Berlin/Moskau. Am Freitag ist Nawalny beigesetzt worden. Seine Familie konnte nicht dabei sein – und findet andere Wege, ihren Schmerz zu teilen.

Tausende haben am Freitag in Moskau Mut bewiesen und dem getöteten Kreml-Kritiker Alexej Nawalny die letzte Ehre erwiesen. Mit Tränen in den Augen und Blumen in den Händen widersetzten sie sich öffentlich dem russischen Staatsterror, den Schikanen. 128 Menschen wurden festgenommen, mindestens, im ganzen Land.

Nicht dabei war die Familie des mutmaßlich auf Befehl Putins ermordeten Nawalny. Seine Frau Julia Nawalnaja und seine beiden Kinder, Daria und Zahar, mussten der Beisetzung aus der Ferne folgen, aus Sicherheitsgründen.

Daria Nawalnaja: „Ich liebe dich sehr. Ruhe in Frieden“

Die 23 Jahre alte Daria Nawalnaja fand trotzdem einen Weg, ihrer Trauer und ihrem Schmerz öffentlich Ausdruck zu verleihen. In einem langen Instagram-Post schrieb sie auf Russisch letzte Worte an ihren Vater, hier in ganzer Länge wiedergegeben:

„Papa, du warst für viele auf der ganzen Welt ein Vorbild. Dein Optimismus und Dein ansteckendes, aufrichtiges Lächeln. Deine Neugier und Dein Wissensdurst. Deine erstaunliche Fähigkeit, mit allen eine gemeinsame Sprache zu finden. Witz. Sinn für Humor. Beharrlichkeit. Die Fähigkeit, im richtigen Moment Worte zu wählen (oder einen Witz zu machen, um alle in einer schwierigen Situation zu entspannen). Deine Freundlichkeit.

Glaube an das Gute, an dich selbst, an die Menschen. Seit meiner Kindheit hast du mir beigebracht, nach Prinzipien zu leben. Lebe in Würde. Du hast dein Leben für mich, für meine Mutter, für Zakhar, für Russland gegeben und ich verspreche dir, dass ich mein Leben so leben werde, wie du es mir beigebracht hast, um dich stolz zu machen und vor allem mit dem gleichen strahlenden Lächeln auf meinem Gesicht.

Du warst immer mein Vorbild und wirst es auch immer bleiben. Mein Held. Mein Vater.

Ich liebe dich sehr. Ruhe in Frieden.“

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Julia Nawalnaja: „Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll“

Seine Ehefrau Julia Nawalnaja verabschiedete sich von ihrem Mann ebenfalls bei Instagram. Die Witwe postete ein langes Video, das Szenen aus dem gemeinsamen politischen Leben der beiden Partner zeigt und schrieb dazu:

„Lyosha, vielen Dank für 26 Jahre absoluten Glücks. Ja, auch für die letzten drei Jahren des Glücks. Für die Liebe, dafür, dass du mich immer unterstützt hast, dafür, dass du mich auch im Gefängnis zum Lachen gebracht hast, dafür, dass du immer an mich gedacht hast.

Ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, aber ich werde versuchen, dich dort oben für mich glücklich und stolz auf mich zu machen. Ich weiß nicht, ob ich damit klarkomme oder nicht, aber ich werde es versuchen.

Wir werden uns auf jeden Fall eines Tages treffen. Ich habe so viele unerzählte Geschichten für dich, und ich habe so viele Lieder für dich auf meinem Handy gespeichert, dumme und lustige, im Allgemeinen, um ehrlich zu sein, schreckliche Lieder, aber sie handeln von uns, und ich wollte dich sie unbedingt hören lassen. Und ich wollte unbedingt zusehen, wie du ihnen zuhörst, lachst und mich dann umarmst.

Liebe dich für immer. Ruhe in Frieden.“

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Hunderte ziehen vor russische Botschaft in Berlin

Der Tod des schärfsten Gegners von Kreml-Herrscher Wladimir Putin bewegte am Freitag auch die Menschen in Deutschland. So zogen in der Hauptstadt Hunderte Menschen vor die russische Botschaft, legten Blumen nieder und entzündeten Kerzen.

Auf Transparenten waren Sprüche wie „Russland wird frei sein“ oder „Russland demokratisieren“ zu lesen. Viele weinten leise vor sich hin.