Magdeburg. Die AfD hat auf ihrem Parteitag stramm rechte Töne angeschlagen und will die EU bekämpfen. Ihr Niveau bleibt dabei aber amateurhaft.

Die selbsternannte Alternative für Deutschland hält ihren rechtsextremen Kurs. Die Partei will die EU schleifen, die Nato infrage stellen, die imperialen Ansprüche Russlands akzeptieren und Europa zur „Festung“ gegen Zuwanderer ausbauen.

So lauten die zentralen Botschaften des AfD-Bundesparteitags in Magdeburg. Die Wahl von Maximilian Krah aus Sachsen, Petr Bystron aus Bayern und René Aust aus Thüringen an die Spitze der Liste für die Europawahl bekräftigte die Ausrichtung personell. Alle drei gehören zum völkischen Lager, dessen inoffizieller Anführer Björn Höcke ist.

AfD: Auch zehn Jahre nach der Gründung noch auf Amateurniveau

Daneben zeigte die Wahl der Listenspitze das Bemühen der Partei, sich zu verjüngen und zu professionalisieren. Insbesondere der frühere Christdemokrat Krah und der Ex-Sozialdemokrat Aust treten geschmeidiger auf als die ältere AfD-Generation. Sie präsentierten sich in Magdeburg als radikale Demagogen und übten parallel dazu den gemäßigten Auftritt in den Medien.

Ansonsten aber zeigte die AfD auf ihrem Parteitag, dass sie auch zehn Jahre nach ihrer Gründung noch auf Amateurniveau verharrt. Ab Platz 4 versank die Listenwahl im gewohnten Durcheinander aus teils bizarrer Kampfkandidaturen und kakophonischen Redebeiträgen. Von der „Einigkeit und Harmonie“, die Parteichef Tino Chrupalla beschworen hatte, war spätestens Samstagnacht kaum noch etwas zu spüren.

AfD will so groß werden, dass sie nicht mehr ignoriert werden kann

Dabei hat die AfD eigentlich den bislang besten Lauf in ihrer Geschichte. In den Umfragen werden immer neue Höchstwerte erreicht, die Ampel-Koalition in Berlin zofft sich und die CDU streitet darüber, wie sie das genau noch mit der Brandmauer meinen will.

Chrupallas Co-Chefin Alice Weidel rief denn auch die Union in Magdeburg auf, endlich mit ihrer Partei regieren. Ihr Appell gehe an „allen Patrioten“ in der CDU, rief sie.

Natürlich weiß die Parteivorsitzende es besser. Weder die CDU noch eine andere Partei dürfte mit der AfD koalieren, jedenfalls nicht im nächsten Jahr nach den ostdeutschen Landtagswahlen und nicht im Ergebnis der Bundestagswahl 2025. Doch danach will die AfD eine Größe erreicht haben, die sich nicht mehr ignorieren lässt.

Martin Debes, Politik-Korrespondent
Martin Debes, Politik-Korrespondent © Andreas Wetzel | Andreas Wetzel

AfD hält ihren rechtsextremen Kurs

Doch wie sich die Partei an der Macht verhalten würde, wurde in Magdeburg wieder eindrücklich vorgeführt. Viele Reden waren grob, aggressiv und latent menschenfeindlich. Besonders wüst wurde polemisiert gegen Migranten, gegen Grüne und Linke, gegen die Medien und, natürlich, gegen die Europäische Union.

Die extremste Aussage lieferte mal wieder Björn Höcke, der von Thüringen aus die Partei entscheidend mitsteuert. „Diese EU muss sterben, damit das wahre Europa leben kann“, sagte er.

Allerdings spitzte er damit nur einen Passus im Leitantragsentwurf, der die Auflösung der EU fordert, rhetorisch zu. Hingegen schob Weidel zwischen viel Agitation gegen Brüssel den Satz ein, dass die AfD „die Stärkung der Nationalstaaten innerhalb der EU“ anstrebe. Es gehe um den Rückbau zur EWG. Sie will denn auch die Forderung nach der Auflösung wieder streichen lassen.

Doch dieser Streit kann frühestens am kommenden Sonntag ausgetragen werden. Der Beschluss über das Programm, mit dem sich die Kandidaten identifizieren sollen, wurde ans Ende des für zwei Wochenenden geplanten Parteitags geschoben, falls denn bis dahin die ausreichende Anzahl an Listenplätzen besetzt ist.

Und so lautet die vollständige Bilanz von Magdeburg: Die AfD hält ihren rechtsextremen Kurs – und bleibt unprofessionell.

ParteiAlternative für Deutschland (AfD)
Gründung6. Februar 2013
IdeologieRechtspopulismus, Nationalkonservatismus, EU-Skepsis
VorsitzendeTino Chrupalla und Alice Weidel (Stand: April 2023)
Fraktionsstärke83 Abgeordnete im Bundestag (Stand: April 2023)
Bekannte MitgliederJörg Meuthen (ehemals), Alexander Gauland, Björn Höcke