Schneverdingen/Niedersachsen. Das Waldkrankenhaus Wintermoor wurde im Zweiten Weltkrieg erbaut. Anschließend wurde es umfunktioniert. Alle Infos zu dem Lost Place.

Ein verlassenes Krankenhaus mitten im Wald – so weit, so schaurig. Alte Alarmknöpfe und herumliegende Krankenhausutensilien erinnern noch heute an den einstigen Zweck des Gebäudes. Vor rund 80 Jahren, am 8. Februar 1943, wurde das ehemalige Waldkrankenhaus Wintermoor bei Schneverdingen in Niedersachen eröffnet. Damals, mitten im Zweiten Weltkrieg, stieg die Zahl der Verletzten höher und höher, sodass mehr Krankenhauskapazitäten benötigt wurden.

Nach dem Krieg, ab 1947, wurde das Gebäude in eine Tuberkuloseklinik umgewandelt. Im Laufe der Zeit änderten sich Name und Funktion der Einrichtung. Zuletzt befand sich hier ein Altersheim, doch das musste wegen Insolvenz im Jahr 2005 schließen. Seitdem verfällt das Gebäude und wurde in der Vergangenheit regelmäßig Opfer von Vandalismus. Für Jäger verlorener Orte genau das richtige Setting für einen abenteuerlichen Ausflug. Alle Infos zu dem Lost Place.

Das sind die Fakten zum Waldkrankenhaus im Wintermoor im Überblick:

  • Adresse: Behringer Straße 100, 29640 Schneverdingen
  • Geschichte: Gebaut wurde das Krankenhaus im Zweiten Weltkrieg als Ausweichkrankenhaus für Hamburger Kliniken. Danach wechselten die Besitzer, bis 2005 der letzte Inhaber Insolvenz anmelden musste. 2021 wurde das Gebäude abgerissen.
  • Führungen: keine
  • Status: Lost Place

Wo liegt das Waldhotel Wintermoor genau?

Das ehemalige Waldkrankenhaus Wintermoor liegt etwas außerhalb des Ortes im Niederhavenbecker Holz in Niedersachsen. Das Areal ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am besten mit den Buslinien 2110, 101 und 156 (Haltestelle Wintermoor Bahnhof) zu erreichen. Von der Haltestelle ist es ein rund halbstündiger Fußweg entlang der Behringer Straße bis zu dem Grundstück (2,6 Kilometer). Alternativ hält auch die Regionalbahn RB36 an dem Bahnhof Wintermoor.

Das sind die wichtigsten Etappen der Geschichte des Waldkrankenhauses Wintermoor:

Ausgangslage: Ein Krankenhaus für Kriegsverletzte

Nachdem im Laufe des Zweiten Weltkrieges die Zahl der Verletzten immer rasanter stieg, wurden mehr Krankenhauskapazitäten benötigt. Vor diesem Hintergrund entstand das Gesundungshaus Wintermoor, welches zunächst als Ausweichstelle für das Hamburger Krankenhaus diente. Gebaut wurde es ab 1942 von polnischen und sowjetischen Zwangsarbeitern. Ein Jahr später wurde es eröffnet.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Anzahl der Betten wegen des akuten Bedarfs von 400 auf 825 mehr als verdoppelt. Das Krankenhaus umfasste folgende Abteilungen:

  • Innere Medizin
  • Infektions- und Lungenkrankheiten
  • Chirurgie
  • Röntgenlabor
  • Mehrere Operationsräume
  • Apotheke

Lost Places: So wurde das Waldkrankenhaus Wintermoor nach dem Zweiten Weltkrieg genutzt

Weil die Verstorben nicht auf dem Friedhof beerdigt werden konnten, wurde ein Notfriedhof neben dem Krankenhaus errichtet. Nach Kriegsende wurde ein Teil der Krankenhausanlage als britisches Militärlazarett genutzt.

