Berlin. Leonor von Spanien steht die bisher härteste Etappe auf ihrem Weg zur Krone bevor. Warum die Thronfolgerin jetzt strammstehen muss.

Spaniens Streitkräfte leiden wie die meisten europäischen Berufsarmeen unter chronischem Personalmangel. Das Militär, das auch bei internationalen Friedensmissionen und nationalen Katastrophen hilft, ist bei der Bevölkerung hoch angesehen. Doch schlechte Bezahlung und das Kasernenleben sorgen dafür, dass das Soldatenleben bei vielen jungen Leuten als wenig attraktiv gilt.

Doch nun bekommt die Truppe Verstärkung von höchster Stelle: Spaniens König Felipe VI., formal der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, schickt seine Thronerbin, die 17-jährige Leonor, Prinzessin von Asturien, zum Militär. Seine älteste Tochter, die irgendwann einmal Spaniens Königin und Armeechefin werden soll, wird am 17. August in der Militärakademie in der Stadt Saragossa eine dreijährige Offiziersausbildung starten.

Spanien: So streng wird Prinzessin Leonor auf die Krone vorbereitet

Nun äußerte sich Prinzessin Leonor, die bisher keine große Rolle in der Öffentlichkeit spielte, erstmals zu ihrem künftigen Leben als Soldatin: „Ich bin nun fast 18 Jahre alt“, sagte sie. „Ich habe gerade mein Abi gemacht und stehe kurz davor, eine militärische Ausbildung zu beginnen. Ich freue mich sehr darauf.“

Man weiß, dass Spaniens berühmtester Teenager von klein auf darauf vorbereitet wird, die Krone zu erben und das erste weibliche Staatsoberhaupt in Spaniens demokratischer Geschichte zu werden. Sie erhält eine Eliteausbildung: Zunächst besuchte sie eine Privatschule in Madrid. Die letzten zwei Jahre verbrachte sie auf dem altehrwürdigen britischen Atlantic College in Wales, das sie mit der Hochschulreife abschloss. Sie spricht mehrere Sprachen, ist sportlich, gilt als fleißig und pflichtbewusst.

Während ihres Urlaubs auf Mallorca besuchte die spanische Königsfamillie das Dorf Bunyola (l-r): Letizia, Königin von Spanien, Leonor, Prinzessin von Spanien, Infantin Sofia und Felipe VI., König von Spanien.
Während ihres Urlaubs auf Mallorca besuchte die spanische Königsfamillie das Dorf Bunyola (l-r): Letizia, Königin von Spanien, Leonor, Prinzessin von Spanien, Infantin Sofia und Felipe VI., König von Spanien. © dpa | Clara Margais

Jetzt folgt der Militärdienst. Oder „la mili“, wie man es früher in Spanien nannte, als es noch eine Wehrpflicht gab. Die Dienstpflicht für junge Männer wurde bereits vor mehr als 20 Jahren abgeschafft. Seitdem unterhält Spanien eine Berufsarmee, in der Frauen eine immer größere Rolle spielen. Der Anteil der Soldatinnen liegt inzwischen bei 13 Prozent. Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles hofft, dass Leonor zum Vorbild wird und der Frauenanteil wächst.

Leonor als Soldatin: Thronfolgerin soll keine Sonderbehandlung bekommen

Man hört, dass sich die Prinzessin seit Wochen auf diese bisher härteste Etappe ihres Wegs als künftige Königin vorbereitet. Die Ferien verbrachte sie mit König Felipe (55) und Königin Letizia (50) sowie mit ihrer jüngeren Schwester Sofía (16) im Sommerpalast auf Mallorca. Doch statt am Pool oder Strand zu faulenzen, nutzte sie die Zeit, um sich mit einer Fitnesstrainerin für die kommende Grundausbildung in Form zu bringen.

Auch das Schuhwerk hat sie gewechselt, wird vom Hof berichtet: Statt mit Turnschuhen und Absätzen laufe sie jetzt in Militärstiefeln durch den Palast. Verteidigungsministerin Robles betont, dass es für Ihre Majestät keine Extrawurst in der Kaserne geben werde: „Die Prinzessin unterliegt den gleichen Bedingungen wie der Rest ihrer Kameradinnen und Kameraden.“ Sie muss also – wenigstens am Anfang – auch Marschieren, Strammstehen, durch den Schlamm kriechen und den Umgang mit der Waffe lernen.

Ein bisschen bevorzugt wird die adelige Offiziersschülerin Leonor dann aber doch im Laufe ihrer dreijährigen Instruktion beim Heer, der Marine und der Luftwaffe. Und zwar mit einem „speziellem Ausbildungsplan“, wie das Verteidigungsministerium einräumt. Schließlich müsse die Thronerbin weniger für einen möglichen Kriegseinsatz, sondern für ihre künftige Rolle an der Spitze des Staates gedrillt werden. Dabei gehe es vor allem um Disziplin, Führungsfähigkeit, Mut und Selbstüberwindung.

Nach Juan Carlos: Spanisches Königshaus will Ansehen der Monarchie verbessern

Leonor ist klar, dass sie sich die Achtung des spanischen Volks erst noch erkämpfen muss. Der harte Militärdienst ist ein wichtiger Meilenstein auf ihrem Weg an die Staatsspitze: „Ich weiß, wie sehr die Spanier unsere Streitkräfte schätzen“, sagt sie. Nach ihrer Offiziersausbildung will sie studieren. Was genau, verriet sie noch nicht. Aber vielleicht tritt sie auch mit ihrer akademischen Ausbildung in die Fußstapfen ihres Vaters: König Felipe studierte nach seinem Armeedrill Jura und internationale Beziehungen.

Prinzessin Leonor tritt mit ihrer Ausbildung beim Militär in die Fußstapfen ihres Vaters König Felipe.
Prinzessin Leonor tritt mit ihrer Ausbildung beim Militär in die Fußstapfen ihres Vaters König Felipe. © Getty Images | Carlos Alvarez

Felipe, der 2014 die Krone von seinem Vater Juan Carlos II., übernahm, gilt heute als besonnenes königliches Staatsoberhaupt. In Umfragen schneidet er besser ab als alle vom Volk gewählten Politiker. Es gelang ihm, das Ansehen der Monarchie wieder etwas zu verbessern. Unter Juan Carlos, der nach einer Serie von Skandalen abtreten musste, war das Prestige des Königshauses auf einen Tiefpunkt gesunken.

Um seinem Land nicht weiter zu schaden, musste Juan Carlos vor drei Jahren Spanien verlassen. Seitdem lebt der 85-Jährige in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gelegentlich darf er zu Besuch in die Heimat reisen. Allerdings würde Juan Carlos gerne wieder ganz nach Spanien zurück. Der Zeitpunkt dafür dürfte spätestens kommen, wenn sich der Gesundheitszustand des Altkönigs, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann, weiter verschlechtern sollte.