Berlin. Wer wenig Kohlenhydrate isst, verliert Gewicht, so das Versprechen der Low-Carb-Diät. Doch diese Ernährungsweise kann ungesund sein.

Eine kohlenhydratarme Ernährung hat in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erfahren. Das Stichwort dazu lautet Low Carb und ist verbunden mit der Hoffnung, Gewicht zu reduzieren. Eine neue Studie aus den USA, veröffentlicht im Fachmagazin „Journal of Internal Medicine“, kommt nun zu dem Ergebnis: Diese Art sich zu ernähren kann das Leben verkürzen, wenn man sie falsch ausrichtet.

Bei einer Low-Carb-Diät verzichten Menschen weitgehend auf Kohlenhydrate. Diese sind etwa in Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot oder Süßem enthalten. Selbst manches Obst und Gemüse hat einen hohen Anteil daran: Mais, Erbsen, Linsen, Bananen oder Weintrauben.

Statt Kohlenhydraten stehen vornehmlich Proteine und fettreiche Nahrungsmittel auf dem Speiseplan. Proteine und Fett können dabei aus tierischen wie aus pflanzlichen Produkten stammen: Fleisch, Käse, Quark und Eier zum Beispiel oder Nüsse sowie Fisch. Zu einer Low-Carb-Ernährung zählen nach Angaben der Krankenkasse AOK etwa die Atkins- und die Keto-Diät oder auch die Logi-Methode.

Low Carb: Langzeitstudie umfasst einen Zeitraum von 23,5 Jahren

Mit Beginn der Langzeituntersuchung in den USA im Jahr 1995 waren die etwa 371.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Angaben zufolge zwischen 50 und 71 Jahre alt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Harvard-Universität in Cambridge (USA) teilten sie in verschiedene Gruppen ein. Hier die Männer und Frauen, die wenig Kohlenhydrat zu sich nahmen, dort jene, die viele Kohlenhydrate aßen.

Haben viele Kohlenhydrate und sind bei einer Low-Carb-Diät Tabu: Kartoffeln.
Haben viele Kohlenhydrate und sind bei einer Low-Carb-Diät Tabu: Kartoffeln. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Zusätzlich unterschieden sie zwei Arten fettreicher Ernährung. Viele gesättigte Fette aus rotem Fleisch, Wurst oder Butter gegen viele ungesättigte Fette aus Fisch, Nüssen oder Ölen. Anschließend suchten die Forschenden nach Zusammenhängen zwischen Ernährung und Lebenserwartung.

Der Auswertung zufolge starben innerhalb der 23,5 Studienjahre etwa 165.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Menschen mit einer kohlenhydratarmen und gleichzeitig fettreichen Ernährung starben früher, als Menschen, die sich fettarm ernährten. Ihr Sterberisiko war laut Studie um 38 Prozent höher. Eine „gesunde“ Low-Carb-Ernährung mit vornehmlich ungesättigten Fettsäuren und pflanzlichen Proteinen hingegen beeinflusste die Lebenserwartung eher positiv.

Wenig gesättigte Fette: Diese Ernährung verlängert das Leben

Eine fettarme Diät sei im Vergleich zu einer kohlenhydratarmen in jedem Fall die gesündere Option, resümieren die Wissenschaftler. „Eine gesunde Low-Fat-Diät mit wenig gesättigten Fettsäuren senkt das Risiko eines frühen Todes für Menschen ab 50 Jahren. Unsere Studie stützt diese Vermutung erneut“, schreiben die Studienautoren. Auch eine Studie des Women’s Hospital in Boston (USA) von 2018, erschienen im Fachjournal „Lancet Public Health“, war zu diesem Ergebnis gekommen.

Für die Forschenden der Harvard-Universität gehören demnach vor allem viel frisches Obst und Gemüse, mageres Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Olivenöl zu einer lebensverlängernden Diät. Fette und Transfette, wie etwa in rotem Fleisch, Wurst, Butter, Käse, Vollmilch sowie stark verarbeiteten und frittierten Produkten hätten indes einen lebensverkürzenden Effekt. (kai)