Berlin. Ministerin Schulze will Entwicklungsländer bei der Suche nach Fachkräften stärker in den Blick nehmen – und dabei sensibel vorgehen.

  • Handwerker, Krankenpfleger und Co. fehlen in ganz Deutschland
  • Die Bundesregierung reagiert verstärkt auf den Fachkräftemangel - und wirbt im Ausland gezielt junge Menschen an
  • In welchen Ländern sogenannte Zentren für Migration entstehen und welche Probleme eine SPD-Ministerin dabei sieht, lesen Sie hier

Deutschland gehen die inländischen Fachkräfte aus. Deshalb sollen gezielt qualifizierten Menschen aus aller Welt in sogenannten Zentren für Migration und Entwicklung angeworben werden. „Bei der Suche nach Fachkräften sollten wir die Entwicklungsländer stärker in den Blick nehmen. Denn viele Entwicklungsländer stehen vor der Herausforderung, genügend Jobs für ihre junge, wachsende Bevölkerung zu schaffen“, sagte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) dieser Redaktion.

Im Februar hatte Schulze gemeinsam mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein Zentrum für Migration und Entwicklung in Ghana eröffnet. Dort soll vor Ort über legale Migrationswege, Fachkräftebedarfe und Ausbildungsmöglichkeiten informiert werden. „Weitere solche Zentren werden folgen“, erklärte Schulze nun und nannte als Orte Marokko, Tunesien, Ägypten, Jordanien, Nigeria, Ghana, Irak, Pakistan und Indonesien.

Schulze: Deutschland muss beim Anwerben von Fachkräften sensibel vorgehen

In Jordanien bereite die Bundesregierung derzeit laut Schulze ein Projekt vor, „das junge Menschen in Handwerksberufen ausbildet, die für die Energiewende gebraucht werden – in Deutschland und in Jordanien.“ Schulze warnte gleichzeitig, keine Konkurrenz um Fachkräfte auf dem internationalen Arbeitsmarkt zu schaffen.

Bundesministerin Svenja Schulze will den Fachkräftemangel in Deutschland mit Zuwanderung in den Griff bekommen.
Bundesministerin Svenja Schulze will den Fachkräftemangel in Deutschland mit Zuwanderung in den Griff bekommen. © epd | Hans Scherhaufer

Deutschland dürfe keinen Schaden anrichten in ärmeren Ländern, die ihre Fachkräfte selbst bräuchten. „Manche Länder wie zum Beispiel Kosovo oder auch Georgien sagen uns, dass sie ihre Fachkräfte selber brauchen – das müssen wir respektieren. In anderen Ländern wie Indien oder Ghana ist die Arbeitslosigkeit so hoch, dass sie in der Fachkräfte-Migration einen Nutzen für sich und ihre Bevölkerung sehen.“

Fachkräfte-Migration: Das steht im neuen Gesetz

Derzeit ist ein neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Arbeit. Konkret ist geplant, dass Kräfte aus Nicht-EU-Ländern künftig leichter nach Deutschland kommen können, um hierzulande zu arbeiten. Für ausländische Akademiker werden die bestehenden Gehaltsschwellen gesenkt. Wer einen Hochschulabschluss hat oder eine berufliche Qualifizierung vorweisen kann, soll in Deutschland künftig jede qualifizierte Beschäftigung ausüben können.

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Auch eine einschlägige Berufserfahrung im Ausland soll in Zukunft eine Einwanderung nach Deutschland ermöglichen: Wer mindestens zwei Jahre Erfahrung und einen im Herkunftsland anerkannten Abschluss hat, soll auch hierzulande arbeiten dürfen. Bislang ist es ausgesprochen schwierig und langwierig, vom Ausland aus einen Berufsabschluss in Deutschland anerkennen zu lassen. Künftig soll das Verfahren starten können, wenn die Person bereits in Deutschland beschäftigt ist.

Deutschland will vermehrt junge Fachkräfte aus Entwicklungländern anwerben. (Symbolbild)
Deutschland will vermehrt junge Fachkräfte aus Entwicklungländern anwerben. (Symbolbild) © kckate16/iStock

Schulze: Auch deutsche Wirtschaft muss sich anstrengen

Ein weiterer Weg zur Einwanderung soll schließlich das Arbeitsmarkt-Potenzial der einzelnen Person sein – die Einführung einer „Chancenkarte“ zur Arbeitssuche ist in Planung. Dafür will Deutschland nach kanadischem Vorbild ein Punktesystem aufbauen, das Kriterien wie Qualifikation, Alter, Sprachkenntnisse und Deutschlandbezug berücksichtigt.

Schulze sagte, sie als Entwicklungsministerin wolle zwar mit Zuwanderern den Fachkräftemangel in Deutschland in den Griff bekommen, „aber mit dem wachsenden Bedarf wird sich auch die deutsche Wirtschaft stärker engagieren müssen in den Entwicklungsländern.“ Und auch in Deutschland müssten „alle Register“ gezogen werden, „von der Weiterbildung, über die Senkung der Schulabbrecherquoten bis zur Frauenerwerbstätigkeit. Aber ohne mehr Einwanderung von Fach- und Arbeitskräften werden wir unseren Wohlstand in Deutschland nicht halten können.“