Berlin. Sicherheitskräfte haben ein Spendennetzwerk für den IS gesprengt. Die Ermittler geben Einblick in das Finanzsystem der Dschihadisten.

Mit mehr als 1000 Einsatzkräften haben die Sicherheitsbehörden in einem bundesweiten Einsatz ein Finanzierungsnetzwerk der islamistischen Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ausgehoben. Es wurden sieben Verdächtige festgenommen, die Geld für die IS-Dschihadisten in Syrien gesammelt haben sollen, wie der Generalbundesanwalt am Mittwoch mitteilte. In zehn Bundesländern sowie in den Niederlanden wurden im Zuge der Razzia mehr als 100 Objekte durchsucht.

Die sieben mutmaßlichen Terrorhelfer wurden in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen sowie in Bremen festgenommen, vier von ihnen sind Frauen. „Die Beschuldigten gehören einem internationalen Netzwerk an, das die terroristischen Aktivitäten des ‘Islamischen Staates’ (IS) in Syrien durch finanzielle Spenden gefördert hat“, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Sie sollen als „Finanzmittler“ in das Netzwerk eingebunden sein. „Durch ihr Sammeln von Spenden und deren Weiterleitung an den IS nahmen sie eine zentrale Rolle innerhalb des Finanzierungsnetzwerkes ein.“

Spenden für in Syrien inhaftierte IS-Anhänger gesammelt

In ihrer Mitteilung zu der Razzia gibt die Bundesanwaltschaft einen Einblick in das Netzwerk zur finanziellen Unterstützung des „Islamischen Staats“ mittels Spenden in Deutschland. Demnach warben zwei IS-Unterstützerinnen aus Syrien auf verschiedenen Telegram-Kanälen dafür, der Terrororganisation Geld zu spenden. „In das Netzwerk eingebunden waren Finanzmittler, die Gelder sammelten und Konten oder digitale Spendenkassen zur Verfügung stellten“, teilte die Bundesanwaltschaft mit.

Zahlreiche ehemalige IS-Kämpfer befinden sich noch in kurdischer Gefangenschaft.
Zahlreiche ehemalige IS-Kämpfer befinden sich noch in kurdischer Gefangenschaft. © FADEL SENNA / AFP

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Diese Finanzmittler transferierten die gesammelten Gelder direkt an IS-Mitglieder in Syrien oder an weitere Mittelspersonen, die das Vertrauen der Dschihadisten genießen. Mit dem Geld wurden vor allem IS-Mitglieder unterstützt, die in den nordsyrischen Lagern Al-Hol und Roj inhaftiert sind. Es sei darum gegangen, deren Versorgungslage zu verbessern.

Mit Gelder aus Deutschland sollte Flucht ermöglicht werden

„Teilweise wurde den Inhaftierten mit den Geldern die Flucht oder Schleusung aus den Lagern ermöglicht“, erklärte die Bundesanwaltschaft. Insgesamt seien so mindestens 65.000 Euro an den IS in Syrien transferiert worden. Die Spendenkampagnen laufen in sozialen Medien mit Titeln wie „Deine Schwester im Camp“. Es wird dazu aufgerufen, IS-Frauen und deren Kinder zu unterstützen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD): Razzia ein „klares Zeichen im Kampf gegen die Terrorismusfinanzierung“.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD): Razzia ein „klares Zeichen im Kampf gegen die Terrorismusfinanzierung“. © dpa | Britta Pedersen

Die bundesweite Razzia sei ein „klares Zeichen im Kampf gegen die Terrorismusfinanzierung“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. „Der Identifizierung und Aufklärung von Finanzierungsnetzwerken im Bereich des islamistischen Terrorismus kommt große Bedeutung zu.“ Es seien gerade die finanziellen Mittel, die die Verbreitung verfassungsfeindlicher Ideologien ermöglichten und die Handlungsgrundlage für Terroristen bildeten. „Daher ist es entscheidend, diese Netzwerke aufzudecken und zu zerschlagen“, sagte die SPD-Politikerin.

Von den Verdächtigen haben vier die deutsche Staatsbürgerschaft, eine ist Deutsch-Marokkanerin, einer hat die kosovarische und eine weitere die türkische Staatsangehörigkeit. Durchsuchungen gab es in Berlin, Bayern, Bremen, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In den Niederlanden wurde ein Objekt durchsucht.