Buttelstedt. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens hat sich das Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut auf seinem Betriebsgelände in Buttelstedt (Weimarer Land) etwas Besonderes ausgedacht.

Mit Blick auf sein Hoffest zum 25-jährigen Bestehen hat sich das Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut (TLPVG) etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Auf seinem Betriebsgelände in Buttelstedt (Kreis Weimarer Land), einem von drei Standorten des Unternehmens, haben die Mitarbeiten einen Schaugarten angelegt, den vor allem auch die Kinder des Kindergartens im Ort nutzen können.

„Das ist wichtig, weil viele Kinder den natürlichen Kreislauf von Säen und Ernten gar nicht mehr kennen und auch nicht mehr wissen, wie zum Beispiel eine Erdbeere frisch aus dem Garten schmeckt“, sagt Mitarbeiterin Nadine Bergk, die auch das seit dem vergangenen Jahr bestehende Praxiszentrum Ökologischer Landbau leitet.

Mit dem Angebot haben die Landwirte bei den Kleinsten quasi den richtigen Knopf gedrückt: Die Knirpse aus dem Kindergarten „Et & Fin“ sind mit Begeisterung dabei: säen, jäten Unkraut, verfolgen aufmerksam das Pflanzenwachstum.

Am Montag hat die Gruppe der „Riesen“ – das sind die zwölf künftigen Schulanfänger – zum zweiten Mal in Begleitung von Erzieherin Birgit Lange dicke Radieschen und Kohlrabi aus der Erde gezogen. Im Kindergärten wurde die Ernte später gewaschen und geschält und als Zwischenmahlzeit weg geschnurpst. „Schon beim letzten Mal“, sagt Birgit Lange, „ging das rasend schnell.“

Andreas Kröckel, der Pflanzenbauleiter des Guts, hielt für die Kinder aber noch eine Überraschung bereit: Gemeinsam mit ihm durften sie eine kleine Brutmaschine mit Hühnereiern bestücken, auf dass pünktlich zum Hoffest am 22. Juni die Küken schlüpfen. Mit größter Vorsicht schoben die Jungen und Mädchen eine Horde mit 30 Eiern in den Kasten, in dem Andreas Kröckel schon am Wochenende vorsorglich zwei solcher Stiegen befüllt haben: „Die Eier habe ich bei Züchtern aus der Region geholt“, erklärte Kröckel. Sie stammten von vier verschiedenen Hühnerrassen, darunter von Vorwerk- und Perlhühnern, so dass die Kinder nach dem Schlüpfen der Küken auch verschiedene Merkmale die Tiere studieren können.

„Die Eier müssen nun zweimal am Tag gewendet werden“, sagte Andreas Kröckel. Außerdem müsse die Temperatur beständig bei 37,8 Grad Celsius liegen.

Die Schützlinge von Birgit Lange wissen indes schon, wie genau die Küken schlüpfen: Schließlich kennen sie das Lied „Tick, tick, tick“ von Rolf Zuckowski, in dem sich ein Küken darüber beklagt, dass es im Ei zwar „warm und schön“ ist, es dort aber leider nichts sehen kann. Deshalb schreitet es zur Tat: „Mein Schnabel macht ein großes Loch – und schwupps, schon bin ich frei.“

Die Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Thüringer Landgesellschaft, wurde im April 1994 gegründet. Sie führt Versuche in Tierhaltung und Pflanzenbau durch, übernimmt für angehende Thüringer Land- und Tierwirte die überbetriebliche Bildung, züchtet Rinder, Schafe und Pferde und führt bei Rindern, Schafen und Schweinen Leistungsprüfungen gemäß dem Tierschutzgesetz durch.

Auf einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von etwa 1800 Hektar mit Schwerpunkten in Buttelstedt, Weimar-Schöndorf und Dornburg bei Jena betreibt das Gut moderne Pflanzenproduktion und baut vor allem Getreide, aber auch Raps, Mais, Luzerne, Feldgras, Erbsen, Ackerbohnen sowie Soja und Ölleinen an. Außerdem bewirtschaftet das TLPVG die von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft für Versuche benötigten Flächen.

In Buttelstedt, wo das Gut Milchproduktion betreibt, stehen 450 Holstein-Friesian-Kühe, am Standort der Leistungsprüfanstalt in Weimar-Schöndorf unterhält es eine Mutterschafherde mit etwa 250 Tieren. In Dornburg, dem dritten Standort, betreibt das TLPVG ein Haflingergestüt, mit dem es einen wichtigen Beitrag zur Haflingerzucht in Thüringen und der Bundesrepublik leistet. Die Zuchttiere nehmen regelmäßig an Ausstellungen, Eliteschauen, der Bundeshaflingerschau sowie Europaschauen teil.

Vo einem Jahr hat das TLPVG zudem im Auftrag der Landesanstalt für Landwirtschaft das Praxiszentrum Ökologischer Landbau aufgebaut, die Mittel dafür stellt – zunächst für anderthalb Jahre — das Landwirtschaftsministerium bereit. Das Zentrum fungiert als Schnittstelle zwischen ökologischem und konventioneller Landbau und zielt darauf ab, die Synergien aus beiden System zu nutzen.

Hoffest: Samstag, 22. Juni, 13 bis 17 Uhr in Buttelstedt mit Führungen, Technikschau und Feldrundfahrten

Sibylle Göbel