Berlin. Der Wärmepumpen-Boom wird zu einem harten Preiskampf führen. Der deutsche Mittelständler rüstet sich dafür. Allein wäre er zu klein.

Was haben der hessische Heizungsbauer Viessmann und deutsche Traditions-Biermarken wie Beck’s und Holsten gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts, auf den zweiten aber doch einiges. Die Brauer schlüpften kurz nach der Jahrtausendwende unter das Dach ausländischer, weltweit operierender Bierkonzerne.

Sie waren zu dem Zeitpunkt hierzulande große Nummern, aber im internationalen Vergleich doch ziemlich klein. Sie erkannten, dass es ihnen in globalisierten Märkten zunehmend schwerfallen würde, die eigene Marktposition zu verteidigen, geschweige denn zu expandieren.

Das ähnelt der Situation, in der sich heute Viessmann befindet. Der Mittelständler verkauft sein Kerngeschäft Klimalösungen mitsamt der zukunftsträchtigen Wärmepumpen-Produktion für zwölf Milliarden Euro an den US-Konkurrenten Carrier. Es geht nicht um Abwicklung und Rückzug. Sondern darum, sich angesichts des gerade erst beginnenden Wärmepumpen-Booms neu in Stellung zu bringen.

Thorsten Knuf ist Politik-Korrespondent
Thorsten Knuf ist Politik-Korrespondent © Reto Klar

Viessmann: Mit einer verfehlten Industriepolitik hat das nichts zu tun

Schon jetzt ist Viessmann in diesem Segment äußerst erfolgreich. Aber allein verfügen die Hessen nicht über so viel Finanzkraft und nicht so gigantische Produktionskapazitäten wie beispielsweise die asiatischen Konzerne Samsung oder Mitsubishi. Die warten nur darauf, den europäischen Markt mit ihren Produkten fluten zu können.

Die Eigentümer-Familie verkauft Viessmanns Kerngeschäft zu einem Zeitpunkt, zu dem noch ein sehr guter Preis zu erzielen ist. Mit verfehlter Industriepolitik hat das nichts zu tun. Im Wärmepumpen-Markt steht ein beinharter Preiskampf bevor. Für die Verbraucher und die Klimawende ist das eine gute Nachricht. Die Beschäftigten erhalten im Zuge des Verkaufs Boni und mehrjährige Job- und Standortgarantien. Das hätten Arbeitnehmer anderer Branchen auch gern.