprojekt "Transit" der Bauhaus-Uni Weimar. © Jens Hauspurg | Jens Hauspurg
"Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster und betrachtet die Boulevards von Paris." (Heinrich Heine)
"Das kreative Rauschen der Gruppe verdichtet sich auf der Landzunge Šibeniks — flüchtige Augenblicke werden im Sturm inhaliert."
1/7

Der Bereich „Visuelle Kommunikation“ in Weimar weckt wegen seines sehr guten Rufes großes Interesse. So sei die Zahl der Erstsemester dieses Jahr „um zirka 50 Prozent gestiegen“, so Hauspurg. Erste Station dieser Studierenden ist die Werkstatt für Fotografie — aktuell vertreten durch Gastprofessor Hauspurg.

Auf das Problem angesprochen, heißt es aus dem Wirtschafts- und Bildungsministerium, dass sich das Ministerium „nicht zu konkreten Berufungsverfahren“ äußere. Zum rechtlichen Rahmen gehört nach Paragraf 85, Absatz 4 des Thüringer Hochschulgesetzes hinsichtlich der Hausberufung, „dass Mitglieder der eigenen Hochschule nur in begründeten Ausnahmefällen zur Berufung vorgeschlagen werden dürfen. Ob ein Ausnahmefall vorliegt, entscheidet die Hochschule“. Wichtig sei aber, dass eine „wissenschaftliche Ämterpatronage“ verhindert werde. Wenn die Gremien „einen deutlicher Qualifikationsvorsprung oder auch die ‘Alleinstellung’ des potenziellen Hausbewerbers“ feststellen würden, wie es das Ministerium formuliert, könnte über die Listenplatzierung Hauspurg nach vorn rücken.

Der Unmut von Studierenden ist greifbar: Offenbar soll es – wie aus dem Gremienumfeld zu erfahren – ein Veto der studentischen Vertreter im Berufungsverfahren gegeben haben. Zugleich ist auf Nachfrage von Bauhaus-Uni-Präsident Winfried Speitkamp zu erfahren, dass er „zum jetzigen Zeitpunkt nichts Näheres dazu sagen“ könne und dürfe, da das Berufungsverfahren „noch nicht abgeschlossen“ sei. Er sei sich aber „sicher, dass alle im Rahmen des Verfahrens zustande gekommenen Stellungnahmen, auch die der Studierenden, von den Gremien gewürdigt werden“. Eine Sitzung soll in Kürze sein.