Berlin/Moskau. Wer öffentlich um den Oppositionellen trauert, muss mit Repressionen rechnen. Trotzdem soll seine Beerdigung nun stattfinden.

Der im Straflager ums Leben gekommene Kremlkritiker Alexej Nawalny soll nach Angaben seines Teams an diesem Freitag in Moskau beerdigt werden. Am 1. März solle es zuerst eine Trauerfeier in einer Kirche im südöstlichen Bezirk Marjino geben und anschließend die Beisetzung des Leichnams auf dem Borissowskoje-Friedhof, schrieb Nawalnys Sprecherin am Mittwoch auf der Plattform X.

Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben in einem Straflager in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von „natürlichen“ Ursachen die Rede. Der Politiker war zum Zeitpunkt des Todes 47 Jahre alt.

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Alexej Nawalny: Kreml unterdrückt öffentliches Gedenken

Mehr als eine Woche lang hielten die Behörden die Leiche unter Verschluss. Mutter Ljudmila Nawalnaja forderte eine öffentliche Beerdigung, damit sich nicht nur Familienangehörige, sondern auch Anhänger vom russischen Oppositionsführer verabschieden können. Eine Aufforderung der Ermittler, einer heimlichen Beerdigung zuzustimmen, hatte Nawalnaja abgelehnt.

Nachdem der Leichnam Nawalnys am Wochenende den Angehörigen übergeben worden war, hatte das Team am Montag angekündigt, eine öffentliche Trauerfeier organisieren zu wollen. Die Suche nach einem Bestattungsunternehmen und Räumlichkeiten erwies sich jedoch als schwierig. Schon bisher sind die Behörden hart gegen Trauerbekundungen für den schärfsten Kritiker von Präsident Wladimir Putin vorgegangen. Hunderte Menschen wurden in Russland bei der Niederlegung von Blumen für Nawalny festgenommen.