Treffurt. Vor 30 Jahren: Manfred Heise aus Treffurt zieht für die CDU in die Volkskammer ein und wird vom Ingenieur zum Politiker.

Im November wird Manfred Heise 80. Vor 30 Jahren begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Aus dem Kfz-Ingenieur, der bei Maier-Rehm als Betriebsteilleiter in Eisenach tätig war, wurde ein Politiker. Aus dem volkseigenen Betrieb, der Teil des Verkehrskombinats Erfurt gewesen war, wurde derweil eines der ersten Autohäuser, die damals reprivatisiert werden konnten… Heise kehrte nach seiner Volkskammerzeit nicht zurück, sondern zog in den Bundestag ein.

Heise, in Treffurt geboren und beheimatet, war bereits 1964 in die CDU eingetreten und seit 1982 Kreisvorsitzender seiner Partei in Eisenach – und sollte dies bis 1993 bleiben. Als im Winter 1990 erste freie, geheime Wahlen anstanden, gehörte er zu denen, die in die demokratische Volkskammer einziehen durften. „Das war in meinem Leben ein großes Ereignis“, erinnert er sich. „Es war eine hoch arbeitsintensive Zeit im Parlament, denn wir mussten alles vorbereiten für unser wichtiges Ziel: Es musste schnell gehen mit der Einheit unseres Vaterlandes.“

Früh habe sich abgezeichnet, „dass es nicht so weitergehen konnte“. Und: „Wir haben das so gewollt“, ist sich Heise sicher – und findet, dass die, die auch heute noch sagen, dem Osten sei alles übergestülpt worden, „unrecht haben“. Ein langsamerer Weg der Angliederung sei „doch gar nicht machbar“ gewesen, stellt er fest. Die Sozial-, Wirtschafts- und Währungsunion zum 1. Juli 1990 „musste kommen“. Bei alledem spielt wohl auch eine Rolle, dass Heise aus der Grenzregion stammt. „Ich wohne 500 Meter weg vom Bundesland Hessen“, sagt er. „Wir haben doch erlebt, wie das war“, sagt er mit Blick auf die Zeiten vom dem 1. Juli 1990, als die DDR-Mark fast nichts mehr wert war – und mit West-Geld alles gekauft werden konnte. „Natürlich hat die schnelle Angleichung auch Schwierigkeiten bereitet“, stellt Heise fest. Aber auf die lange Bank habe sich die Entwicklung nicht schieben lassen.

Tag- und Nachtsitzungen bestimmten das Politikerleben nach der März-Wahl. „Ganz bewegend war natürlich der 23. August nachts um kurz vor 3 Uhr morgens“: Damals beschloss die Volkskammer den Einigungsvertrag. Heise erinnert auch daran, dass die Akzeptanz des deutsch-deutschen Weges durch andere Staaten nicht selbstverständlich gewesen sei. „Ich erinnere mich gerne und dankbar an viele Ausführungen auch an Helmut Kohl damals. 2 plus 4: Das war nicht ohne. . .“

Heise wurde bei ersten gesamtdeutschen Wahlen im Dezember 1990 in den Bundestag gewählt: „Ich habe den Wahlkreis, der sich über die Altkreise Eisenach und Mühlhausen erstreckte, errungen.“ Bis 2002 blieb es Bundespolitiker – erst in Bonn, dann in Berlin. Sein beruflicher Hintergrund als Kfz-Ingenieur spielte in seiner Parlamentsarbeit eine wichtige Rolle. So war Heise Mitglied im Verkehrsausschuss. „Das ist politisch nicht so spektakulär, aber sehr arbeitsintensiv, wenn man Berichterstatter ist für Kfz-Technik und Gefahrguttransporter“, sagt er.

Zudem wirkte er etwa an der Harmonisierung europäischer Verkehrsrechtsvorschriften mit. Den heutigen EU-Kritikern sei oft gar nicht klar, wie wichtig solche Vereinbarungen seien, damit etwa ein Auto aus mehreren Tausenden Teilen zusammengesetzt und über Ländergrenzen hinweg verkauft werden könne, gibt er zu bedenken. -Manfred Heise sagt mit Blick auf 1990: „Ich bin äußerst dankbar, dass ich als kleines Zahnrädchen an diesen Geschichtsmomenten mit dabei gewesen bin und das mitgestalten konnte.“