Berlin. Videos aus dem Krieg kursieren immer wieder in den sozialen Medien – und verschwinden dann schnell. Manchmal wird das zum Problem.

Wird Putin für den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine eines Tages vor Gericht stehen? Und wird er sich für die Kriegsverbrechen der russischen Armee verantworten müssen? Manch einer mag das hoffen. Zahlreiche Beweise für die Gräueltaten, die im Krieg begangen wurden, sind von Journalisten, Militärs und Zivilbevölkerung gut dokumentiert.

Oft tauchen Videos oder Bilder von Kriegsverbrechen auch in den Sozialen Netzwerken auf. Doch wie die "BBC" berichtet, verschwinden sie in manchen Fällen wieder sehr schnell – und das ohne archiviert zu werden. Der Journalist Ihor Zakharenko hat das erfahren. Gegenüber der "BBC" schildert er, wie Videos russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine nach kurzer Zeit wieder von Instagram und Facebook verschwanden. Spätere Versuche, die Videos erneut hochzuladen, scheiterten.

Ukraine-Krieg: Künstliche Intelligenz bewertet Gewaltvideos falsch

Youtube und der Facebook-Mutterkonzern Meta argumentieren damit, ihre Nutzerinnen und Nutzer vor Gewaltvideos und zu expliziten Inhalten schützen zu wollen. Das ist durchaus legitim.

Allerdings soll es Ausnahmen geben, wenn das veröffentlichte Material von öffentlichem Interesse ist. Das Problem: Künstliche Intelligenz schafft es, große Datenmengen schnell zu durchlaufen und schädliche Inhalte zügig zu löschen, aber bei Bildern und Videos aus dem Krieg fehlt der Maschine oft die Fähigkeit einzuschätzen, ob ein öffentliches Interesse besteht.

So kann Beweismaterial verschwinden, das bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen von Nutzen wäre. Bei Meta ist man sich des Problems bewusst. Man wolle nach Wegen suchen internationale Strafverfolgung zu unterstützen und gleichzeitig die eigenen Rechts- und Privatsphäreregeln einhalten, so der Konzern gegenüber der "BBC".

Youtube macht nach eigenen Angaben Ausnahmen für Inhalte, für die ein besonderes öffentliches Interesse vorliegt. Die Plattform sei jedoch kein Archiv. "Menschenrechtsorganisationen, Aktivisten, Menschenrechtsanwälte, Forscher, Journalisten und alle, die Menschenrechtsverstöße dokumentieren, sollten ihr Material sichern und aufbewahren", zitiert "BBC" das Unternehmen. (lro)