Berlin. Nach Goldbären und Maoam sucht man bei Lidl zur Zeit vergeblich. Grund dafür ist ein Preisstreit zwischen Haribo und dem Discounter.

Bei einem Filmabend auf der Couch gehört der Griff in eine Packung Süßigkeiten für viele Menschen dazu. Doch wer bei Lidl einkauft, muss auf Süßes von Haribo aktuell verzichten. Denn wo man beim Discounter sonst Goldbären und Maoam findet, erwarten einen derzeit gähnend leere Regale. Grund dafür ist ein Preisstreit zwischen dem Süßigkeiten-Hersteller und dem Einzelhändler.

Dass Haribo von Lidl höhere Preise verlangt, begründet der Konzern mit den aktuellen Marktbedingungen: "Wir halten Preiserhöhungen vor dem Hintergrund immens gestiegener Preise für Logistik und Rohstoffe für gerechtfertigt“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion von einem Haribo-Sprecher. Insbesondere wegen der Kostensteigerung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres bleibe dem Unternehmen, "keine andere Wahl" als die Preise anzupassen.

Würde Lidl dem Süßigkeitenkonzern diese höheren Preise zahlen, müsste der Discounter sie auch an seine Kunden weitergeben. Man wolle Produkte aber nur "zum angemessenen Preis" verkaufen, wie Christian Härtnagel, Chef von Lidl Deutschland, vergangene Woche im Hauptsitz der Deutschlandverwaltung in Bad Wimpfen verkündete.

Aktuell gibt es bei Lidl europaweit keine Haribo-Produkte

Die Preisforderung von Haribo wurde daher abgelehnt, wie eine Lidl-Sprecherin unserer Redaktion erklärte: "Wir sind bisher zu keiner Übereinstimmung in den noch laufenden Verhandlungen gekommen". Folglich sind in allen Lidl-Filialen in Europa derzeit fast keine Haribo-Produkte mehr zu findet.

Das bestätigte auch ein Haribo-Sprecher gegenüber der "Wirtschaftswoche": "Es stimmt, dass Sie unsere Produkte derzeit bei Lidl nicht im Regal finden". Mit den Eigenmarken von Lidl gäbe es aber immer auch "eine gute Alternative", heißt es von der Discounter-Kette. Darüberhinaus bilde das Fehlen von Haribo-Produkten eine "Ausnahme", denn abgesehen davon müssten Kunden aktuell nahezu auf keine Marken verzichten.

Haribo-Produkte werden derzeit nicht bei Lidl verkauft.
Haribo-Produkte werden derzeit nicht bei Lidl verkauft. © Martin Gerten/dpa

Trotzdem sind Streitigkeiten wie diese längst keine Seltenheit mehr: Rohstoff- und Lieferengpässe sowie steigende Energiepreise und die Inflation treiben die Produktionskosten für viele Hersteller in die Höhe. Deswegen kommt es zwischen Händlern und Lieferanten immer wieder zu Auseinandersetzungen. Zuletzt war etwa bekannt geworden, dass Edeka von über einem Dutzend Konzerne nicht mehr beliefert wird.

Der Lidl Deutschland Chef glaubt an eine Einigung mit Haribo

Lidl erkenne die Kostensteigerung von Herstellern daher zwar an und halte, so Konzernchef Härtnagel, die ein oder andere Forderung für angemessen – aber die Preissteigerungen müssten im Rahmen bleiben. Wenn sie aus Lidl-Sicht unangemessen seien, verhandle man etwas länger. Dennoch tue man alles, um zu einem Verhandlungserfolg zu gelangen.

Mit vielen Marken sei eine Einigung bereits geglückt. Auch mit Blick auf die Verhandlungen mit Haribo zeigt sich Härtnagel gegenüber "Bild" optimistisch: "Mit Haribo stehen wir noch in Verhandlungen, wir konnten uns bisher nicht einigen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das auch hinbekommen". Kunden würden nicht auf ihre Lieblingsprodukte verzichten wollen und dazu gehörten für einige eben auch Süßigkeiten von Haribo. Der Hersteller selbst wollte sich gegenüber unserer Redaktion zu laufenden Verhandlungen nicht weiter äußern, betont allerdings, dass Haribo den Handel als "Partner" verstehe. "Und dies wird auch so bleiben." (cla/dpa)