Italien. In Italien sind die Wohnungen knapp. Der Grund: Die Vermietung von Ferienwohnungen an Touristen. Dagegen will man nun verstärkt vorgehen.

Vincenzo L. ist als Lehrer und Kunstexperte frühzeitig in Pension gegangen, doch heute arbeitet er fast mehr als zuvor. Sein ehemaliges Kunstatelier unweit des Kolosseums in Rom hat er in eine Ferienwohnung umgewandelt. Hier kann er pro Nacht bis zu zwölf Gäste unterbringen. Der 68-Jährige vermietet sie an Touristen aus aller Welt. In diesem Jahr ist die Wohnung nahezu ausgebucht.

Ferienwohnungen setzen Hotellerie in Rom unter Druck

Immer mehr Römer vermieten ihre Wohnungen im Stadtkern an Touristen und ziehen in Außenbezirke, oder in die Umgebung. Damit können sie gut leben. Die verhältnismässig hohen Gewinnmargen haben auch dazu geführt, dass viele, die noch bis vor wenigen Jahren ihre Wohnungen längerfristig vermieteten – zum Beispiel an Studenten –, diese nun Touristen anbieten.

Die zunehmende Zahl von Ferienwohnungen setzt die Hotellerie in Rom unter Druck. Vor allem Hotels im niedrigeren Preissegment müssen sich mit der aggressiven Konkurrenz der auf Internetportalen angebotenen Ferienwohnungen messen. Die Gemeinde Rom befürchtet, dass der Stadtkern immer mehr zu einem Tummelplatz für Touristen wird und seinen ursprünglichen Charakter verliert.

Italien: Code-System für Ferienwohnungen

So greift die italienische Regierung jetzt zur Gegenwehr. Italienweit soll das Angebot an Ferienwohnungen für Touristen auf der Internetplattform strenger geregelt werden. Die Regierung arbeitet im Einklang mit den Bürgermeistern der großen Kulturstädte an einem Gesetzentwurf, der die Einführung eines nationalen Identifizierungscodes für Betreiber von Ferienwohnungen vorsieht.

Der Code, der von den Regionen vergeben wird, muss auf den Webseiten und am Eingang der Ferienwohnungen ausgestellt werden. Wer diesen Code nicht vorweisen kann, muss mit Strafen bis zu 5000 Euro rechnen. Mit dem Gesetz soll die Figur des "Property Managers" eingeführt werden, der auch mehrere Ferienwohnungen betreiben kann. Ferienwohnungen müssen an Touristen für mindestens zwei Nächte vermietet werden.

Urlaub in Italien: 267 Millionen Übernachtungen im Sommer

Mit den neuen Regeln will die Regierung die Hotels unterstützen, die unter der zunehmenden Konkurrenz von Wohnungsplattformen wie Airbnb leiden. Im vergangenen Jahr hätten Ferienwohnungen einen direkten Umsatz von elf Milliarden Euro generiert, die Zulieferer miteingerechnet seien es 44 Mrd. Euro gewesen.

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Allein in diesem Sommer wird mit 267 Millionen Übernachtungen in Ferienwohnungen gerechnet, was einem Zuwachs von 3,2 Prozent gegenüber 2022 entspricht, wie aus Angaben des Meinungsforschungsinstituts Demoskopika hervorgeht.

In diesem Sommer sollten die Tourismusausgaben 46 Milliarden Euro erreichen. "Die übertriebene Zahl an Ferienwohnungen hat gravierende Folgen. Roms Zentrum verliert seine Seele", kritisierte die Tourismusbeauftragte der Gemeinde Lorenza Bonaccorsi.

Zu wenige Wohnungen in Italien: Studenten müssen campen

Auch die Stadt Venedig sucht nach Lösungen, um die Zahl der Ferienwohnungen einzugrenzen. So prüft die Gemeinde die Einführung eines Gesetzes, wonach Besitzer von Ferienwohnungen lediglich 100 Tage im Jahr an Touristen vermieten dürfen. Damit soll es günstiger werden, Wohnungen längerfristig zu vergeben.

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Auf diese Weise will Italien auch das Problem der unzureichenden Zahl von Wohnungen für Studenten und Familien beschränken. Studenten übernachten seit Tagen mit Zelten vor den Universitäten in Mailand und Rom, um gegen die hohen Preise für Unterkünfte und gegen den Mangel an Studentenheimen zu protestieren.

"Die Wohnungssuche in Rom ist ein schwieriges Unterfangen, da die verfügbaren Wohnungen sehr teuer sind. Die Studienbeihilfen, die die Regionen zur Verfügung stellen, sind nur vorübergehende und dürftige Lösungen, und das Geld, das in Studentenwohnheime investiert wird, ist immer noch zu gering. Die Situation ist inzwischen unhaltbar geworden", sagte Leone Piva, Koordinator des Studentenverbands "Sinistra universitaria".