Berlin. Fünf Deutsche sollen am Ballermann eine junge Frau vergewaltigt haben. Sie stammen aus NRW. Was bislang über den Fall bekannt ist.

Die T-Shirts über die Gesichter gezogen und mit Handschellen gefesselt werden sechs junge Männer am Samstagmorgen von spanischen Polizisten einem Gericht in Palma de Mallorca vorgeführt.

Am späten Abend entscheidet der Haftrichter Antoni Rotger: Untersuchungshaft für fünf der Urlauber wegen eines "sexuellen Angriffs", wie es der Richter formuliert. Die Männer sollen in einem Hotelzimmer am Ballermann gegen deren Willen Geschlechtsverkehr mit einer jungen Deutschen gehabt und die Tat gefilmt haben.

Gruppenvergewaltigung: Woher stammen die Verdächtigen?

Die Entscheidung des Richters, keine Freilassung auf Kaution zuzulassen, kam für Beobachter nicht überraschend – derselbe Richter hatte vor gut einem Jahr acht Kegelbrüder aus dem Münsterland wegen des Vorwurfs der Brandstiftung fast zwei Monate hinter Gittern gelassen.

Ein sechster Urlauber kommt frei, er konnte laut "Mallorca Zeitung" glaubhaft machen, während der mutmaßlichen Tat auf einem Sofa im Zimmer geschlafen zu haben. Den Männern zwischen 21 und 23 Jahren droht eine jahrelange Gefängnisstrafe. Sie stammen aus dem Märkischen Kreis in Nordrhein-Westfalen, wie ein Anwalt der Beschuldigten dieser Redaktion bestätigte.

Eine Untersuchungshaft kann in Spanien Wochen, Monate, manchmal Jahre dauern. Im Falle einer Verurteilung wegen Vergewaltigung können Strafen von bis zu zwölf Jahren verhängt werden. Jede Art der Gewalt gegen Frauen wird in Spanien sehr ernst genommen. Der Vorwurf des "sexuellen Angriffs" umfasst nach spanischem Recht eine Vielzahl von Straftaten – von Online-Übergriffen bis hin zu Vergewaltigung.

Die Verdächtigen sollen Medienberichten zufolge aus Nordrhein-Westfalen stammen.
Die Verdächtigen sollen Medienberichten zufolge aus Nordrhein-Westfalen stammen. © Clara Margais/dpa

Vergewaltigung auf Mallorca: Was ist passiert?

Wie die "Mallorca Zeitung" berichtet, sind in dem Fall jedoch viele Fragen bislang ungeklärt. Welcher Mann hat bei der Tat welche Rolle gespielt? Wie viele waren beteiligt? War der Sex zunächst einvernehmlich? Wann kippte die Situation?

Die Polizei beschreibt die Abläufe der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche so: Die Frau hatte in der deutschen Partyhochburg am Ballermann in der Nacht zum Donnerstag einen etwa gleichaltrigen Mann aus Deutschland kennengelernt. Sie habe eingewilligt, mit ihm auf sein Hotelzimmer zu gehen. An der Rezeption sei sie jedoch abgewiesen worden, weil sie dort kein Gast war.

Daraufhin seien die beiden in ein nahe gelegenes Hotel gegangen, wo fünf Freunde des Mannes ebenfalls aus Deutschland abgestiegen waren. Als diese später in das Zimmer kamen, hätten vier der Männer die Frau zu sexuellen Handlungen gezwungen. Einer habe die Tat mit seinem Handy gefilmt.

Gruppenvergewaltigung in Hotelzimmer: Was sagt die Frau?

Laut "Mallorca Zeitung" räumte die junge Frau in ihrer Aussage ein, dem Gruppensex zunächst zugestimmt, sich aber später eines Besseren besonnen zu haben. "Sie sagt es nicht, wie sie später bei ihrer Vernehmung vor dem Ermittlungsrichter berichten wird, doch sie will es nicht", heißt es in dem Bericht weiter.

Die Frau habe sich dann in das Badezimmer geflüchtet, berichtete die Polizei weiter. Einer der jungen Deutschen habe der Frau gegenüber eingestanden, dass die Männer zu weit gegangen seien. Er habe sie überredet, sie zu dem Hotel zu begleiten, in dem Freundinnen von ihr wohnten.

Von dort habe die Frau die Polizei alarmiert, die die fünf Männer am frühen Donnerstagmorgen in deren Hotel und einen sechsten dann am Freitag festnahm. Die Frau sei zu einer Untersuchung in eine Klinik gebracht worden.

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Warum ist vom "deutschen Rudel" die Rede?

In spanischen Medien wurden die sechs Männer teilweise als "manada alemana" bezeichnet, als "deutsches Rudel". Damit wurde eine Parallele zu einer Gruppenvergewaltigung 2016 in Pamplona gezogen. Damals hatten fünf junge Männer eine junge Frau in einem Hauseingang vergewaltigt und dabei gefilmt.

Ein zunächst sehr mildes Urteil gegen diese als "manada" bezeichneten Männer löste landesweit Demons­trationen aus. Das Sexualstrafrecht wurde in der Folge geändert. Das neue "Nur Ja heißt Ja"-Gesetz führte jedoch unerwartet zur vorzeitigen Haftentlassung vieler Sexualverbrecher weil damit auch niedrigere Mindeststrafen eingeführt wurden. (dpa/afp/fmg)