Berlin. Die Pflicht zum Heizungstausch dürfte Eigentümer im Osten am härtesten treffen. Eine aktuelle Studie legt eine Spur – wohin sie führt.
- Die Ampel-Koalition will Eigentümer von Immobilien mit einer Überarbeitung des Heizungsgesetzes zur Anschaffung erneuerbarer Heiz-Technologien bewegen
- Bereits jetzt gibt es eine Erneuerungspflicht für Gas- und Ölheizungen, die über 30 Jahre alt sind, was insbesondere die Besitzer älterer Gebäude betrifft
- Eine Studie von Check24 hat die durchschnittlichen Baujahre von Häusern in den verschiedenen Bundesländern untersucht. Sie zeigt auf, welche Verbrauchergruppen mit Schwierigkeiten konfrontiert werden könnten
Klimafreundlichen Technologien gehört die Zukunft, vorneweg der Wärmepumpe. Eine Gas- oder Ölheizung ist ein Auslaufmodell. Das ist politisch so gewollt: Darauf setzt die Ampel-Koalition mit ihren Plänen für ein neues Heizungsgesetz ab 2024.
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Eine Austauschpflicht trifft jeden Immobilienbesitzer, Vermieter oder Mieter anders – je nachdem wie alt und wie groß ein Haus ist. Die Belastung fällt auch regional höchst unterschiedlich aus, wie eine Studie des Online-Versicherungsmaklers Check24 vermuten lässt, die unserer Redaktion vorliegt. Lesen Sie hier: Warum Millionen Mietern eine böse Überraschung droht.
- In Bayern stehen die jüngsten Häuser, in Thüringen die ältesten, gefolgt vom Saarland und Sachsen-Anhalt.
- Die größten Wohnflächen in Einfamilien-, Reihenhäusern und Doppelhaushälften stehen im Saarland, im Schnitt fast 150 Quadratmeter. In Sachsen-Anhalt sind es 126,6, in Mecklenburg-Vorpommern knapp 130 Quadratmeter.
Das Ergebnis ist politisch delikat, weil eine Unwucht erkennbar wird: Die Menschen im Osten Deutschlands werden tendenziell am stärksten betroffen. Ausgerechnet in den Regionen, die als sozial schwach gelten. Das hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) womöglich nicht bedacht. Prompt wird es ihm auf Twitter negativ ausgelegt.
Tatsächlich erklärt sich Check24 das Ergebnis der Studie mit der wirtschaftlichen Attraktivität einer Region. Der Freistaat Bayern ist das Paradebeispiel dafür. Er ist ökonomisch stark, also können sich mehr Menschen leisten neu zu bauen.
Heizung: Vom Alter eines Gebäudes kann man oft auf die Wärmedämmung schließen
Diese Attraktivität hat noch einen weiteren Effekt: Sie zieht Menschen an. Nach der Geburtenstatistik müsste Bayern schrumpfen. In Wahrheit wächst die Bevölkerung. Wenige ziehen weg, viele ziehen nach Bayern, aus anderen Bundesländern und ebenso aus dem Ausland. "In Bundesländern mit Bevölkerungswachstum gibt es automatisch eine größere Nachfrage nach neuen Häusern", erklärt André Boudon, Geschäftsführer Wohngebäudeversicherungen bei Check24. Auch interessant: Heizung ab 2024: Die Austauschpflicht betrifft nicht alle
Check24 hat sich einfach die Wohngebäudeversicherungen angeschaut. Und danach lag 2022 das durchschnittliche Baujahr bei 1996. Auch in Hamburg und Brandenburg sind Gebäude relativ neu, im Durchschnitt aus dem Baujahr 1992. Eine plausible Erklärung für Brandenburg ist die Nähe zum brummenden Großraum Berlin. Wer aufs Land will und baut, zieht nach Brandenburg, wo auch sonst?
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Das Alter lässt gewisse Schlüsse auf den Stand der Wärmedämmung und auf das Alter der Heizung zu, die nach 30 Jahren ausgetauscht werden muss. Zwingend und objektiv sind die Zahlen nicht. Denn natürlich werden alte Häuser renoviert und modernisiert. Es gibt alte Gebäude mit modernster Dämmung und Heiztechnik. Man könnte die Daten sogar positiv als Beleg dafür deuten, dass in Thüringen besonders langlebig und nachhaltig gebaut wird.
In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Saarland sind die Gebäude überdurchschnittlich alt
Aber generell ist es plausibler, dass der Innovationsdruck in Thüringen mit dem durchschnittlichen Baujahr 1968 größer als in Bayern sein wird. Immerhin sind die Häuser dort rund 28 Jahre älter als die Immobilien in Bayern. Vergleichsweise alte Häuser findet man laut Check24 auch im Saarland (Ø 1971) und in Sachsen-Anhalt (Ø 1974). Das könnte Sie auch interessieren: Alte Heizung über 30 Jahre: Was für Strafen Ihnen drohen
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Aus den Daten geht auch hervor, dass die Wohnfläche tendenziell zunimmt. "Je neuer die Häuser sind, umso größer ist die durchschnittliche Wohnfläche", analysiert André Boudon. Gebäude, die 1950 gebaut wurden, seien im Schnitt 130 Quadratmeter groß – 2020 errichtete Häuser schon 152 Quadratmeter.
Austauschpflicht im Osten drängender als in Bayern
Die Altersunterschiede beim Bestand sind nicht nur zwischen Ost und West beachtlich. In Nordrhein-Westfalen beträgt das durchschnittliche Baujahr 1984, im benachbarten Niedersachsen 1990, in Hamburg 1992, in Berlin wiederum 1988, was sich am ehesten mit den Wegzügen von Bauherren Richtung Brandenburg erklären lässt.
Generell werden die Menschen im Osten die Austauschpflicht viel stärker spüren als in Bayern. Im Osten drängt der Einbau einer teuren Wärmepumpe, in Bayern kann man länger warten; ein Vorteil, denn viele Fachleute sagen voraus, dass die Preise sinken werden.
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