Berlin. Nicht bloß ein Schaulaufen der Berliner Politiker und der Showstars – der Bundespresseball ist auch ein Statement. Für Pressefreiheit.

Es ist das gesellschaftliche Großereignis der Hauptstadt: Rund 2200 geladene Gäste kamen am Freitagabend zum 70. Bundespresseball ins Hotel Adlon. Am – in diesem Fall – blauen Teppich staute sich die politische Prominenz, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz. „Für die Pressefreiheit“ lautete das diesjährige Motto und legte dabei den Fokus auf den Iran.

Grünen-Chefin Ricarda Lang gehört zu den ersten Gästen. „Nach anstrengenden Wochen freue ich mich auf einen entspannten Abend“, sagte sie unserer Redaktion. Zum Tanzen sei sie aber eher nicht da, „ich bin keine akute Tänzerin.“

Türkischer Journalist Dündar hielt eine bewegende Rede

Berlins noch Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) freute sich darauf, „noch einmal Berlin repräsentieren zu können“, und die deutsch-iranische Schauspielerin Jasmin Tabatabei gestand „großes Lampenfieber“ vor ihrer Rede und ihrem Gesangsauftritt im Ballsaal. Was dagegen helfe? „Atmen!“

Doch zunächst hielt der frühere Chefredakteur der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar, im Dinnersaal eine bewegende Rede: Mit stockender Stimme bedankte er sich bei der Bundespressekonferenz dafür, „dass sie einen Terroristen“ eingeladen habe. Der Exil-Berliner steht in der Heimat auf der „grauen Liste“ mit den meistgesuchten „Terroristen“.

2016 wurde auf ihn vor einem Gericht in Istanbul geschossen. Mit Hinblick auf die türkische Präsidentschaftswahl am 14. Mai bekräftigte er seinen Glauben an das türkische Volk, das „die Finsternis besiegen werde“. Dündar endete mit den Worten: „Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder zu dieser Party kommen kann – ­mit einem Flieger aus Istanbul.“

Menü von Zwei-Sternekoch Reto Brändli

Anschließend wurde den 300 Gästen im Dinnersaal (Karte für 660 Euro) ein Menü des Zwei-Sternekochs Reto Brändli serviert: Eine Bisque aus bretonischem Hummer, Wagyu Short-Rip mit Auberginenkompott und zum Dessert eine Schokoladenvariation mit Himbeere, Zitronenmelisse und Joghurt. Für die rund 1900 Flaniergäste (Karte für 390 Euro) gab es an 17 Essensständen Sushi, Austern, Senfei mit Trüffel, aber auch Erbseneintopf, Currywurst oder Döner.

Zum feinsten Tanzvergnügen Berlins kamen neben den vielen Hauptstadtjournalisten zahlreiche Verleger, Chefredakteure, Wirtschaftsvertreter und weitere prominente Politiker wie Innenministerin Nancy Faeser (SPD), Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Familienministerin Lisa Paus (Grüne) und die Vizepräsidentin des deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt.