Moskau. Alexej Nawalny hätte nach Aussagen seines Teams freikommen sollen – im Austausch mit einem bekannten Mörder. Doch dazu kam es nicht.

Seit dem Tod von Alexej Nawalny fragen sich Anhänger der Mordtheorie an dem Kremlkritiker, warum er ausgerechnet jetzt zum Opfer des Regimes wurde. In einem neuen Video liefert Maria Pewtschich, politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, nun eine mögliche Antwort. Demnach hätte Nawalny bald bei einem Gefangenenaustausch freikommen sollen, so Pewtschich in einem siebenminütigen YouTube-Clip, das am Montag veröffentlicht wurde.

Es sei geplant gewesen, Nawalny gegen den als Tiergartenmörder bekannt gewordenen Wadim K. auszutauschen. Der russische Geheimdienstmitarbeiter hatte im August 2019 einen Exil-Tschetschenen im Kleinen Tierpark im Berliner Stadtteil Moabit ermordet und wurde dafür zu lebenslanger Haft verurteilt. Danach gab es immer wieder Gerüchte über einen Austausch von K. Zuletzt hatte Wladimir Putin diese selbst in einem Interview mit Tucker Carlson befeuert.

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Pewtschich behauptet, die Verhandlungen über den Austausch hätten sich über zwei Jahre hingezogen. Anfang Februar sei Kremlchef Putin dann ein Angebot unterbreitet worden, wonach K. an Russland übergeben hätte werden können – im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner. Pewtschich kritisierte die Arbeit von US-amerikanischen und deutschen Offiziellen, die zu wenig getan hätten. Eine Schlüsselfigur in der Vermittlung sei stattdessen der russische Milliardär Roman Abramowitsch gewesen.

Russland verzögerte Verhandlungen über Austausch von Nawalny

Laut Pewtschich hätten die Bedingungen für den Austausch schon im Frühjahr 2023 festgestanden, die Durchführung sei aber von russischer Seite immer wieder verzögert worden. Schließlich sei aber doch ein Termin festgelegt worden – für wenige Tage nach Nawalnys Tod. Hieraus folgert Pewtschich, das Putin schließlich die Tötung Nawalnys befohlen haben muss.

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Der Westen habe seine grundsätzliche Bereitschaft, K. auszutauschen, signalisiert, das habe Putin wohl ausgereicht, argumentiert Pewtschich. Da er sich einen freien Nawalny nicht leisten konnte, hätte er sich entschieden, den Oppositionspolitiker töten lassen, so der Vorwurf. Es sei „das absolut unlogische, irrationale Verhalten eines verrückten Mafiosi“ (sic!), so Pewtschich weiter.

Nawalny-Mitarbeiterin ist sicher: Putin sei ein „verrückter Mafioso“

Von der Bundesregierung gab es auf Fragen keine weiteren Auskünfte. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann verwies auf frühere Äußerungen und sagte: „Und ich kann dazu jetzt auch nichts anderes antworten, als dass wir uns dazu nicht äußern können.“ Auf Nachfrage sagte sie: „Jetzt im Moment kann ich mich dazu nicht äußern.“

Alexej Nawaly war Mitte Februar in einem russischen Straflager in Sibirien gestorben, er war seit Februar 2021 inhaftiert. Der Westen reagierte entsetzt auf den Tod des bekannten Kremlkritikers, auch in Russland gab es Trauerbekundungen. Die Regierung in Moskau ging massiv gegen Trauernde vor, es wurde berichtet, es seien Anhänger Nawalnys an die Front in der Ukraine geschickt worden. Nawalnys Leichnam war einige Tage unter Verschluss gehalten worden, in Kürze soll die Beerdigung stattfinden.