Weimar. Polizeidirektorin Heike Langguth ist der vorerst letzte Gast beim Weimarer Unternehmerinnen-Salon.

Weit nach oben geschafft hat es Heike Langguth bei der Thüringer Polizei. 1990 hatte sie sich dort beworben, weil sie als Alleinerziehende auf der Suche nach einem sicheren Arbeitsplatz war. Ihre Karriere war da so noch nicht absehbar. Wenn sie auf die heutige Polizei blickt, sieht sie viele Kolleginnen. In den Führungsetagen der Polizei seien Frauen aber immer noch Exotinnen, sagt sie. Am Mittwoch, 23. Oktober, ist sie der vorerst letzte Gast beim Weimarer Unternehmerinnen-Salon.

Wie sind Sie zur Polizei gekommen?

Ich bin 1991 bei der Thüringer Polizei eingestellt und in Bayern/Würzburg ausgebildet worden. Ausbildung mittlerer Dienst, dann erster Einsatzbereich im Landeskriminalamt Thüringen im Bereich der Schwerkriminalität bis zum Studium zum gehobenen Polizeivollzugsdienst – 1993 bis 1996 das Studium in Meiningen; im Anschluss wieder in das Aufgabengebiet Schwerkriminalität in das Landeskriminalamt; 2001 bis 2003 Studium zum höheren Polizeivollzugsdienst in Münster; erste Frau im höheren Polizeivollzugsdienst in Thüringen -- PI-Leiterin Erfurt-Nord, Dozentin an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster von 2006 bis 2017, stellvertretende Behördenleiterin in der LPI Erfurt, Referentin im Ministerium, Sachgebietsleiterin in der Landespolizeidirektion, Leiterin der Fachhochschule der Polizei in Meiningen, Leiterin der Bereitschaftspolizei in Erfurt und seit 1. Februar 2019 Leiterin der polizeilichen Bildungseinrichtungen in Meiningen.

Wie sind Sie zur Wendezeit überhaupt auf die Idee gekommen, zur Polizei zu gehen?

Ich habe mich bei der Polizei beworben, weil ich 1990 arbeitslos geworden bin und alleinstehend mit Kind die Angebote der Beschäftigung übersichtlich waren.

Gab es bei Ihnen zwischenzeitlich die Überlegung, noch mal was anderes zu machen?

Nein. Bei mir gibt und gab es keine Überlegungen, die Polizeilaufbahn wieder zu verlassen. Ich habe mich durch alle Laufbahnen „geackert“ und ein großes Maß an Berufsethos für mich entwickelt.

Wie sieht Polizeiausbildung heute aus? Welche Anforderungen werden gestellt?

Die Anforderungen zur Einstellung in die Polizei sind vielfältig, Durchschnittsnoten in den Schulabschlüssen, sportliche und körperliche Fitness und rechtsstaatliche Einstellungen.

Wie sieht der Polizeidienst der Zukunft aus?

Technik und Polizei? Wir trotteln in manchen Dingen hinterher… Die Digitalisierungs-Offensive hat uns jedoch erreicht und wird jetzt umgesetzt, die Anforderungen steigen, sowohl im Umgang mit der Technik, beispielsweise mit Drohnen. Und natürlich in den Kriminalitätsfeldern, die sich verändern, so beispielsweise bei Betrug, Mobbing und so weiter… Die Technisierung verändert nicht die Grundanforderung an Polizeibeamte; Kommunikation ist das entscheidende Einsatzmittel.

Frauen bei der Polizei: Das ist heute Normalität. Aber wie gut lassen sich Beruf und Familie vereinbaren? Und: Was wäre wünschenswert?

Polizei und Frauen sind Normalität, das stimmt. Im mittleren und gehobenen Dienst ist dies der Fall. Eine ausgeglichene Akzeptanz der Geschlechter ist vorhanden, da es auch keine Unterschiede in der Dienstausübung gibt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist aus meiner Sicht gut. Über Schichtsysteme, Flexibilität und Sonderprogramme lassen sich Familie und Beruf aufeinander abstimmen. Wesentlich ist hier das Verständnis der Beteiligten. In den Führungsetagen sieht es aber noch anders aus. Hier ist die Frau immer noch Exotin und nicht ganzheitlich akzeptiert.

Unternehmerinnen-Salon, Mittwoch, 23. Oktober, 19 Uhr, Hotel Amalienhof, Wielandplatz. Eintritt frei für interessierte Frauen und Männer.

Veranstalter innen sind VdU, Hotel Amalienhof, Toskana World Bad Sulza und TLZ