Ab 1947 wurde das Krankenhaus als Tuberkuloseklinik genutzt. Das spiegelte sich auch in der Architektur wider. Ein typisches Merkmal dafür waren etwa die offenen Liegehallen. Zudem war die Einrichtung ziemlich schlicht eingerichtet: Die Mehrbettzimmer der Patienten hatten Sprossenfenster mit Oberlichtern. Im OP-Saal sollten Fliegennetze das Eindringen von Insekten verhindern. Die Behandlung gegen Tuberkulose bestand im Wesentlichen aus Ruhe, guter Luft und reicher Ernährung. Denn Medikamente gab es anfangs nicht. Tuberkulose war damals eine schwerwiegende Krankheit, die oftmals tödlich endete.

Das Waldkrankenaus Wintermoor wurde in der Vergangenheit häufig umgenutzt.
Das Waldkrankenaus Wintermoor wurde in der Vergangenheit häufig umgenutzt. © Mark Sandten/FFS

Lost Places: Erneute Umfunktionierung des Waldkrankenhauses Wintermoor

1949 wurde die Klinik in „Hamburgisches Krankenhaus Wintermoor“ umbenannt. Rund 20 Jahre später, 1968, wurde der Name erneut geändert und hieß fortan „Fachklinik für Erkrankungen der Atemwege“.

1976 gab die Stadt Hamburg die Klinik auf. Der Grund: Es gab keine Notwendigkeit mehr für eine Lungenklinik, da der medizinische Fortschritt und neue Medikamente die Krankheit leichter behandelbar machten. Daraufhin übernahm das Land Niedersachsen das Gelände. Die ENDO-Klinik aus Hamburg, damals eine Fachklinik für Knochen- und Gelenkchirurgie, nutzte einen Teil der Anlage. Folglich wurde die Einrichtung umfangreich saniert:

  • Eine physikalische Therapiestation mit Bewegungsbad wurde errichtet
  • Ein weiterer OP-Bereich wurde erschaffen
  • Stationen wurden renoviert
  • Sanitäranlagen wurden eingebaut
  • Das Gebäude wurde von außen wärmegedämmt

Der anderen Krankenhausteil wurde zum Jugendwaldheim und zeitweise Jugendfreizeitheim und -lager umfunktioniert.

1997 gab die ENDO-Klinik das Krankenhaus Wintermoor aus finanziellen Gründen auf. Einige Ärzte wollten den Krankenhausbetrieb dennoch weiterführen, doch weil die Krankenkassen die Behandlungskosten nicht erstatten wollten, konnten sie den Klinikbetrieb nicht weiterführen.

1999 übernahm das privatgeführte Pflegezentrum Wintermoor und nutzte die Einrichtung als Altenpflegeheim. Im Zuge der umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde unter anderem eine Art Pavillion zwischen den Stationen errichtet und eine neue Cafeteria wurde gebaut. 2005 musste das Pflegeheim ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Seitdem sind die Gebäude ungenutzt und verfallen zunehmend.

So ist das Grundstück bebaut

Genaue Angaben zur Größe des ehemaligen Klinikgeländes gibt es nicht. Nach Angaben von Torben Bertram, der ehrenamtlich zur Geschichte des Geländes forschte, ist das Areal der ENDO-Klinik rund 7,6 Hektar groß ist, jedoch ohne die Krankenhausanlage im Norden, die etwas kleiner ist und heute zur Landesforst gehört. Wird die Kläranlage auf dem Grundstück noch hinzugerechnet, schätzt er eine Größe von etwa zwölf bis 13 Hektar.

Eines der wohl spannendsten Krankenhausteile dürfte die damals abgeschirmte Station K7 sein. Dort wurden damals VIP-Patienten behandelt, wie zum Beispiel Bundestagspräsidenten und ausländische Minister. Nach Angaben des Experten sollte diese Baracke noch stehen und als Fledermausquartier genutzt werden.

Lost Places: Was heute mit dem Gelände passiert

Da mehrere Gebäude auf dem ehemaligen Krankenhausgelände in der Vergangenheit bereits durch Brandstiftung zerstört wurden, begannen im Herbst 2021 die Abrissarbeiten auf dem Gelände.

Das Gelände gehört aktuell der Stadt. Immer wieder gab es Pläne, das Areal zu nutzen. Passiert ist bislang jedoch nichts. Zum Beispiel gab es vor einigen Jahren die Idee einer Freien Schule. Das Projekt ist jedoch gescheitert. Die aktuellste Idee: ein „Snevern Natur-Hotel“ mit „Horse-Village-Resort“.