Berlin. Durch den Klimawandel breiten sich invasive Arten immer weiter aus. Das kann immense Kosten verursachen, belegt jetzt eine neue Studie.

Naturkatastrophen wie Waldbrände, Erdbeben und Überschwemmungen bringen nicht nur großes Leid, sondern kosten auch eine Menge Geld. Doch ein anderes Problem, das der Klimawandel mit sich bringt, wird oft übersehen: Denn ebenso schwer sollen die finanziellen Schäden durch das Einwandern gebietsfremder Tierarten sein. Das zeigt eine aktuelle Studie, die von internationalen Forschenden unter der Leitung von Wissenschaftlern der Université Paris-Saclay veröffentlicht wurde.

Dort heißt es, dass die sogenannten Neobiota beträchtliche finanzielle Verluste verursachen können. Als Neobiota bezeichnet man Tier- oder Pflanzenarten, die sich erst durch menschlichen Einfluss in einem Gebiet ausbreiten. Folgen können eine Zerstörung der Infrastruktur, Schädigungen von Nutzpflanzen und Forstplantagen sowie geringere Fischereierträge sein. Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und den Tourismus seien nicht zu unterschätzen. Die Forschungsgruppe betont, dass die Konsequenzen der biologischen Invasion oft fahrlässig ignoriert werden.

Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär wurde in Pelztierfarmen in Europa gehalten. Dann brach er Mitte des 20. Jahrhunderts aus und hat sich seitdem vor allem im Kasseler Raum und in Teilen Brandenburgs großflächig angesiedelt. Er gehört auch zu den eingewanderten Tieren (Neozoen).
Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär wurde in Pelztierfarmen in Europa gehalten. Dann brach er Mitte des 20. Jahrhunderts aus und hat sich seitdem vor allem im Kasseler Raum und in Teilen Brandenburgs großflächig angesiedelt. Er gehört auch zu den eingewanderten Tieren (Neozoen). © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services

Gebietsfremde Arten: So hoch sind die finanziellen Schäden

Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der Fachzeitschrift "Perspectives in Ecology and Conservation" veröffentlicht. Demzufolge haben die finanziellen Verluste durch einwandernde Arten in den letzten 39 Jahren 1,21 Billionen US-Dollar (ca. 1,10 Billionen Euro) betragen.

Im Vergleich dazu betrugen die Verluste durch Stürme 1,91 Billionen US-Dollar (ca. 1,75 Billionen Euro), durch Erdbeben 1,14 Billionen US-Dollar (ca. 1,04 Billionen Euro) und durch Überschwemmungen 1,12 Billionen US-Dollar (ca. 1,02 Billionen Euro).

Dazu kommt: Die Kosten, die durch eingewanderte Tiere und Pflanzen verursacht wurden, sind in diesem Zeitraum schneller gestiegen als die Kosten von Naturkatastrophen. Das berechneten die Forschenden mit Hilfe der International Disaster Database sowie mit Daten der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA).

Gebietsfremde Arten: So ist der Anstieg in den vergangenen Jahren

Invasive Arten, also besonders eindringende Arten, können langfristige und schleichende Auswirkungen haben. Durch die vereinfachte Verbreitung aufgrund der Globalisierung hat die Zahl an invasiven in den vergangenen Jahrhunderten zugenommen. Seit der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 konnten sich in Deutschland etwa 900 Neobiota-Arten dauerhaft etablieren und verbreiten, wie das Bundesamt für Naturschutz berichtet.

Ein Beispiel für gebietsfremde Arten sind Moskitos, deren Ausbreitung hauptsächlich durch die globale Erwärmung entstanden ist und so die Gefahr für die Übertragung von Krankheiten erhöht.

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Derzeit sind etwa 1640 gebietsfremde Pflanzen-, 38 gebietsfremde Pilz- und 460 gebietsfremde Tierarten bekannt, die bisher nur vereinzelt nachgewiesen wurden und somit als unbeständig gelten. Etwa 100 dieser Arten werden als invasiv und damit als schädlich eingestuft. Für die Gruppe der Insekten steht die Auswertung noch aus.