Nils R. Kawig über die Zugkraft des Ministerpräsidenten.

An Bodo Ramelow führt kein Weg vorbei. Der kantige Ministerpräsident ist und bleibt das Zugpferd der Thüringer Linken. Er schleppt die rot-rot-grüne Minderheitsregierung von Umfrage zu Umfrage und kann sich etwas darauf einbilden, dass das Dreierbündnis wieder Aussichten auf eine parlamentarische Mehrheit hat. Sehr zum Verdruss der politischen Gegner könnten Linke, Sozialdemokraten und Grüne eine weitere Koalition schmieden, sollte schon an diesem Sonntag gewählt werden. CDU und AfD wären mit etwa 22 Prozent gleichauf, die FDP aller Voraussicht nach draußen.

Ramelows Beitrag zu diesem Höhenflug wird von politischen Weggefährten und Widersachern gleichermaßen hoch eingeschätzt - von den Konservativen vielleicht sogar noch höher. In christdemokratischen Kreisen heißt es nämlich, die Linke wäre ohne ihn „mindestens 15 Prozentpunkte schwächer“. Daraus spricht eine gewisse Ohnmacht. Denn offensichtlich haben die Vertreter der einstigen Thüringenpartei keinen Kandidaten, der Ramelow den Rang ablaufen kann. Und thematisch? Ist der neuen CDU-Spitze auch noch nichts eingefallen, womit sie zu alter Stärke zurückfinden könnte. Eigentlich ein Armutszeugnis.

Bodo Ramelow erscheint wie ein Fels in der Brandung - für seine Partei genauso wie für viele Wähler. Die nehmen ihn aber beim Wort und fordern eine Neuwahl am 25. April 2021. Allen Spekulationen über den Wahltermin zum Trotz ist es den Thüringern wichtig, dass das Minderheitenexperiment samt Stabilitätsmechanismus nicht länger dauert als nötig.

Ehrlicherweise ist aber noch nichts entschieden: In den sechs Monaten bis zur Wahl reichen kleinere Verschiebungen der Wählergunst, um große Veränderungen im Parlament wirksam werden zu lassen. Einer allein, wie Bodo Ramelow, kann das nicht verhindern.

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