Im fünften Teil unserer Serie anlässlich der Gründung des FC Carl-Zeiss Jena vor 110 Jahren geht es um die Jenaer Fußballer, die zwischen 1961 und 1970 drei Meistertitel holen. Der Verein glänzt in Europa und bekommt einen neuen alten Namen.

Jena. Swansea war nur der Anfang. Jenas Motor lief schon im ersten Jahr auf europäischem Parkett auf Hochtouren. Düdelingen aus Luxemburg war nicht wirklich ein Prüfstein, wurde 7:0 und 2:2 heimgeschickt. Selbst Leixios Porto konnte die Elf von Trainer Georg Buschner nicht aufhalten. 1:1 und 3:1 aus Jenaer Sicht. Das Premierenjahr führte Jena direkt ins Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger.

Ist Jenas Elf erstmal in Tritt, schlägt sie sogar Real Madrid. Nun, derlei Motivation von den Rängen durften die Kicker von Atlético Madrid als Ehrerbietung auffassen. Das Hinspiel stieg in Jena - 27.500 Zuschauer strömten ins Paradies. So viel wie nie zuvor. So viel wie niemals wieder. Dieser Rekord steht bis heute. Etwa das dreifache an Kartenbestellungen ging damals in der Geschäftsstelle ein.

Jenaer Fußball hatte binnen kurzer Zeit prächtigen Ruf

Der Jenaer Fußball hat sich binnen kurzer Zeit einen prächtigen Ruf erarbeitet. Das 0:1 war dann eine äußerst knappe Angelegenheit. Es war die erste von insgesamt nur vier Heimniederlagen, die der Jenaer Klub auf europäischer Ebene hinnehmen musste. Das Rückspiel ging dann im schwedischen Malmö über die Bühne. Jena schied aus. 0:4. Deutlich. Atlético wurde Europapokalsieger.

Im Frühjahr 1963 setzte Buschner sich und seinen Mannen dann die Krone auf. Deutscher Meister der DDR. Wieder war das Abbesportfeld voll, 25000 waren da, als gegen Rostock der entscheidende Sieg am vorletzten Spieltag eingefahren wurde. Schon nach wenigen Sekunden bejubelte Peter Ducke sein 1:0. "Vorlage mein Bruder Roland - und ich sagte: Danke! So war es meistens, so war es auch da", erinnert sich der Torschütze. Der Klubvorsitzende hieß damals Eberhard Schindler. Der sah sich ständig Kritik von außen ausgesetzt, da einige die harten Trainingsmethoden Buschners kritisierten. "Wir aber waren uns einig, die neue Trainingsmethode kann uns in der Tabelle weit nach vorn bringen. Nun, wir haben es geschafft!" - so wird er zitiert.

Eine besondere Anekdote hatte diese Meistersaison aber noch zu bieten: Ründe drei im FDGB-Pokal, Jena reiste zu Motor Karl-Marx-Stadt. Buschner nominierte 13 Akteure, was für den Oberliga-Novizen aus Sachsen ausreichend erschien. Alle Spieler zogen sich brav um, dann stand die obligatorische Passkontrolle an. Peter Ducke, Peter Rock und Dieter Lange kramten umsonst in ihren Taschen. Sie hatten ihre Mitgliedsbücher und Personalausweise in Jena liegen lassen. Zu Zehnt schied Jena mit 1:2 aus.

1964 holte sich Jena den Olympia-Pokal, der als Überbrückungsrunde wegen der der Olympischen Spiele von Tokio ausgespielt wurde. Dort erstritt Peter Rock mit der DDR-Auswahl die Bronzemedaille. Im Jahr darauf wurde auf höchster Ebene beschlossen, reine Fußballvereine in der ganzen DDR zu gründen, um die Voraussetzungen für Leistungsfußball weiter zu verbessern. Am 20. Januar 1966 war es dann auch in Jena so weit.

1968 folgte dann der zweite Meistertitel

Und nichts war passender als dieses Jahr 1966. Firmengründer Carl Zeiß wurde 150 Jahre alt, der Betrieb 120 Jahre. Und nichts lag näher als die Rückkehr zu den Wurzeln, die Besinnung auf seine ursprüngliche Identität. Zu den Farben wurden wieder blau, gelb und weiß bestimmt. Im Saal saßen da auch einige Altvordere aus der Gründerzeit. Welch vorbildhafte Traditionspflege.

1968 folgte dann der zweite Meistertitel. Fast wäre es zum Doubelgewinn gekommen, jedoch unterlag man im Pokalfinale gegen Union Berlin mit 1:2. Dass Jena in der Schlussphase dieses Endspiels derart am Drücker war, dass eine Verlängerung drohte, verleitete den Schiedsrichter Rudi Glöckner zu einem äußerst pünktlichen Schlusspfiff.

Der krasse Außenseiter aus Berlin triumphierte. Als Meister blieb Jena aber diesmal die Europacup-Teilnahme verwehrt. Wegen des Prager Frühlings. In der Tschechoslowakei schlugen sowjetische Panzer einen Volksaufstand nieder. Dessentwegen loste die Uefa die Erstrundenpartien des Europapokals neu aus; und zwar nach geographisch-politischen Gesichtspunkten. Die Klubs aus dem sowjetischen Machtbereich boykottierten daraufhin die Spiele.

1970 wurde Jena erneut Meister. Und wie: Am letzten Spieltag deklassierte man den Vizemeister FC Vorwärts Berlin auf dessen Platz mal eben mit 5:0. Und im Europapokal siegte man reihenweise gegen europäische Topteams. Altar Izmir. US Cagliari. Dosza Ujpest Budapest. Es folgte das Viertelfinale. Das ist legendär. Bis heute. Der FC Carl Zeiss Jena traf auf Ajax Amsterdam mit einem gewissen Johan Cruyff ...

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