Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer will die Witwenrente reformieren oder ganz abschaffen. An dem Vorschlag gibt es heftige Kritik.

Erst vor kurzem sorgte die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer für heftige Reaktionen. Um die 1,5 Millionen Einwanderer pro Jahr bräuchte der Wirtschaftsstandort Deutschland, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und auch mit ihrem jüngsten Vorstoß zur Witwenrente löste die Expertin Empörung aus. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ist Schnitzer dafür, die Witwenrente zu reformieren, vielleicht sogar ganz abzuschaffen. "Die jetzige Regelung reduziert die Anreize, eine eigene Beschäftigung aufzunehmen", sagte die 61-Jährige. Lesen Sie dazu: Wirtschaftsweise Schnitzer will Witwenrente umkrempeln

Heftige Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Das sei ein "Frontalangriff auf Familien", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion im Bundestag, Thorsten Frei, gegenüber "Bild". "Ich habe den Eindruck, dass es hier nicht um die Stärkung des Wirtschaftsstandorts geht, sondern um die Durchsetzung abstruser gesellschaftspolitischer Vorstellungen", wird der CDU-Politiker zitiert.

Aus der Ampel-Koalition gibt es ebenfalls Bedenken an dem Vorstoß der Sachverständigen. "Die Idee, die Witwenrente zu streichen, verunsichert Millionen von älteren Ehepaaren, deren Lebensplanung auf die Zusage dieser Altersabsicherung aufgebaut war" kommentiert FDP-Bundestagsvize Wolfgang Kubicki den Vorschlag in der "Bild-Zeitung". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisiert den Vorschlag auf Twitter ebenfalls als "Angriff auf Familien".

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Abschaffung der Witwenrente: Care-Arbeit von Frauen keine Arbeit?

Während einige Experten wie der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung etwa, Marcel Fratzscher, den Vorschlag als ökonomisch sinnvoll begrüßen, mehren sich auf Twitter Stimmen, die den Aspekt der "Care-Arbeit" thematisieren. Als Care-Arbeit werden unbezahlte Tätigkeiten beispielsweise im Haushalt oder in der Kinderbetreuung bezeichnet, die überwiegend von Frauen geleistet werden.

"Carearbeit, die in der damaligen Zeit annährend ausschließlich von Frauen geleistet wurde, ist demnach keine Lebensleistung?", schreibt eine Nutzerin auf Twitter. Eine andere Nutzerin kritisiert den Vorschlag der Wirtschaftsweisen ebenfalls wegen der Care-Arbeit: "Der Wegfall der Witwenrente trifft dann die, die oft zu Hause Kinder versorgt und Eltern gepflegt haben und deswegen nicht groß Rentenbeiträge gezahlt haben."

Tatsächlich will Schnitzer Partner, die Carearbeit geleistet haben, aber nicht ohne Versorgung lassen. Stattdessen plädiert sie dafür, Rentenpunkte in einer Ehe gerecht aufzuteilen – und so beiden Betroffenen eine eigene Altersvorsorge zu ermöglichen. Das würde zum Beispiel dazu führen, dass auch im Fall einer Scheidung Rentenansprüche erhalten bleiben.

Die Witwenrente diente bislang zur finanziellen Absicherung des verbliebenen Partners, wenn ein Ehepartner verstirbt. Anteile der Rente des Verstorbenen können durch die Witwenrente an den Ehepartner ausgezahlt werden. Schnitzer ist Chefin des Sachverständigenrates, der die Bundesregierung in Wirtschaftsfragen berät. Sie betonte, dass es sich um ihre persönliche Haltung handele, und die Position nicht mit dem Sachverständigenrat abgestimmt sei. (os)

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